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Sanierung weitgehend abgeschlossen

„Wir denken nicht mehr in Quartalen, sondern planen wieder langfristig,“ bringt Dr. Rainer Fechner den Stimmungsaufschwung in der Lucent Technologies Network Systems GmbH auf den Punkt. Für den Sprecher der Geschäftsführung resultiert der „sachte Optimismus“ aus dem letzten Drei-Monats-Abschluss des Geschäftsjahres 2002/2003 (Stichtag 30. September). Da hatte der US-amerikanische Mutterkonzern erstmals seit 13 Quartalen nach einer existenziellen Krise und einer radikalen Restrukturierung wieder ein positives Ergebnis eingefahren.

Auch in Deutschland dürfte der Sanierungskurs weitgehend abgeschlossen sein. Die Zahl der Mitarbeiter wurde in den letzten drei Jahren auf rund 1 500 halbiert, knapp 1 400 sind am Standort Nürnberg im Wesentlichen in Forschung und Entwicklung beschäftigt. Beim Umsatz bekam das Unternehmen den drastischen Sparkurs der Kunden im Segment Telekommunikations-Netzinfrastruktur/optische Glasfasernetze zu spüren. Hier brach der deutsche Markt um über ein Drittel ein, Lucent konnte aber den Marktanteil von acht Prozent als Nummer drei im Markt verteidigen und sogar neue Kunden hinzugewinnen. Unter dem Strich sackte aber das Deutschlandgeschäft – vorläufigen Zahlen zufolge – von 863 auf 410 Mio. Euro. Das entspricht einem Minus, bereinigt um den Einmaleffekt Fertigungsverkauf, von 44 Prozent. Das Ergebnis sei trotzdem schwarz ausgefallen.

„Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und wollen 2004 den Wachstumspfad beschreiten,“ gibt Fechner als Parole aus. Bereits Anfang Dezember habe man 50 Prozent der Aufträge, die für das Gesamtjahr geplant waren, unter Dach und Fach gehabt. So profitiert Lucent Deutschland von längerfristig geschlossenen Verträgen, etwa vom verlängerten Rahmenvertrag über DSL-Zugangstechnik für Accor. In Nordamerika rüstet Lucent das internationale Netz der Telekom-Tochter T-Systems mit neuer Technik aus. Für den Mobilfunkanbieter O2 wird Lucent u.a. europaweit eine Netzperformanceanalyse machen. Weiterer Impulsgeber ist der Übertragungsstandard für räumliche begrenzte Netzwerke (LAN), Ethernet, der mit Lucent-Technik mehrere LANs schnell verknüpfen kann.

Großer Hoffnungsträger ist das UMTS-Geschäft, von dem sich das Unternehmen eine kräftige Scheibe abschneiden will. So wird beispielsweise im spanischen Sevilla ein UMTS-Netz aufgebaut; eine Nürnberger Einheit arbeitet vor Ort in China, um den Mobilfunk in dritter Generation zu testen. Lucent hat hier Datenkarten, so genannte PCMIA-Karten entwickelt, die einen reibungslosen mobilen Zugang vom Notebook etwa ins Internet inklusive eines hohen Datentransfers ermöglichen. An dieser Entwicklung hat auch das NuMAC (Nuremberg Mobile Application Center) mitgewirkt. Einen großen Erfolg sieht Fechner in der Tatsache, dass Anwendungen in diesem Bereich tatsächlich funktionieren. Der entscheidende Schrittmacher für das Geschäft wird aber nicht vom Verbraucher ausgehen. Vielmehr rechnet Fechner mit „Killerapplikationen“ aus der Geschäftswelt, die für die breite Akzeptanz unerlässlich sind. Diesen Prozess konnte man beispielsweise sowohl beim Vormarsch des Telefax oder auch des Handys beobachten.

Künftig sollen aber neben einem starken Vertrieb auch weitere Felder von Nürnberg aus besetzt werden. Zum einen gehe es weiter darum, vorhandene Lösungen – auch auf Drängen der Kunden – etwa in rasend schnelle Übertragungswelten (z.B. Gigabit Ethernet) weiter auszubauen. Zum anderen will Fechner aber auch neue Segmente, etwa bei der öffentlichen Hand, erschließen.

tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2004, Seite 44

 
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