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Sicherheit im Einzelhandel

Finger weg!

Mit welchen Tricks arbeiten Ladendiebe? Eine IHK-Veranstaltung gab Geschäftsinhabern praktische Hinweise.

Kriminal-Hauptkommissar Peter Herbst weiß aus eigener Erfahrung: "Der Ladendiebstahl ist auch in Nürnberg ein großes Thema." Bei der IHK-Veranstaltung "Sicherheit im Einzelhandel" berichtete er darüber, wie Ladendiebe vorgehen. Der einfachste Trick ist, die Ware in einem unbeobachteten Moment einzustecken. Arbeiten die Ladendiebe im Team, nimmt einer den Artikel an sich, während die anderen das Personal im Geschäft ablenken.

Eine andere Variante ist der Weißmacher-Trick. Dabei präpariert der Ladendieb die neue Ware, als würde sie ihm bereits gehören. So bestückt er z.B. ein neues Sakko mit persönlichen Gegenständen wie Schlüssel und Geldbeutel. Dadurch erweckt er den Eindruck, als hätte er das Kleidungsstück bereits beim Betreten des Geschäfts angehabt. Ähnlich ist es beim Zwiebeltrick. Dabei zieht der Ladendieb mehrere Kleidungsstücke übereinander an.

Eine weitere Variante ist das Umpacken von teurer Ware in Billigverpackungen. Wird dieser Trick an der Kasse nicht bemerkt, zahlt der Ladendieb nur für den einen Artikel. Die anderen darin versteckten schleust er an den Kassierern vorbei. Gern praktizieren Ladendiebe auch den Kinderwagen-Trick. Stellt sich an der Kasse dann heraus, dass darin Waren versteckt sind, kommt meistens als Entschuldigung: "Das muss der Kleine wohl eingesteckt haben."

Wie sichert man sich ab?
Dabei ist es gar nicht so schwierig, sich gegen Ladendiebstahl zu sichern. "Am wichtigsten ist es, die Notausgänge mit einer elektronischen Fluchtwegsicherung auszustatten", empfiehlt Peter Herbst. Damit hätten Ladendiebe keine Chance, unbemerkt zu entkommen. Darüber hinaus gibt es mechanische Sicherungen für die Waren wie abschließbare Glasvitrinen oder Metallbügel an den Artikeln. Auch die Videoüberwachung inklusive eines entsprechenden Hinweisschildes sowie die elektronische Sicherung von Artikeln beugen Ladendiebstählen vor. "Zudem ist es wichtig, dass die Verkaufsräume überschaubar und hochpreisige Artikel immer im Blickfeld des Personals sind", ergänzt der Experte von der Kriminalpolizei. Außerdem sollte es in den Umkleidekabinen keine Möglichkeiten geben, um dort Waren zu verstecken.

Die beste Sicherung sind sowieso die Mitarbeiter. Einen Ladendieb zu erkennen sei relativ einfach: "Er verhält sich ausgesprochen nervös", sagt Herbst. "Der Ladendieb beobachtet das Personal, fasst die Ware immer wieder an, geht unruhig auf und ab." Entdeckt ein Mitarbeiter einen verdächtigen Kunden, sollte er diesen direkt darauf ansprechen und dabei einen Kollegen aus dem Betrieb zur Sicherung an der Seite zu haben. "Das hilft. Die meisten der Angesprochenen verlassen danach sofort den Laden."

Ladendiebstahl ist die eine Sache. "Raubüberfälle sind die andere", erklärt Irina Lenssen von der Berufsgenossenschaft Handel und Warendistribution (BGHW). "Auch davon ist der Einzelhandel betroffen. Es lohnt sich also, in die Sicherheit zu investieren." Als positive Beispiele führt Lenssen Tankstellen und Juweliere an, die inzwischen sehr gut abgesichert seien. Mit der Folge, dass die Zahl der Raubüberfälle auf diese Geschäfte erheblich zurückgegangen sei.

Verhalten bei Raubüberfällen
Werden Beschäftigte im Einzelhandel Opfer eines Raubüberfalls, gibt es einige Verhaltensregeln, die sie beachten sollten. Die wichtigste davon ist, dass "das eigene Leben und die Gesundheit immer im Vordergrund zu stehen haben", betont Lenssen und rät, "die Ruhe zu bewahren, überlegt zu handeln, nicht um Hilfe zu schreien und hektische Bewegungen zu vermeiden". Denn auch der Täter stehe unter Hochspannung. Deswegen sollte das Opfer seinen Anweisungen widerspruchslos folgen und den Alarm erst dann auslösen, wenn keine akute Gefahr mehr besteht, am besten erst, wenn der Täter das Geschäft verlassen hat. Bis dahin rät die Expertin sich das Äußere des Täters einzuprägen, um später der Polizei genaue Angaben darüber machen zu können. Nach dem Überfall gilt es zunächst, Polizei und Rettungsdienst zu benachrichtigen. Genauso wichtig ist die psychologische Erstbetreuung z.B. durch den Geschäftsinhaber, der sich um den überfallenen Mitarbeiter kümmert. Lenssen empfiehlt außerdem, jeden Raubüberfall gleich der Berufsgenossenschaft zu melden. Nur dann sei eine umgehende psychologische Betreuung der Opfer machbar.

Das Verhalten bei Raubüberfällen sollte durchgespielt werden, um im Ernstfall vorbereitet zu sein. Eine Grundregel: "Nicht den Helden spielen, den Täter nicht verfolgen." Ebenso wichtig ist es laut Lenssen, das Bargeld regelmäßig aus den Kassen zu entnehmen und zur Bank zu bringen. Das sollte allerdings nie vor den Augen der Kunden geschehen. Das wecke ebenso Begehrlichkeiten wie die häufige Praxis, die Tageseinnahmen in einer Geldbombe zur Bank zu tragen. "Eine unauffällige Tasche ist da die bessere Lösung", so die Expertin von der Berufsgenossenschaft.

Auch im Laden selbst kann der Einzelhandel Präventivmaßnahmen treffen. So sollten die Ein- und Ausgänge vom Kassenbereich aus einsehbar sein. Zusätzlich zu empfehlen sind selbstschließende Türen, eine Videoüberwachung und eine Außenbeleuchtung.

Autor/in: 
Norbert Gstattenbauer
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2009, Seite 12

 
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