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Wer die Zukunft gewinnen will, muss in sie investieren

von Ludwig Georg Braun, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK)

von Ludwig Georg Braun, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK)

Die Themen Arbeitsmarkt, Steuern und Renten halten die Öffentlichkeit in Atem. Reformen in diesen Bereichen sind eine wichtige Basis für die „Zukunftssicherung“ des Standorts Deutschland. Doch das alleine reicht bei weitem nicht. Denn wir brauchen gleichzeitig mehr und vor allem kluge Investitionen in Forschung und Entwicklung. Die technologische Leistungsfähigkeit Deutschlands ist das Fundament für die Zukunft. Für ein ressourcenarmes Land wie Deutschland sind Wissen und technologisches Know-how das eigentliche Kapital. Die Spitzenposition in Forschung und technologischer Entwicklung war jahrelang Garant für Deutschlands internationale Wettbewerbsfähigkeit, für wirtschaftliches Wachstum und mehr Beschäftigung. Doch das ist leider nicht die Situation in der Gegenwart.

Innovationen in Deutschland entstehen nach wie vor in erster Linie in den Unternehmen. Sie haben trotz schwieriger Rahmenbedingungen die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung immer weiter gesteigert. Nun planen die Unternehmen hier jedoch verhaltener. Deutschlands Innovationsdynamik schwindet langsam, aber sicher. Andere Staaten ziehen vorbei. Deutschland rutscht international ins Mittelfeld ab. Darunter leidet inzwischen bereits spürbar das Wachstumspotenzial in unserem Land.

Wirtschaftliches Wachstum und neue Arbeitsplätze sind nur realistisch, wenn ein Schub quer durch alle Branchen geht. Soll der Innovationsmotor Wirtschaft wieder anspringen, brauchen die Unternehmen ein investitionsfreundliches Umfeld, verlässlich und wettbewerbsfreundlich. Im Jahr 2004 setzt sich die IHK-Organisation deshalb unter dem Motto „Innovation Unternehmen!“ verstärkt dafür ein, diese Bedingungen am Standort Deutschland zu verbessern.

Den Startschuss bildet ein politisch hochrangiger Kongress des DIHK am 3. Februar 2004 in Berlin, auf dem Bundeskanzler Gerhard Schröder seine Strategie für den Innovationsstandort Deutschland vorstellen wird. Fünf weitere überregionale Veranstaltungen des DIHK schließen sich an. Sie beleuchten die drängenden Themen Biotechnologie, Wissenschaftsnachwuchs, Innovationskooperationen, technologiebasierte Unternehmensgründungen und die Akzeptanz von Zukunftstechnologien. In den Regionen werden die IHKs das Jahresmotto mit zahlreichen Veranstaltungen und Publikationen vertiefen. Auf Basis der Erfahrungen im Jahr der Innovation wird die IHK-Organisation politische Forderungen formulieren und diese dann in Brüssel den europäischen Entscheidungsträgern überreichen.

Innovationspolitik als Querschnittsaufgabe berührt nahezu alle Politikbereiche, Steuern und Abgaben ebenso wie den Abbau bürokratischer Hürden. Kluge Köpfe, Unternehmertum, Fähigkeit zu Kooperationen und Offenheit für neue Technologien sind aber ebenso entscheidend, wenn es mit Deutschland wieder aufwärts gehen soll. Die Ergebnisse der Pisa-Studien und die demographische Entwicklung fordern uns ebenfalls heraus. Denn Innovation braucht qualifizierten Nachwuchs am Standort Deutschland. Hier liegt deshalb eine der Kernaufgaben der Politik für das kommende Jahrzehnt.

Darüber hinaus muss jedem klar sein, dass der Weg Deutschlands in die Wissensgesellschaft zu einem guten Teil über die Gründung von Unternehmen in neuen Technologiefeldern verläuft. Risikobereitschaft ist hier gefragt – ebenso wie kreative Formen der Bereitstellung von Risikokapital.

Angesichts immer kürzer werdender Innovationszyklen brauchen Unternehmen neben einer ausreichenden Finanzausstattung starke Partner: Kooperationen mit anderen Unternehmen und exzellenten Forschungsdienstleistern werden zunehmend wichtiger, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Ein effektives System zur Vermarktung und Verwertung von Ideen aus den Hochschulen sowie eine neue „Kundenorientierung“ der öffentlichen Forschung sind dringend erforderlich. Innovation gelingt aber vor allem dort, wo insgesamt mehr Autonomie und Wettbewerb die öffentliche Forschungslandschaft prägt.

Der Erfolg am Innovationsstandort Deutschland hängt schließlich davon ab, in welchem Maße die Menschen Zukunftstechnologien akzeptieren und deren Potenziale nutzen. In vielen Zukunftsfeldern bestehen Wissensdefizite, die bei vielen Bürgern zu Zurückhaltung und Distanz führen. Die Folge ist, dass trotz hervorragender Ergebnisse in Forschung und Entwicklung Unternehmen neue Produkte mangels Akzeptanz nicht in Deutschland herstellen – und sie hier oftmals auch nicht gut verkaufen können. Wissen bildet Vertrauen. Wir brauchen deshalb einen offenen Dialog über neue Technologien zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Nur das bietet jedem die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, welche Chancen und Risiken mit neuen Technologien verbunden sind.

Die IHK-Organisation lädt Sie ein, unter dem Jahresmotto „Innovation Unternehmen!“ gemeinsam für eine Verbesserung des Innovationsstandorts Deutschland einzutreten.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2004, Seite 34

 
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