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IHK-Konjunkturumfrage

Hochsommerliche Stimmung

Die mittelfränkischen Unternehmen sind bester Laune: Gute Geschäfte und ein anhaltender Optimismus sorgen für Spitzenwert beim Konjunkturklima.

Die Geschäftslage der Unternehmen hat sich zum sechsten Mal in Folge verbessert und erreicht einen neuen Rekordwert. Jedes zweite mittelfränkische Unternehmen meldet aktuell gute Geschäfte. Und auch der Blick in die Zukunft ist anhaltend positiv: 90 Prozent der Unternehmer gehen davon aus, dass in den kommenden Monaten keine Verschlechterung der Wirtschaftslage eintritt, jedes dritte Unternehmen rechnet sogar mit einer weiteren Verbesserung. Das sind die wesentlichen Ergebnisse der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage.

Damit erreicht das Konjunkturklima hochsommerliche Temperaturen: Mit einem Plus von 1,6 Prozentpunkten gegenüber dem Frühjahr klettert der IHK-Konjunkturklima-Index auf einen Höchstwert von 132,8 Punkten. Besonders positiv: Der Optimismus der mittelfränkischen Wirtschaft spiegelt sich auch in deren Investitions- und Beschäftigungsplänen wider. Diese sind weiterhin auf hohem Niveau und geben der mittelfränkischen Wirtschaft starke Wachstumsimpulse.

Das positive Wirtschaftsklima ist primär auf die sehr gute Entwicklung des Auftragsvolumens zurückzuführen. Jedes zweite Unternehmen gibt an, dass sich die Auftragslage verbessert hat. Die Betriebe sehen optimistisch in die Zukunft, obwohl sie deutliche Kostensteigerungen spüren und weiterhin erwarten. Positive Impulse für die mittelfränkische Wirtschaft kommen aus dem In- und Ausland gleichermaßen. Besonders positiv wird die Geschäftsentwicklung mit dem ostasiatischen Raum eingeschätzt. Aber auch die Binnenmärkte treiben die Wirtschaft an. Bau, Handel und die Reisebranche zeigen sich zufrieden wie lange nicht mehr. Gute Exportgeschäfte, eine stabile Inlandsnachfrage und eine positive Stimmung dank Aufschwungdynamik: Insgesamt also eine stabile und robuste Ausgangslage für den mittelfränkischen Wirtschaftssommer 2011.

Geschäftslage

Die mittelfränkische Wirtschaft beurteilt die aktuelle Geschäftslage anhaltend positiv: Mit einem Saldo von +40 wird die Lage nochmals besser eingeschätzt, als dies im Frühjahr der Fall war. Jedes zweite Unternehmen meldet aktuell eine Verbesserung der Lage, der Anteil der „schlecht“-Stimmen ist mit 9 Prozent unverändert. Insgesamt zeigt sich ein ausgewogenes Stimmungsbild bei den mittelfränkischen Unternehmen: In allen Branchen überwiegt der Optimismus deutlich.

Ähnliches gilt für die Geschäftserwartungen der mittelfränkischen Wirtschaft, auch diese sind ungebrochen positiv. Aufgrund der guten Geschäftslage schaut die Mehrheit der Unternehmen weiterhin zuversichtlich auf die kommenden Monate, trotz der gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise, der politischen Unruhen in Nordafrika und der Natur- und Umweltkatastrophe in Japan. 35 Prozent der befragten Betriebe erwarten eine Verbesserung der Geschäfte, 10 Prozent rechnen mit einer ungünstigeren Entwicklung. Der Saldo sank damit geringfügig um einen Punkt auf +25.

Entwicklung in den Branchen

Die mittelfränkische Industrie hat noch einmal deutlich an Schwung gewonnen. Im Saldo hat sich die Geschäftslage der Industrieunternehmen gegenüber dem Jahreswechsel um weitere +10 Punkte verbessert, sie liegt aktuell bei einem Wert von +49. Rund 60 Prozent der Unternehmen berichten von guten Geschäften, besonders die Investitionsgüterindustrie profitiert von der anziehenden Wirtschaftskraft. Ebenso viele Industriebetriebe berichten von gestiegenen Auftragseingängen – und zwar aus dem In- und Ausland gleichermaßen. Entsprechend des Auftragsbestandes wird von einer guten Kapazitätsauslastung berichtet, 87 Prozent zeigen sich hier zufrieden. Insgesamt blickt die mittelfränkische Industrie weiterhin positiv in die Zukunft: Zwar sind die Erwartungen um 4 Punkte zurückgegangen und damit etwas zurückhaltender als noch im Frühjahr, sie bleiben aber auf hohem Niveau. Die Investitions- und Beschäftigungspläne der Industrie sind anhaltend positiv.

Von einem erfreulichen Aufwärtstrend berichtet die Bauwirtschaft. Der Saldo der Geschäftslage stieg um +22 Punkte auf +46 Punkte an. Diese positive Entwicklung geht deutlich über die im Frühsommer übliche, saisonbedingte Verbesserung der Geschäftslage in der Bauwirtschaft hinaus. Drei von vier Bauunternehmen gehen davon aus, dass sich diese positive Entwicklung fortsetzt, jedes fünfte geht sogar von einer weiteren Verbesserung aus. Optimismus zeigt die Baubranche in ihren Planungen: Die Beschäftigung soll im kommenden Jahr deutlich ansteigen, der Saldo ändert sein Vorzeichen und klettert um ganze +37 Punkte auf +18 Punkte nach oben. Auch Investitionen sollen wieder verstärkt getätigt werden.

Die gute Geschäftslage im Handel hat sich in den zurückliegenden Monaten nochmals verbessert. Jedes zweite Unternehmen meldet eine Verbesserung der Geschäftslage. Insgesamt steigt der Saldo um +11 Prozentpunkte auf +34 Punkte an. Besonders zufrieden sind die Großhändler: Hier steigt der Saldo mit einem Plus von +37 Punkten gegenüber dem Frühjahr auf exzellente +53 Punkte an. Die mittelfränkischen Handelsunternehmen berichten mehrheitlich von gestiegenen Umsätzen, nur jedes fünfte Unternehmen beklagt einen Umsatzrückgang. Trotz gestiegener Kosten für Ware und Personal, was drei Viertel der Handelsunternehmen deutlich spüren, benennen ebenso viele ihre Ertragslage als unverändert gut oder sogar besser. Weiterhin optimistisch sind die Erwartungen an die Zukunft, lediglich bei den Investitionsplänen zeigt sich der Handel zurückhaltender als noch zu Jahresbeginn.

Einen leichten Rückgang um -5 Punkte bei der Lagebeurteilung verzeichnen die unternehmensnahen Dienstleistungen, dies aber auf hohem Niveau (+44). Jedes zweite Unternehmen der Branche gibt eine Verbesserung der Geschäftslage an, nur 5 Prozent melden eine Verschlechterung gegenüber der Situation zu Jahresbeginn. Besonders positiv äußert sich die Immobilienwirtschaft, die mit einem Zuwachs von +8 Punkten einen Saldo von +54 erreicht. An dieser positiven Geschäftsentwicklung wird sich nach Einschätzung der mittelfränkischen Immobilienwirtschaft auch in naher Zukunft nichts ändern. Optimismus auch bei den Güterverkehrsbetrieben: Die Wirtschaft läuft, Rohstoffe und Waren müssen transportiert werden. Die Erwartungen der Speditionen und Logistiker liegen mit einem Plus von +12 Punkten und einem Saldo von +20 deutlich über der letzten Prognose. Der deutliche Anstieg der Investitionspläne geht am stärksten auf die Transportunternehmen zurück, eine Ausweitung der Investitionen ist aber durchweg zu beobachten.

Der von den verbrauchernahen Dienstleistern in der Frühjahrsumfrage erwartete Rückgang der Geschäftslage zeigt sich nun auch in der tatsächlichen Lagebeurteilung. Das Gastgewerbe und Betriebe aus dem Freizeit-, Kultur- und Gesundheitsgewerbe sowie dem Vermittlungs- und Versicherungswesen zeigen sich mit der aktuellen Geschäftslage nicht mehr ganz so zufrieden, wie zu Jahresbeginn. Eine Ausnahme bildet die Reisebranche, die als einzige der Branche mit Negativsaldo ins Jahr startete und sich nun höchst zufrieden mit der aktuellen Geschäftslage zeigt. Auch zukünftig erwartet die Reisebranche gute Umsätze, sie blickt ebenso überdurchschnittlich positiv in die Zukunft wie das Versicherungswesen. Verknüpft mit einer erhöhten Investitions- und Beschäftigungsneigung sind diese positiven Erwartungen aber zunächst nicht. Lediglich das Gastgewerbe sieht im kommenden Jahr verstärkten Investitionsbedarf.Investitionen und Beschäftigung

Während die Investitionsneigung der mittelfränkischen Wirtschaft im Frühjahr noch zaghaft und leicht rückgängig war, hat sich die Investitionsbereitschaft nun stabilisiert. Jedes Dritte Unternehmen plant weiterhin, seine Investitionen zu erhöhen. Zudem hat der Anteil an Unternehmen abgenommen, der plant, die Investitionen zu senken.
Das Vertrauen in den wirtschaftlichen Aufschwung hat sich verfestigt und Investitionen sind wieder fester Bestandteil unternehmerischer Tätigkeit. Die geplanten Investitionen werden primär im Inland getätigt.

Die Beschäftigungspläne der mittelfränkischen Wirtschaft sind mit einem Saldo von +11 Punkten unverändert expansiv und machen vor allem eines deutlich: Ein Ende der positiven Entwicklung des Arbeitsmarktes ist vorerst nicht zu erwarten. Jeder fünfte Betrieb rechnet in den kommenden Monaten mit einem Beschäftigungszuwachs. Fraglich ist allerdings, ob der wachsende Bedarf an geeigneten Arbeitskräften gedeckt werden kann. Für immerhin ein Viertel der mittelfränkischen Unternehmen ist der drohende Fachkräftemangel eines der Hauptrisiken der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung.

Die positive Stimmung in der mittelfränkischen Wirtschaft wird sich in diesem Jahr weiter fortsetzen. Die Prognosen für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung Deutschlands gehen für 2011 von einem kräftigen Wachstum von zwei bis drei Prozent aus. Der Optimismus wird gestützt von positiven Signalen der Weltwirtschaft, vor allem bedingt durch die hohe Dynamik der Schwellenländer. Allerdings ziehen auch leichte Wolken am konjunkturellen Sommerhimmel auf: Die wirtschaftlichen Einbußen durch die Reaktorkatastrophe in Japan fielen zwar geringer aus, als es das Ausmaß der tragischen Entwicklung zunächst erwarten ließ. Dennoch ist das Risiko der Kostensteigerung von Energie und Rohstoffen vorhanden und wird von den Unternehmen mit Sorge beobachtet. Auch kann die labile Haushaltssituation einiger Euro-Länder die positive konjunkturelle Stimmung des gesamten Euroraums trüben. Zudem bringt der Fachkräftemangel einige Unternehmen bereits heute in personelle Engpässe, dieses Problem wird sich bis 2014 deutlich verschärfen. Gefordert ist eine verantwortungsvolle Zukunftsgestaltung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, die diese Risiken minimiert.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2011, Seite 12

 
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