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Die Gründe für den hohen Strompreis

Hohe Brennstoffpreise, die CO2-Zertifikate und die Marktmacht der Versorger hat eine aktuelle Studie als Preistreiber ausgemacht.

Die hohen Brennstoffpreise und die Aufschläge für die CO2-Zertifikate sind die Hauptursache dafür, dass der Börsenpreis von Strom in den vergangenen Jahren so stark gestiegen ist. Das haben die Erlanger Wirtschaftswissenschaftler Dr. Hans-Günter Schwarz und Christoph Lang in einer jetzt veröffentlichten Studie belegt. Außerdem konnten die beiden Forscher nachweisen, dass die Aufschläge der Stromanbieter auf die Erzeugerkosten seit 2000 stark gestiegen sind. Schwarz und Lang analysierten dazu die Entwicklung der Strompreise auf Großhandelsebene zwischen 2000 und 2005. Die vollständige Studie mit dem Titel „The rise in German wholesale electricity prices: Fundamental factors, exercise of market power, or both?“ kann im Internet heruntergeladen werden (www.economics.phil.uni-erlangen. de, Rubrik „Forschung“/„Working Papers“).

Der Einfluss der großen Anbieter auf die Strompreise sei in den letzten Jahren stark gewachsen, nachdem deren Marktmacht bis 2002 keine Rolle gespielt habe. Das änderte sich ab dem Jahr 2003 nach Aussage der beiden Autoren der Studie drastisch: Da erhöhten die Stromanbieter den Aufschlag auf die Erzeugerkosten auf ca. 30 Prozent. Eine Megawattstunde Strom kostete 33,60 Euro, während die Erzeugerkosten lediglich bei 23,90 Euro lagen. 2004 und 2005 gingen die Aufschläge auf 17 bzw. 20 Prozent zurück.

Der durchschnittliche Aufschlag auf die Grenzkosten war 2005 in etwa der gleiche wie 2004, allerdings schwankte er viel stärker. „Es gab im vergangenen Jahr Monate, in denen der Aufschlag mehr oder weniger Null betrug, in anderen war er relativ groß“, sagt Hans-Günter Schwarz. Auch für dieses auf den ersten Blick überraschende Ergebnis haben die Erlanger Energiespezialisten eine Erklärung: „Die Stromerzeuger waren auf Grund der anstehenden Zuteilung der CO2-Zertifikate für die zweite Handelsperiode in einem strategischen Dilemma: Wenn 2005 Basisjahr für die nächste Handelsperiode wird, ist es zumindest für einen Anbieter vorteilhaft, seine Produktion auszuweiten, um mehr Zertifikate zu erhalten. Diese Strategie ist vorteilhaft, solange sie nur ein Erzeuger anwendet und die anderen nicht. Dadurch können sich wechselnde optimale Strategien ergeben, was die fluktuierenden Aufschläge im Jahr 2005 erklären könnte.“

Für die Studie entwickelten die beiden Ökonomen ein mathematisches Modell, das die Kosten der Stromerzeugung für jede Stunde ermittelt. Mit ihrer Arbeit schließen Schwarz und Lang eine große Lücke für die Forschung: Im Gegensatz zur intensiv geführten öffentlichen Debatte um den Strompreis gab es bislang nur eine einzige wissenschaftliche Untersuchung aus dem Jahr 2004, die die Marktmacht der Stromerzeuger für den Zeitraum 2000 bis 2003 analysiert.

Externer Kontakt: Uni Erlangen-Nürnberg, Tel. 09131/85-22381, Hans-Guenter.Schwarz@wiwi.phil.uni-erlangen.de
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2006, Seite 15

 
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