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Was wird hier gespielt?

400 Premieren, davon 100 Opernpremieren, und 8 500 Vorstellungen insgesamt hat Staatsintendant Prof. Dr. Wulf Konold in Nürnberg verantwortet. Ende August 2008 verlässt er das Staatstheater. WiM sprach mit ihm über die laufende Spielzeit und seine Bilanz.

Aller Orten beginnt der Festspielsommer. Welche Akzente setzt heuer das Staatstheater?
Das Staatstheater hat ja seine Festspiele in diesem Jahr schon hinter sich, mit den zweiten internationalen Gluck-Festspielen, die im März sehr erfolgreich über die Bühne gegangen sind. Die letzte Spielzeit nach zwölf Dienstjahren ist natürlich eine Spielzeit in der man versucht, Bilanz zu ziehen und auch Programmatisches zu hinterlassen. So gibt es im Juli noch einmal die drei Mozartschen da Ponte-Opern. Hinzu kommt die Betonung des großen Opernrepertoires: Wir haben die Spielzeiten mit Verdis Don Carlos eröffnet, stehen jetzt kurz vor der Premiere von Lohengrin und wir haben, auch das war mir immer wichtig, die zeitgenössische Oper intensiv ins Auge genommen. Auch da gab es im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände am Anfang der Saison eine Uraufführung. Selbst wenn es keine Opernfestspiele im Sommer gibt wie in München, kann das Haus sich gleichwohl sehen lassen.

Wie lautet Ihre persönliche Bilanz?
Als ich 1996 nach Nürnberg kam, fand ich ein in jeder Hinsicht problematisches Haus vor: Ein Musiktheater, das programmatisch interessant war, aber am Publikum vorbeispielte. Ein Schauspiel, das in einer gewissen Konservativität erstarrt war, außerdem keinerlei Berührung zum Musiktheater fand. Ein total überaltertes Ballett, das auch den Glauben an die eigene Kreativität verloren hatte und vor allem ein Haus, das notorisch unterfinanziert war und mit knapp acht Prozent Eigenfinanzierung am Ende aller deutschen Theater stand.

Heute können wir sagen, das Staatstheater steht künstlerisch sehr gut da. Das Musiktheater hat sich gefestigt und international Beachtung gefunden, man denke an das Gastspiel mit dem "Ring des Nibelungen" in Peking im Jahr 2005. Das Schauspiel hat unter Klaus Kusenberg einen zeitgenössischen, sehr aktuellen Spielplan und hat höhere Auslastungszahlen als sie früher der Fall waren und mit Daniela Kurz war zehn Jahre lang eine der führenden Tanztheaterkompanien Deutschlands hier in Nürnberg. Wirtschaftlich steht das Haus auch sehr gut da. Wir haben inzwischen eine Eigenfinanzierungsquote von 20 Prozent und liegen damit mit an der Spitze der Dreispartenhäuser Deutschlands. Das ist natürlich primär eine Folge der Tatsache, dass die ehemaligen Städtischen Bühnen seit 2005 Staatstheater sind. Stadt und Freistaat teilen sich die Trägerschaft in einer wie ich finde, sehr innovativen Rechtsform, nämlich als Stiftung öffentlichen Rechts. Alles in allem ist das etwas, auf das man durchaus mit Stolz zurückblicken kann.

Welche Rolle spielt der Opernball?
Eine ganz wichtige. Ich erwähne in diesem Zusammenhang ausdrücklich Axel Baisch, der sehr intensiv daran mitgearbeitet hat, das Haus eben auch in der Öffentlichkeit und in der Wirtschaft wieder anders hinzustellen. Wir haben im Jahr 1996 null Sponsorenmittel gehabt. Inzwischen gelingt es, große Gastspiele oder so etwas wie das Gluck-Fest über Drittmittel, also Sponsorenmittel zu finanzieren. Das sind hohe sechsstellige Beträge, die wir aus dem eigenen Haushalt gar nicht erwirtschaften könnten. Das zeigt, welchen Stellenwert das Haus inzwischen hat und der Opernball, den es seit 2002 gibt, hat dazu ganz intensiv beigetragen. Er ist das gesellschaftliche Ereignis in Nürnberg geworden. Auch für diejenigen, die nicht unbedingt in eine normale Opernvorstellung gehen, die gehen gerne in das festlich geschmückte Haus, das dann für einen Abend in ein Ball-Haus verwandelt wird und genießen das Ambiente.

Ein Blick nach vorn: wie hat man sich die Amtsübergabe vorzustellen?
Ich habe das Gefühl, dass die Amtsübergabe an meinen Nachfolger Peter Theiler sehr reibungslos verläuft. Er wird andere Akzente setzen. Ganz klar ist, es wird kein Tanztheater mehr geben, sondern sozusagen ein eher neo-klassisches Ballett. Das muss man abwarten, ob das in einem Haus von dieser Größenordnung funktioniert. Spielplanentscheidungen gehen ein wenig anders als sie vor allem im Musiktheater bei mir gingen. Ich wünsche ihm und dem Haus "toi toi toi", dass es erfolgreich weiterläuft.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2008, Seite 26

 
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