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Wie wild sind die „jungen Wilden“?

Im Bundesverband Junger Unternehmer (BJU) haben sich selbstständige Unternehmer aller Branchen im Alter bis 40 Jahre zusammengeschlossen. Die BJU-Mitglieder sind in 47 Regionalkreisen organisiert, die vor Ort ein regelmäßiges Veranstaltungsprogramm anbieten. Michael Oschmann ist Vorsitzender des Landesbereichs Bayern des BJU.

WiM: Die Party am Neuen Markt ist zu Ende. Was machen die jungen Unternehmer jetzt?
Eine zugegeben berechtigte Frage – wurde doch mehr Wert auf den Kontakt zum Finanzmarkt als zum Kunden gelegt. Die Arbeit am Produkt wurde zu Gunsten einer möglichst erfolgreichen nächsten Kapitalrunde hintangestellt. Dies hat sich komplett verändert. In den letzten Monaten war es sehr still um viele Unternehmen geworden, die sich nun mit neuen Produkten zurückmelden. Nun da die angebotenen Dienstleistungen und produzierten Güter in einer Phase sind, in der sie marktreif Nutzen stiften könnten, fehlen aber oftmals die Investitionen der Kunden in diese Produkte – und dies nicht nur aus den bekannten konjunkturellen Gründen. Man hat manchmal den Eindruck, dass sich ganze Branchen auch in der Vertrauenskrise befinden, da viele Menschen in diesen Börsensektoren Geld verloren haben.
Viel wichtiger noch als die schon börsennotierten Unternehmen sind jedoch die vielen neuen
kleineren Geschäftsideen und die vielen mittelständischen Betriebe, die nun vor dem Generationswechsel stehen. Sie sind auch in der Zukunft diejenigen, die den Hauptanteil der Ausbildungs- und Arbeitsplätze in unserer Gesellschaft schaffen werden. Wir waren nie richtig in der Partystimmung und sind deshalb nun auch nicht überrascht, wie das wirtschaftliche Leben tatsächlich funktioniert. Deshalb werden die jungen Unternehmer aus meiner Sicht weiterhin aktiv Ihre Position am Markt suchen und durch den vorhandenen Eigenantrieb zu unser aller Wohlstand beitragen.

WiM: Welches sind die wichtigsten aktuellen Projekte des BJU?
Zum einen ist es die wichtige Austauschplattform des BJU-Treffs, bei dem wir regelmäßig Erfahrungen als junger Unternehmer diskutieren, die, da ohne gegenseitiges geschäftliches Interesse, dem Nachfolger oder Existenzgründer Hilfe im unternehmerischen Alltag sind. Zum anderen durch aktuelle wirtschaftspolitische Themen veranlaßte größere Veranstaltungen. Ein großer Erfolg waren die jeweils mit 60 bis 80 Personen besuchten Veranstaltungen über die Riester-Rente, die wir zusammen mit Gerling organisierten, und über die Auswirkungen von Basel II in Kooperation mit der Sparkasse Nürnberg. Alle unsere Veranstaltungen publizieren wir unter www.bju-nordbayern.de.
Unsere bisher auffälligste Aktion der letzten Zeit ist die nun in die dritte Runde gehende Aktion www.lehrer-im-chefsessel.de, die uns gute Gelegenheit gibt, aktiv zum Verständnis für die Bedeutung des Unternehmertums in unserer Gesellschaft zu werben und zwar bei einer traditionell kritischen Zielgruppe – der Lehrerschaft.

WiM: Wie beurteilen Sie das Verhältnis zwischen BJU und Wirtschaftsjunioren?
Sehr gut, vor allem auf Landesebene besteht ein regelmäßiger Austausch über aktuelle Ereignisse. Unterschiede bestehen hauptsächlich durch die unterschiedliche Mitgliederstruktur, denn wir alle wissen, die „eine“ Wirtschaft gibt es nicht. Wenn der führende Manager einen Konzern verlässt, so tut er dies meist mit einem goldenen Handschlag, das Schicksal des mittelständischen Unternehmers ist hingegen meist sehr eng mit dem Schicksal des Unternehmens verbunden.
Dieser formale Unterschied findet aus meiner persönlichen Erfahrung aber keinen Niederschlag in Bezug auf das ehrenamtliche Engagement der Mitglieder beider Verbände. Wir finden hier große Gemeinsamkeiten in Bezug auf aktuelle Themen. Dieses gemeinsame Interesse wird durch gemeinsame Aktionen an Stärke und Aufmerksamkeit gewinnen können.
Durch den Anstoß einer gemeinsamen Veranstaltung mit Staatsminister Huber wurden Verbindungen geknüpft, die gerade bei dem großen Unglück, das die Flutkatastrophe mit sich gebracht hat, in eine schnelle gemeinsame Hilfe unter sehr aktiver Koordination der Wirtschaftsjunioren umgesetzt werden konnte.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2002, Seite 18

 
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