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IHK-Konjunkturklima

Herbstbrise sorgt für leichte Abkühlung

Die mittelfränkische Wirtschaft zeigt sich nach wie vor in bester Verfassung. Allerdings zeigt die Schuldenkrise im Euro-Raum und in den USA erste Spuren und dämpft die Stimmung.

Das IHK-Konjunkturklima erreicht im Herbst zwar nicht mehr die Spitzenwerte der vergangenen Umfragen, drückt aber eine deutlich positive Grundstimmung aus. Im Vergleich zum Frühsommer ist der Wert um 9,6 Punkte auf einen Stand von 123,2 gesunken, er liegt damit knapp unter dem Wert des Vorjahres. Grund für die leichte Klimaeintrübung ist nicht die aktuelle Geschäftslage, im Gegenteil: Die Unternehmen bewerten die wirtschaftliche Lage in Mittelfranken anhaltend positiv und melden nach wie vor mehrheitlich gute Geschäfte. Aber wegen der Schuldenkrise in einer Reihe von Ländern geht noch jedes fünfte Unternehmen von besseren Geschäften in den kommenden Monaten aus. Für das IHK-Konjunkturklima bedeutet dies: Nach dem Stimmungshoch des Sommers tritt nun die erwartete Normalisierung ein.

Auftragsbücher weiter gut gefüllt

Auch wenn der Schwung, mit dem sich die mittelfränkische Wirtschaft in den vergangenen beiden Jahren entwickelt hat, langsam nachlässt, sprechen die Ergebnisse des IHK-Konjunkturklimas weiterhin für eine stabile regionale Entwicklung. Die Auftragsbücher sind nach wie vor gut gefüllt: Das Auftragsvolumen ist bei rund 40 Prozent der Unternehmen erneut gestiegen, ebenso viele melden eine unveränderte Auftragslage. Die Umsätze kommen dabei gleichermaßen aus dem In- und dem Ausland. Außerdem wollen die Unternehmen in den kommenden Monaten weiterhin neue Mitarbeiter einstellen und investieren – wenn auch etwas zurückhaltender als im Jahresverlauf.

Geschäftslage nach wie vor Spitze

Die mittelfränkischen Unternehmen berichten von anhaltend guten Geschäften. Jedes zweite Unternehmen meldet eine Verbesserung, der Anteil der „schlecht“-Stimmen ist mit sieben Prozent sogar noch geringer als im Frühsommer. Damit hat sich der Saldo auf plus 41 Punkte nochmals marginal verbessert, wobei über alle Branchen hinweg von einer guten Geschäftslage berichtet wird. Die mittelfränkischen Unternehmen zeigen also Konstanz, die Werte sprechen für eine stabile Wirtschaft.

Erwartungen deutlich abgekühlt

Die Geschäftserwartungen der mittelfränkischen Wirtschaft sind insgesamt positiv, aber verhalten. Der Anteil der Optimisten ist um 13 Prozentpunkte gesunken, die pessimistischen Stimmen nehmen zu. Im Saldo haben sich die Geschäftsaussichten deutlich eingetrübt (minus 17 Punkte), weil die Unternehmen die Entwicklungen im Euro-Raum und der Weltwirtschaft insgesamt mit Skepsis sehen. Dennoch rechnet eine Mehrheit von 62 Prozent für die kommenden Monate mit gleichbleibend guten Geschäften.

Entwicklung der Branchen

Die aktuelle Geschäftslage der mittelfränkischen Industrie ist anhaltend positiv, mehr als die Hälfte der Industrieunternehmen berichtet von guten Geschäften. Im Saldo ergibt sich mit einem Wert von plus 49 ein unverändert hohes Niveau. Besonders zufrieden zeigen sich die Vorleistungsbetriebe, hier geben sogar zwei Drittel ein positives Urteil über die aktuelle Lage ab. Der Blick auf die Geschäftsentwicklung der kommenden Monate ist bei den mittelfränkischen Industrieunternehmen zunehmend skeptisch, der Saldo liegt nun bei plus sieben und ist damit um 24 Punkte zurückgegangen. Die Industrie geht also weiterhin von Wachstum aus, schätzt die Zuwächse aber nur mehr moderat ein. Gleiches gilt für die Investitions- und Beschäftigungspläne: Sie sind im Plan, jedoch deutlich schwächer als noch im Sommer.

Die Auftragsbücher der Baubranche sind weiterhin gut gefüllt, die mittelfränkische Bauwirtschaft beurteilt die Geschäftslage außerordentlich positiv und kann mit einem Saldo von plus 55 Punkten die gute Geschäftslage des Frühjahrs noch einmal toppen. Anders hingegen die Zukunftsaussichten der Branche: Die Wintermonate stehen vor der Tür, saisonbedingt sinken die Erwartungen der Bauunternehmen. Von besseren Geschäften wird in der Branche kaum mehr ausgegangen, jedes dritte Unternehmen aus dem Baugewerbe rechnet mit einem Rückgang. Mit einem Saldo von minus 25 liegen die Erwartungen damit deutlich unter denen des Vorjahres. Entsprechend die Planungen: Einstellungen sind vorerst nicht geplant, mit Personalabbau rechnet jedes zehnte Unternehmen. Auch steigende Investitionen werden im Winter von nur mehr neun Prozent der Bauunternehmen in Betracht gezogen, immerhin zwei Drittel wollen die Ausgaben konstant halten.

Im Handel wird die Geschäftslage weiterhin positiv beurteilt, knapp die Hälfte der Handelsunternehmen meldet erneut eine Verbesserung der Geschäftslage. Insgesamt verändert sich der Saldo kaum und steigt um einen Punkt auf plus 35 Punkte an. Besonders zufrieden sind wie bereits im Frühsommer die Großhändler, hier liegt der Saldo bei plus 47 und damit deutlich über dem Branchenschnitt. Auch die Handelsvertretungen berichten mehrheitlich von gestiegenen Umsätzen. Lediglich beim Einzelhandel gibt es aktuell Klagen, jeder vierte Einzelhändler meldet rückläufige Umsätze. Die Erwartungen an die kommenden Geschäftsmonate sind von gedämpfter Zuversicht geprägt: Mehrheitlich werden keine großen Veränderungen erwartet, dennoch überwiegen insgesamt die optimistischen Zukunftsaussichten. Dies führt zu einem positiven Saldo von plus sieben, dies bedeutet aber einen Rückgang um 17 Punkte gegenüber der letzten Umfrage. Bemerkenswert dabei: Investitionen und vor allem Beschäftigung sollen in den kommenden Monaten ausgebaut werden.

Die unternehmensnahen Dienstleistungen verzeichnen mit minus sechs Punkten einen leichten Rückgang bei der Lagebeurteilung und befinden sich damit noch immer auf hohem Niveau (plus 38). Kaum ein Unternehmen berichtet aktuell von schlechten Geschäften (drei Prozent). Deutliche Verbesserungen gegenüber dem Frühsommer meldet insbesondere die Immobilienwirtschaft mit einem Saldo von plus 62 sowie das Speditionsgewerbe mit einem Saldo von plus 41 Punkten. Die weitere Entwicklung schätzen die Dienstleister jedoch zurückhaltender ein, die Erwartungen der Branche sind um 17 Punkte gefallen und liegen nun bei plus 16. Weiterhin optimistisch, aber nicht mehr euphorisch sind auch die Planungen der Branche: Die unternehmensnahen Dienstleistungsunternehmer wollen die Mitarbeiterzahl und die Investitionen weiterhin erhöhen, wenn auch etwas behutsamer. Ausnahme: Die Unternehmen der Informations- und Kommunikationstechnik wollen hier kräftig aufbauen.

Die verbrauchernahen Dienstleister sind weiterhin gut gelaunt. Gegenüber der letzten Befragung ist die Lagebeurteilung der Branche sogar erneut angestiegen und liegt nun bei einem Saldo von plus 35. Grund: Besonders das Gastgewerbe sowie das Vermittlungs- und Versicherungswesen zeigen sich mit der aktuellen Geschäftslage mehrheitlich zufrieden, jeder zweite meldet eine erneute Verbesserung der Geschäfte. Sorgenkind ist nach wie vor die Reisebranche, hier meldet jedes dritte Unternehmen eine Verschlechterung und hat auch keine hohen Erwartungen an die Zukunft. Der Rest der Branche schaut unverändert zuversichtlich in die Wintermonate und plant sogar, aufgrund der guten Geschäftslage verstärkt Investitionen zu tätigen. Die Investitionsfreude ist nochmals um neun Punkte angestiegen und liegt nun bei plus 26.

Investitionen langsamer, Beschäftigung stabil

Die Investitionsneigung der mittelfränkischen Wirtschaft ist nach wie vor positiv: Ein Drittel der Unternehmen plant, die Investitionen auszuweiten; 45 Prozent wollen immerhin ihre Investitionsbereitschaft beibehalten. Das Engagement der Unternehmen hält also an, wobei der Ersatzbedarf das wichtigste Investitionsmotiv ist.

Die Einstellungsbereitschaft der mittelfränkischen Wirtschaft bleibt mit einem Saldo von plus neun beinahe unverändert. Die Abkühlung der Geschäftserwartungen schlägt sich in den Beschäftigungsplänen der mittelfränkischen Wirtschaft also kaum nieder. Im Gegenteil: 16 Prozent der Unternehmen planen sogar, weitere Mitarbeiter einzustellen, und der Anteil derjenigen, die Entlassungen in Erwägung ziehen, ist nochmals zurückgegangen. Hintergrund: Der steigende Fachkräftebedarf treibt viele Unternehmen um und führt zum Erhalt der Belegschaft. Aktuell geben 41 Prozent der Unternehmen an, keine passenden Fachkräfte zu finden.

Nach dem relativ starken Anstieg des Wirtschaftswachstums in den ersten Quartalen des Jahres 2011 tritt nun eine leichte Abschwächung der Konjunktur ein. Für das kommende Jahr 2012 müssen wir von einem deutlich geringeren Wachstum ausgehen, die Prognosen liegen zwischen 1,0 und 1,5 Prozent. Die aktuelle Skepsis der mittelfränkischen Wirtschaft ist also durchaus angebracht, die Zeichen stehen aber nicht auf Sturm. Die Wachstumsraten liegen weiterhin im positiven Bereich und zwar trotz neuerlicher Krisenerscheinungen. Die heimische Wirtschaft hat den Unsicherheiten bedingt durch die starken Kursrückgänge an den Aktienmärkten bislang getrotzt. Auch sorgen die guten Wirtschaftsbeziehungen zu aufstrebenden Schwellenländern dafür, dass die Wirtschaft vor Ort am Laufen bleibt. Letztlich sind der florierende Arbeitsmarkt und die anhaltende Konsumlaune der Bevölkerung ein wichtiger Wachstumstreiber. Es spricht also einiges dafür, dass die mittelfränkische Wirtschaft weiterhin auf stabilen Beinen steht.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2011, Seite 12

 
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