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IHK-Konjunkturklima

Wirtschaft mit perfektem Schwung

Die Unternehmen der Region Nürnberg zeigen sich unbeeindruckt von Euro-Krise und labiler Weltkonjunktur. Der IHK-Konjunkturklimaindex ist im Vergleich zum Herbst 2011 nochmals leicht angestiegen.

Die Geschäftslage wird von den Unternehmen sogar noch besser beurteilt als im Herbst: Über die Hälfte der befragten Unternehmen meldet gute Geschäfte, nur fünf Prozent berichten von einer schlechten Geschäftslage. Der Konjunkturklima-Index der IHK ist nochmals um 2,4 Punkte gestiegen und erreicht aktuell einen Stand von 125,6. Allerdings machen sich die Betriebe darauf gefasst, dass die Wirtschaft in den kommenden Monaten langsamer wachsen wird. Die Geschäftserwartungen haben sich gegenüber dem Herbst kaum verändert und sind nach wie vor positiv, aber insgesamt verhalten.

Trotz der sehr positiven Einschätzung haben die Unternehmen die Konjunkturrisiken fest im Blick: Die Entwicklung der Inlandsnachfrage, die Energie- und Rohstoffpreise sowie die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen werden im Hinblick auf die zukünftige Wirtschaftsleistung als Problemfelder am stärksten wahrgenommen. Allerdings bewahren volle Auftragsbücher und eine weiterhin stabile Auslandsnachfrage vor allzu großer Zurückhaltung bei den weiteren Planungen. So sind die Investitions- und Beschäftigungspläne der mittelfränkischen Wirtschaft weiterhin insgesamt positiv. Damit werde sich der Arbeitsmarkt trotz nachlassender Dynamik auch 2012 gut entwickeln und den Fachkräftemangel noch stärker ins Zentrum des Interesses rücken, so IHK-Präsident Dirk von Vopelius.

Besonders überrascht an der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage folgender Umstand: Im Herbst hatten nur wenige Firmen an eine Verbesserung der wirtschaftlichen Entwicklung geglaubt. Dennoch teilen zum Jahresbeginn 53 Prozent der Betriebe mit, dass sich die Geschäfte erneut verbessert haben. Der Anteil von Unternehmen, die mit der Geschäftslage unzufrieden sind, ist um zwei Prozentpunkte auf fünf Prozent gesunken. Damit stieg der hohe Saldo gegenüber der Herbstbefragung nochmals um plus sieben Punkte auf plus 48 an. „Die mittelfränkische Wirtschaft geht gesund auf die kommenden Herausforderungen zu“, sagte Präsident von Vopelius.

Insgesamt bleiben die mittelfränkischen Unternehmen zuversichtlich und erwarten, dass sich die Konjunktur weiterhin positiv entwickeln wird. Zwei Drittel gehen von gleichbleibend guten Geschäften in den kommenden Monaten aus, jedes fünfte Unternehmen sagt sogar eine Verbesserung voraus, nur 14 Prozent melden schlechte Zukunftsaussichten. Der Saldo von plus sieben Punkten drückt positive, aber verhaltene Geschäftserwartungen seitens der mittelfränkischen Unternehmen aus.

Entwicklung der Branchen

Anhaltend positiv beurteilt die mittelfränkische Industrie die aktuelle Geschäftslage. Beinahe 60 Prozent der befragten Industriebetriebe beurteilen die Situation nochmals besser als im vergangen Jahr, nur vier Prozent melden zu Jahresbeginn eine Verschlechterung der Geschäfte. Steigerungen im Auftragsvolumen kommen etwas stärker aus dem Inland als aus dem Ausland, die Auslastung der Produktionskapazitäten ist insgesamt leicht angestiegen. Im Saldo erreicht die Beurteilung der Geschäftslage seitens der Industrie mit plus 55 einen Top-Wert. Verantwortlich hierfür ist insbesondere eine positive Entwicklung im Vorleistungsgütergewerbe und bei den Investitionsgütern. Anders sieht dies bei den Erwartungen an die kommenden Monate aus: Mehrheitlich erwarten die Industriebetriebe keine weiteren Verbesserungen, bei der Ge- und Verbrauchsgüterindustrie überwiegt sogar der Anteil derjenigen, die mit einer Abschwächung rechnen.

Die gute Geschäftslage der Bauwirtschaft hat sich im Saldo gegenüber Herbst 2011 zwar um fünf Punkte verschlechtert, bleibt mit plus 50 aber auf hohem Niveau. Von einer erneuten Verbesserung der Geschäftslage berichten mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen aus dem Baugewerbe. Dies ist im Hinblick auf die Saisonabhängigkeit ein bemerkenswertes Ergebnis. Verantwortlich hierfür sind nicht allein die milden Temperaturen. Vielmehr profitiert insbesondere der Wohnungsbau von dem Bedürfnis der Investoren nach werterhaltenden Kapitalanlagen. Auch die Erwartungen der Bauwirtschaft haben sich gegenüber dem Herbst zwar etwas verbessert, sie sind aber im Saldo noch immer pessimistisch. Gerade einmal neun Prozent gehen davon aus, dass sich die Geschäfte in den kommenden Monaten verbessern werden.

Der Handel gibt sich zu Jahresbeginn beinahe unverändert positiv: 46 Prozent der Handelsunternehmen melden gute Geschäfte, neun Prozent beurteilen die Lage schlechter als zuletzt. Auch die Aussichten für die kommenden Monate haben sich aufgehellt: Die Geschäftsperspektiven sind bei jedem fünften Unternehmen äußerst positiv, nur jedes zehnte Handelsunternehmen rechnet mit schlechteren Umsätzen. Die Mehrheit, nämlich zwei Drittel, gehen von unverändert guten Bedingungen aus.

Bei den unternehmensnahen Dienstleistungen hat sich die ohnehin gute Geschäftslage noch einmal deutlich verbessert. Jedes zweite Unternehmen berichtet von gestiegenen Umsätzen in den vergangenen Monaten, nur mehr zwei Prozent melden Gegenteiliges. Der Dienstleistungssektor kann sich um zwölf Punkte gegenüber der vergangenen Befragung verbessern und startet mit einem Saldo von plus 50 ins neue Jahr. Für die kommenden Monate rechnet jedes vierte Unternehmen aus den unternehmensnahen Dienstleistungen mit weiteren Verbesserungen, nur jedes zehnte glaubt an eine Verschlechterung. Der größte Optimismus ist aktuell bei den mittelfränkischen Unternehmen der Informations- und Kommunikationswirtschaft vorzufinden, Stabilisierung statt Steigerung erwartet das Transportgewerbe.

Um 13 Punkte verbessert hat sich die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage bei den verbrauchernahen Dienstleistungen, der Saldo aus positiven und negativen Antworten ist auf einen Wert von plus 48 gestiegen. Damit zeigt sich die Branche so zufrieden wie selten zuvor. Besonders das Vermittlungs- und Versicherungswesen hat sich zum Jahresende hin gut entwickelt, hier geben zwei von drei Unternehmen Umsatzsteigerungen an. Und auch bei der zuletzt unzufriedenen Reisebranche überwiegen die positiven Äußerungen zur aktuellen Geschäftslage. Die Zukunftsaussichten sind bei den verbrauchernahen Dienstleistungen gedämpft, große Steigerungen werden mittelfristig nicht erwartet.

Investitionen und Beschäftigung

Die Investitionsbereitschaft der mittelfränkischen Wirtschaft ist um sechs Punkte auf einen Saldo von plus zwölf gesunken. Damit ist die Neigung der Unternehmen, in den kommenden Monaten zu investieren, weiterhin positiv. Jedes vierte Unternehmen beabsichtigt, die Investitionsausgaben im Jahr 2012 zu erhöhen. Die Hälfte der Befragten plant, die Investitionen weiterhin auszuweiten. Die unsicheren Konjunkturaussichten haben die Investitionsbereitschaft der mittelfränkischen Wirtschaft allerdings bereits nach unten korrigiert.

Die Unternehmen sind weiterhin zu Neueinstellungen bereit, wie der Saldo von plus sieben Punkten zeigt. Gegenüber der letzten Befragung verringert sich der Saldo um zwei Punkte; der Anteil der Unternehmen, die einen Personalabbau erwägen, bleibt mit sieben Prozent auf gleichbleibend niedrigem Niveau. Trotz des langsameren Wachstums kann in Mittelfranken auch für 2012 von einem stabilen Arbeitsmarkt ausgegangen werden.

Ausblick auf 2012

Nach zwei Jahren mit starker Wirtschaftsdynamik wird sich das Wachstum im Laufe dieses Jahres deutlich abschwächen. Der große Aufschwung ist vorbei, die Weltwirtschaft verliert an Fahrt und die Risiken im Euro-Raum sind groß. Diese Entwicklungen werden auch an den deutschen Unternehmen und der mittelfränkischen Wirtschaft nicht spurlos vorübergehen. Für eine rasch eintretende Rezession sprechen die Ergebnisse der aktuellen Umfragen der IHKs jedoch nicht. Die Binnennachfrage der Unternehmen wie auch der Konsumenten ist erstaunlich robust. Insgesamt überwiegt bei den Unternehmen ein positives Geschäftsklima. Grund für den Optimismus: Die Wirtschaft hat die expansive Phase der vergangenen Monate genutzt, um Produkte zu verbessern, neue Märkte in den schnell wachsenden Schwellenländern zu erschließen und Gewinne zur Konsolidierung der Finanzen einzusetzen. „Die Unternehmen stehen gesund und kräftig da“, sagte Vopelius.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 02|2012, Seite 12

 
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