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Online-Marketing ohne Spam

Viele Internet-Anbieter versuchen, mit häufigen „Rundmailings“ Kunden zu binden. Doch das Vorgehen will überlegt sein.

Kunden mit regelmäßigen Anschreiben zu binden, ist im Internet schnell und günstig – aber nicht so einfach, wie es zu-nächst scheint. Dass es einer Firma mehr Ärger als Nutzen bringt, wenn sie einfach eine e-mail an ihr ganzes Adressbuch schickt, das hat sich inzwischen herumgesprochen. Gut gemachte e-mail-Newsletter verlangen von neuen Abonnenten eine zweite Bestätigung und weisen sie jederzeit darauf hin, wie sie sich wieder abmelden können. Doch weil es von diesen gut gemachten Aussendungen immer mehr gibt, geht die einzelne im Briefkasten des Empfängers ganz schnell unter. „Es gibt eine Newsletter-Manie“, sagt Marketing-Professor Helge Löbler von der Universität Leipzig. „Wer liest denn diese ganzen e-mails noch?“ Noch schlimmer kommt es für das Unternehmen, wenn sich der Empfänger gar nicht mehr daran erinnern kann, dass er die e-mails bestellt hat – dann hält er die neuen Nachrichten in seinem Posteingang für Spam. Zwischen zehn und 20 Prozent aller Newsletter kommen gar nicht erst beim Empfänger an, weil sie in Spam-Filtern hängen bleiben, schätzt Torsten Schwarz, der Leiter des Arbeitskreises Online-Marketing beim Internet-Verband Eco.

Weblogs als neues Instrument
Deshalb raten Experten dazu, auf andere Formen umzusteigen. Besonders populär sind zurzeit so genannte „Weblogs“, abgekürzt: „Blogs“. Das sind Seiten mit sehr einfachen Redaktionssystemen, auf denen die Betreiber ganz leicht neue Nachrichten einfügen können. Einige Blogs haben eine große Menge an Stammlesern, die immer wieder auf die Seite kommen – das zu erreichen, sollte das Ziel eines Unternehmens sein. „Das Potenzial von Weblogs ist außerordentlich groß. Denn wer so eines regelmäßig liest, hat wirklich Interesse“, sagt Informatik-Professor Manfred Leisenberg von der Bielefelder Fachhochschule des Mittelstands.

Der Flugzeughersteller Boeing lässt bereits seinen Marketingchef für Passagierflugzeuge ein Blog schreiben, bei General Motors blogt Vorstand Bob Lutz. Aber auch kleine Unternehmen können ein Blog stemmen. Jedes Unternehmen hat genügend Geschichten, um darüber in einem Weblog zu berichten. Das können Hintergrundartikel zur Technik sein oder auch Details von der Arbeit. Aber nicht für jedes Unternehmen lohnt sich ein Blog, schließlich müssen die Weblogs regelmäßig aktualisiert werden – und das kann viel Zeit kosten.

Wenn Weblogs eingesetzt werden, sollten die Autoren umgangssprachlich und subjektiv schreiben. Der Nutzer soll das Gefühl haben, er spreche mit dem Autor. Bei den meisten Blogs können die Leser zudem Kommentare zu den Artikeln abgeben – darauf sollten Blogger vorbereitet sein.

RSS-Reader
Mit speziellen Programmen, so genannten „RSS-Readern“, können Nutzer neue Meldungen von Nachrichtenseiten und Blogs automatisch anzeigen lassen. Immer mehr Internet-Nutzer haben so einen RSS-Reader. Bei einigen e-mail-Programmen ist diese Funktion inzwischen eingebaut – so kommen die Blog-Einträge ähnlich wie normale e-mails in einen Posteingang. Mit einem Unterschied: Der Nutzer sucht sich selbst aus, welche Nachrichten und Blogs er lesen will – Spam gibt es nicht. Steht eine Firma erst mal mit in dieser Liste, geht sie auch nicht mehr zwischen dem Spam unter.

Patrick Bernau, bern@patrick-bernau.de
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2005, Seite 16

 
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