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Auf gleicher Augenhöhe

In der Metropolregion Nürnberg ist das gleichberechtigte Miteinander oberste Prämisse. Warum das so ist, erklärt sich aus der Geschichte ihrer Gründung.

Das Prinzip des Miteinanders galt im Großraum Nürnberg schon lange, bevor die Region Metropolregion wurde. Seit Jahrzehnten tauschen sich die Oberbürgermeister von Erlangen, Fürth, Nürnberg und Schwabach regelmäßig in Nachbarschaftskonferenzen aus. Im Jahr 1996 gründeten zahlreiche Städte und Landkreise, Verbände und Unternehmen den Marketingverein "Die Region Nürnberg e.V." und werben seither gemeinsam für die Region. Besondere Bedeutung kommt auch dem Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) zu: Mit einem einheitlichen Tarifsystem erschließt sein Streckennetz die Region seit über 20 Jahren mit Bus und Bahn über kommunale Grenzen hinweg.

Der Erfolg dieser Kooperationen förderte das Bewusstsein, dass ein Zusammenschluss zur Metropolregion auf breiterer Ebene sinnvoll und notwendig ist, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Anders als Ballungsräume wie Berlin, München oder Stuttgart musste die Region Nürnberg allerdings hart für den begehrten Titel kämpfen.

"Metropolregionen sind wie Golfclubs: Jeder will rein und wenn man drin ist, will man keinen mehr reinlassen", so der augenzwinkernde Vergleich von Dr. Ulrich Maly, Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg. Denn obwohl Nürnbergs "Gateway-Funktion" als Tor nach Osteuropa bereits 1997 anerkannt war, musste die Region noch einige Jahre warten. Erst am 28. April 2005 stieg der Großraum Nürnberg durch Beschluss der Raumordnungsminister des Bundes und der Länder in die "Champions League" der europäischen Wirtschaftsregionen auf – als Europäische Metropolregion Nürnberg.

Spielregeln der Zusammenarbeit
Das Ziel war erreicht, doch nun ging die Arbeit erst richtig los! Nur zwei Wochen später unterzeichneten rund 60 Verantwortliche aus Kommunen, Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Kultur die "Charta der Metropolregion Nürnberg". Sie legt die Prämissen der Kooperation, die Aufgaben und Ziele der Metropolregion fest. Die wichtigsten davon: Die Metropolregion Nürnberg ist ein freiwilliger Zusammenschluss, der sich als offen und dynamisch versteht. Wer dabei sein will, ist willkommen. Zudem setzt die Metropolregion in ihren Beschlüssen ganz auf Konsens. Hier gilt die Macht des Arguments, nicht der Zwang der Mehrheit. Erklärte Funktion der Metropolregion ist es, die Region nach innen zu stärken und nach außen zu profilieren. Dabei nimmt die Metropolregion nur Aufgaben wahr, die nicht von den Kommunen oder anderen Institutionen erfüllt werden. Und schließlich definiert die Charta auch die organisatorische Struktur. Sie macht das erprobte Miteinander zum tragenden Prinzip – auf gleicher Augenhöhe.

Gleiches Recht für alle
Das Organisationsmodell der Metropolregion Nürnberg gilt als innovativ und vorbildhaft. Der Grund: Ihre "metropolitane Governance" – so nennt man diese besondere Form der Selbststeuerung – holt staatliche und nichtstaatliche Vertreter als gleichberechtigte Partner an einen Tisch. Über 300 Experten aus Politik und Verwaltung, Unternehmer, Wissenschaftler und Kulturmanager bringen ihre Kompetenzen für die gemeinsame Sache ein. Von einem metropolitanen Aktionismus kann allerdings keine Rede sein. Die Charta legt fest, welche Bereiche durch ausgewählte Projekte gezielt zu fördern sind: Wirtschaft und Infrastruktur, Wissenschaft, Verkehr, Kultur und Sport, Tourismus und Marketing.

Entsprechend gibt es sechs Foren, in denen Spezialisten über Strategien aus ihren Fachgebieten beraten. Jedes Forum wird von einem Geschäftsführer geleitet, dem ein fachlicher und ein politischer Sprecher zur Seite stehen. Diese dreiköpfigen Teams bilden gemeinsam den Steuerungskreis. Er bündelt die in den Foren erarbeiteten Vorschläge und spricht seine Empfehlungen an den eigentlichen Entscheidungsträger aus, den Rat – das demokratische Herz der Metropolregion. Der Rat setzt sich aus den 33 Oberbürgermeistern, Bürgermeistern und Landräten zusammen, die die kreisfreien Städte und Landkreise der Metropolregion vertreten. Jede Stadt und jeder Landkreis hat genau eine Stimme, ganz gleich ob Halbmillionenstadt oder dünn besiedeltes Landgebiet. Auch die 17 bevölkerungsreichsten Gemeinden der Metropolregion haben je eine Stimme. Hinzu kommen vier kooptierte, also vom Rat gewählte Mitglieder aus der bayerischen Staatsregierung, den Regierungsbezirken und Bezirkstagen. Insgesamt hat der Rat also 54 Mitglieder. Aus seinen Reihen werden für jeweils drei Jahre der Ratsvorsitzende und zwei Stellvertreter gewählt. Dem Ratsvorsitz arbeitet eine eigene Geschäftsstelle zu.

Innerhalb weniger Monate nach der Anerkennung zur Europäischen Metropolregion Nürnberg war mit der metropolitanen Governance aus Rat, Steuerungskreis und Foren ein Bündnis aus Überzeugung geschaffen.

Externer Kontakt: Dr. Janette Witt
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2008, Seite 22

 
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