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Fraunhofer-Institut

Galaktische Innovationen

Technologieorientierte Gründer, die Innovationen für die Raumfahrttechnik entwickeln, finden jetzt im Nürnberger Nordostpark optimale Bedingungen vor. Dort ist vor Kurzem ein Standort des „ESA Business Incubation Center (BIC) Bavaria“ eröffnet worden. Weitere Standorte gibt es in Oberpfaffenhofen und im Berchtesgadener Land, insgesamt ist das bayerische BIC mit bislang 20 Gründerunternehmen das erfolgreichste in Europa. Die Institution arbeitet unter dem Dach der Europäischen Weltraumagentur ESA, die Unternehmensgründungen in ganz Europa fördert.

Technologie, die sich im Weltraum bewährt hat, hat auch für „irdische“ Anwendungen großes Potenzial, wie Frank Salzgeber, ESA-Leiter für Technologietransfer, bei der Eröffnung erklärte. Denn Satelliten in der Umlaufbahn müssen trotz der Temperaturschwankungen von 250 Grad Celsius wartungsfrei über Jahre funktionieren. Besonders große Möglichkeiten für den Technologietransfer sieht Salzgeber bei Robotik, Mechatronik, Medizintechnik, Automobilbau, Internet und Mobilfunk. Als Beispiele nannte er kompakte Batterien oder Stahlbleche mit einer Stärke von nur 0,1 Millimetern zum Hitzeschutz.

Forschungspartnerschaft mit dem Fraunhofer-Institut

Partner des Nürnberger ESA BIC-Projekts ist das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) unter Leitung von Prof. Dr. Albert Heuberger. Das IIS betreibt in der Nürnberger Forschungsfabrik angewandte Forschung in den Bereichen Satellitennavigation, Lokalisierung, Kommunikation und autarke Energieversorgung. Den Gründerunternehmen im BIC steht auch die IIS-Infrastruktur zur Verfügung, zu der u.a. das „GalileoLab“ (Forschung an Lokalisierungs- und Navigationslösungen) gehört sowie das Fraunhofer Test- und Anwendungszentrum L.I.N.K. (Lokalisierung, Identifikation, Navigation, Kommunikation), das im Herbst 2012 im Nordostpark eröffnet werden soll.

Das IIS wird zudem die Businesspläne potenzieller Gründer unter die Lupe nehmen, deren Ideen bewerten sowie bei der Technik und der Entwicklung von Dienstleistungen unterstützen. Das Anwendungszentrum ESA BIC Bavaria wird zudem für die Gründer eine Finanzspritze von 60 000 Euro geben, weitere 40 000 Euro sollen vom Projektpartner Sparkasse Nürnberg kommen. Die europäischen BICs folgen dem amerikanischen Vorbild: In den USA geht man davon aus, dass jeder Dollar, der in die Raumfahrttechnologie fließt, eine Rendite von fünf Dollar bringt.

Aus den bayerischen ESA BIC ist u.a. ein Unternehmen hervorgegangen, das eine spezielle Lösung für Banken entwickelt hat: Diese können per Satellit landwirtschaftliche Flächen auf der ganzen Welt beobachten, um damit das Risiko von Krediten an die Agrarwirtschaft besser einschätzen zu können. Ein anderes Unternehmen hat eine Lösung entwickelt, um per Glasfaseroptik Leckagen in Pipelines zu entdecken. In Nürnberg ist pps project das erste Unternehmen, das im ESA BIC an den Start gegangen ist. Gründer Dr. Joachim Metter will u.a. satellitengestützte Ortungssysteme für kranke oder demente Patienten zur Marktreife bringen. Ein zweites Standbein sollen Sicherheitslösungen für Flughäfen oder große Industrieanlagen werden, für die er Komplettlösungen von der Zutrittskontrolle bis zur Geländeüberwachung realisieren will.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2012, Seite 25

 
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