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IHK-Konjunkturumfrage

Wirtschaft kommt gut in Fahrt

Die Exporte sind der Motor des Aufschwungs in Mittelfranken. Auch Beschäftigung und Konsumklima zeigen sich stabil, die Investitionen ziehen an.

Die mittelfränkische Wirtschaft hat sich im ersten Quartal 2010 anhaltend erholt und gewinnt im Frühsommer weiter an Tempo. Die Unternehmen berichten von einer klaren Verbesserung ihrer Geschäftslage. Die Auftragsbücher der Industrie sind deutlich besser gefüllt, wobei die exportstarken Unternehmen derzeit vom niedrigen Euro-Kurs profitieren. Auch das Geschäftsvolumen von Großhändlern, Handelsvertretern und unternehmensnahen Dienstleistern mit der Industrie ist weiter gewachsen, so die aktuelle IHK-Konjunkturumfrage.

Verbraucher mit guter Stimmung

Zu einem zweiten Standbein der Erholung hat sich der private Konsum entwickelt. Die Angst der Verbraucher, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, schwindet. Denn der massive Einsatz von Kurzarbeit hat vielfach Arbeitslosigkeit verhindert, zudem nehmen die Konsumenten die wirtschaftliche Erholung wahr. Diese positive Stimmung kommt dem Einzelhandel und den verbrauchernahen Dienstleistern zugute.

Die mittelfränkische Wirtschaft wurde von dem weltweiten Nachfrageeinbruch nach dem Höhepunkt der Finanzkrise im Herbst 2008 stark in Mitleidenschaft gezogen. Nach der Stabilisierung und allmählichen Besserung der Auftrags- und Erlössituation bis Ende 2009 gewinnt die Erholung jetzt an Fahrt. 27 Prozent der Befragten bezeichnen ihre aktuelle Geschäftslage als „gut“, 57 Prozent als „befriedigend“ und 16 Prozent als „schlecht“. Der Saldo aus „gut“- und „schlecht“-Stimmen hat sich seit Jahresbeginn um 23 Prozentpunkte verbessert und liegt erstmals seit fast zwei Jahren wieder im Positiven. Zwar wird das Niveau von Kapazitätsauslastung, Umsatzerlösen oder Erträgen aus den Zeiten vor der Krise noch nicht erreicht, aber die Konjunkturampel hat auf Grün geschaltet.

Die mittelfränkischen Unternehmen rechnen damit, dass sich Auftragseingänge und Umsätze im weiteren Jahresverlauf zunehmend erholen. 32 Prozent der Befragten erwarten eine Verbesserung ihrer Geschäftslage, nur zehn Prozent fürchten eine Verschlechterung. Der Saldo ist damit um 20 Prozentpunkte gegenüber dem Jahresbeginn gestiegen. Der gewachsene Optimismus geht quer durch alle Sektoren; die Unternehmer gehen davon aus, dass der Arbeitsmarkt stabil bleibt, der Konsum wächst und der Export gut läuft. Konjunkturelle Risiken aus einer Euro-Abwertung und steigenden Importpreisen werden kaum beachtet.

Entwicklung nach Branchen

Die mittelfränkische Industrie kann dank kräftig sprudelnder Auftragseingänge aus dem Ausland darauf hoffen, dass sie sich von den tiefen Umsatzeinbrüchen nach der Finanzkrise erholt. Besonders zuversichtlich sind die Hersteller von Investitionsgütern. Die mittelfränkischen Produzenten lösen auch die Investitions- und Beschäftigungsbremsen, die noch zu Jahresbeginn auf einen langsameren Wachstumspfad deuteten. Aber immer noch fast die Hälfte der Befragten bezeichnet die derzeitige Kapazitätsauslastung als „nicht ausreichend“. Doch das Tempo, mit dem sich die Auftragsbücher seit Jahresbeginn 2010 füllen, und die Erwartung anhaltenden Umsatzwachstums nähren den Optimismus der Industriebetriebe und drängen erste Sorgen über steigende Material- und Personalkosten in den Hintergrund.

Die Urteile und Erwartungen der mittelfränkischen Bauwirtschaft bleiben im Mai 2010 erneut hinter dem Durchschnitt zurück. Dabei sind nach dem langen Winter alle Kurven nach oben gerichtet und liegen ausnahmslos über dem saisonal vergleichbaren Vorjahresstand. Dennoch kann die Sommerbelebung die anhaltenden strukturellen Probleme der Branche nicht überdecken. Der Wohnungsbau stagniert bereits seit Jahren, dem Wirtschaftsbau fehlt es derzeit konjunkturell bedingt an Volumen. Im öffentlichen Bau mangelt es nach den Konjunkturprogrammen 2009 angesichts leerer kommunaler Kassen an Anschlussaufträgen. So prägen weiterhin steigende Kosten und Preisdruck bei nicht ausreichend ausgelasteten Kapazitäten das Bild der Branche.

Der mittelfränkische Handel zeigt sich im Frühsommer 2010 so zufrieden mit seiner aktuellen Lage wie seit der deutschen Vereinigung nicht mehr. Begleitet wird dies durch gewachsenen Optimismus. Die industrienahen und die international aktiven Handelsbetriebe profitieren wie die Industrie selbst von der unerwartet kräftigen Erholung der Nachfrage auf den Weltmärkten. Die Sorgen des Einzelhandels noch zu Jahresbeginn um mögliche Nachfrageausfälle wurden durch die Verbraucher widerlegt. Vielmehr steigt das Konsumklima dank stabiler Arbeitsmarktentwicklung und positiver Konjunkturperspektiven – und wer angesichts staatlicher Haushaltsdefizite und Euro-Turbulenzen Preissteigerungen fürchtet, gibt sein Geld jetzt leichter aus.

Urteile und Planungen der unternehmensnahen Dienstleistungsunternehmen verbessern sich zum dritten Mal in Folge. Dennoch bleibt weiterhin Luft nach oben: Im Urteil über die Geschäftslage und die aktuelle Umsatzentwicklung zeigen sich Güterverkehrsbetriebe mehrheitlich nicht zufrieden, die Umsätze haben sich weiterhin rückläufig entwickelt. Neben Speditionen berichten auch Vertreter der Medienwirtschaft noch über freie Kapazitäten. Ebenso wie die übrigen unternehmensnahen Dienstleister sind sie aber zuversichtlich, dass ihre Auftragslage eine bessere Auslastung in den kommenden Monaten sichert. Um für zunehmende Auftragseingänge gerüstet zu sein, planen alle Teilbranchen mit höheren Investitionen und wachsenden Belegschaften.

Die verbrauchernahen Dienstleistungen entwickeln sich schon während des gesamten Jahres 2010 höchst unterschiedlich. Betriebe aus dem Freizeit-, Kultur- und Gesundheitsgewerbe sowie dem Vermittlungs- und Versicherungswesen äußern sich ähnlich zufrieden mit der aktuellen Geschäftslage wie die ebenfalls verbraucherbezogenen Einzelhändler oder auch die unternehmensnahen Dienstleister. Zudem zeigen sie sich zuversichtlich und planen mit größeren Belegschaften und höheren Investitionsbudgets. Dagegen klagen Vertreter der Reisebranche sowie vor allem die Unternehmen aus dem Gastgewerbe über gesunkene Umsätze, rückläufige Gästezahlen sowie über eine Ertragslage, die sich trotz der Mehrwertsteuersenkung für Beherbergungsleistungen verschlechtert hat.

Investitionen und Beschäftigung

Die Investitionspläne der mittelfränkischen Unternehmen folgen den guten Geschäftserwartungen nahezu ohne Verzögerung. Die Aufhellung des Investitionsklimas zeigt sich in der Industrie noch deutlicher als im Durchschnitt aller Branchen – das bedeutet, die Industrieinvestitionen erweisen sich erneut als entscheidende Triebfeder des Aufschwungs.

Am mittelfränkischen Arbeitsmarkt setzt sich die im letzten Herbst eingeläutete Wende nach dem saisonalen Stillstand während des Winterhalbjahres im Frühsommer 2010 sehr deutlich fort. Während wenige Betriebe Entlassungen erwägen, ist die Zahl der Unternehmen gestiegen, die neue Stellen schaffen. Inzwischen planen die Industriebetriebe bereits wieder mit wachsenden Belegschaften. Noch deutlicher zeigt sich der Aufschwung im unternehmensnahen Dienstleistungssektor, der seine hohe Bedeutung als Jobmotor im Strukturwandel erneut unter Beweis stellt.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2010, Seite 20

 
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