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IHK-Konjunkturklima

Unternehmen starten optimistisch in den Sommer

Die Konjunkturerwartungen der mittelfränkischen Unternehmen hellen sich zum Frühjahr hin deutlich auf. Der Blick auf die kommenden Monate ist so optimistisch wie seit zwei Jahren nicht mehr.

Mit dem Geschäftsverlauf in den ersten Monaten des Jahres zeigen sich die Betriebe überwiegend zufrieden. Der Konjunkturklimaindex, der die momentane Lageeinschätzung der Betriebe mit ihren Erwartungen in Relation setzt, erreicht in der IHK-Frühjahrsumfrage einen Wert von 111,3 Punkten. Der Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung Mittelfrankens hält damit sein solides Niveau und liegt nur marginal (minus 0,3 Punkte) unter den Ergebnissen der Umfrage zu Jahresbeginn (111,6). Dies ist ein zentrales Ergebnis des IHK-Konjunkturklimas im Frühjahr 2013.

Geschäftslage: Gut, aber rückläufig

Zwar zeigt sich die mittelfränkische Wirtschaft im Frühjahr mehrheitlich zufrieden mit ihren Geschäften, das Urteil fällt aber deutlich schlechter aus als vor einem Jahr. Mit einem Saldo von plus 24 sind die Meldungen zur aktuellen Geschäftslage so niedrig wie zuletzt vor drei Jahren. Der Anteil der Unternehmen, die sich durchweg positiv äußern, ist von 40 Prozent auf 36 Prozent gesunken. Etwas angestiegen ist der Anteil derjenigen, die von schlechten Geschäften berichten (von neun auf zwölf Prozent).

Erwartungen: Zuversicht deutlich gestiegen

Dennoch hellt sich die Stimmung unübersehbar auf: War die Geschäftslage zu Jahresbeginn noch deutlich besser als die Erwartungen, so haben sich die Perspektiven nach dem naturgemäß etwas schwächeren Winterhalbjahr deutlich verbessert. Der Pessimismus ist weitgehend verflogen, die Kluft zwischen Lage und Erwartungen verringert sich. „Die mittelfränkische Wirtschaft kommt in den Sommermonaten wieder ordentlich in Gang“, so IHK-Präsident Dirk von Vopelius.

Die mittelfränkischen Unternehmen gehen vermehrt davon aus, dass die Konjunktur in den kommenden Monaten wieder an Dynamik gewinnt. Jedes vierte Unternehmen erwartet eine Verbesserung, zwei Drittel gehen von gleichbleibend guten Geschäften in den kommenden Monaten aus. Mit einem Saldo von plus elf sind die Erwartungen so gut wie seit zwei Jahren nicht mehr. Vor dem Hintergrund einer verbesserten Auftragslage und expansiver Investitionspläne rechnen die Unternehmen mit einem Aufwärtstrend im zweiten Halbjahr. Dies dürfte nicht zuletzt an der zunehmenden weltwirtschaftlichen Dynamik liegen.

Entwicklung der einzelnen Branchen

Die gute Geschäftslage der mittelfränkischen Industrie hat sich gegenüber Jahresbeginn deutlich verschlechtert. Der Saldo sank von zuletzt plus 28 Punkten auf nurmehr plus zwölf Punkte ab. Zwar meldet ein Drittel überwiegend gute Geschäfte, rund ein Fünftel ist aber nicht zufrieden mit der Geschäftslage. Die Unzufriedenheit der mittelfränkischen Industrieunternehmen erklärt sich vor allem dadurch, dass 40 Prozent von ihnen gesunkene Auftragseingänge registrieren. Vor allem die Exporte in die Euro-Zone sind stark gesunken, hier wirkt sich die angespannte wirtschaftliche Lage in Europa aus. Umso erfreulicher ist es, dass der Optimismus mit Blick auf die kommenden Monate deutlich überwiegt. Der Saldo der Erwartungen liegt mit plus 13 klar im positiven Bereich, besonders zuversichtlich sind die Produzenten von Investitions- und Vorleistungsgütern. Auch die Investitionspläne der Industriebetriebe liegen auf hohem Niveau (Saldo plus 22) und deuten auf eine Aufhellung in den kommenden Monaten hin.

Aufgrund des langen Winters kam es im Baugewerbe zu einigen Verzögerungen, entsprechend zurückhaltend beurteilen die befragten Bauunternehmer die aktuelle Geschäftslage. Sie wird per Saldo zwar mit plus 21 noch deutlich positiv eingeschätzt, doch sind dies zehn Punkte weniger als noch zu Jahresbeginn. Von einer erneuten Verbesserung der Geschäftslage berichten 37 Prozent der Unternehmen aus dem Baugewerbe, 47 Prozent bewerten die Lage als befriedigend (Saldo plus 21). Optimistischer als noch zu Jahresbeginn ist der Blick in die Zukunft: Wegen der hohen Investitionsneigung bei ihren Kundenunternehmen sehen neun von zehn Baubetrieben zuversichtlich in die kommenden Monate (Saldo plus zehn). Vor allem im Wirtschafts- und Wohnungsbau gibt es stärkere Impulse, ein Rückgang wird dagegen im öffentlichen Bausektor erwartet. Mit expansiven Investitions- und Beschäftigungsplänen stellt sich die Branche darauf ein, dass es am Bau viel zu tun gibt.

Die mittelfränkischen Handelsbetriebe beurteilen die Geschäftslage beinahe unverändert: Der Saldo von plus 17 liegt nur geringfügig unter dem Ergebnis zu Jahresbeginn (plus 18) und damit auf guten Niveau. Über die Hälfte der Handelsbetriebe äußert sich zufrieden über die Geschäfte, ein Drittel zeigt sich sogar sehr zufrieden. Profiteure einer lebhaften Nachfrage sind aktuell vor allem die Handelsvertretungen, von denen zwei Drittel eine gute Geschäftslage vermelden (Saldo plus 56). Etwas durchwachsener urteilt der Einzelhandel (Saldo plus zehn), da einige Händler aufgrund des langen Winters später als üblich in die Saison gestartet sind. Jeder fünfte Händler meldet deshalb einen höheren Warenbestand als saisonüblich. Diesen Rückstand müssen beispielsweise der Textilhandel oder auch Baumärkte erst wieder kompensieren. Doch die Betriebe gehen fest davon aus, dass dies gelingen wird: Die Erwartungen der Branche steigen um ganze 27 Punkte auf plus 20 an.

Die aktuelle Geschäftslage der unternehmensnahen Dienstleister hat sich im Frühjahr 2013 gegenüber dem Jahresbeginn im Saldo ein wenig verschlechtert (von plus 39 auf plus 32). Dennoch: Über 90 Prozent der Betriebe aus den unternehmensnahen Dienstleistungen beurteilen die aktuelle Geschäftslage als positiv oder befriedigend, nur rund neun Prozent berichten von einer Verschlechterung. Damit waren die Auswirkungen der jüngsten Konjunkturschwäche auf die Dienstleistungsbranche vergleichsweise gering. Besonders positiv beurteilt die Immobilienwirtschaft die aktuelle Lage, drei Viertel der Unternehmen bewerten die derzeitigen Geschäfte als gut. Insgesamt rechnen die Dienstleistungsunternehmen auch in den kommenden Monaten mit einer stabilen, positiven Entwicklung. Jedes vierte Unternehmen geht von weiteren Steigerungen aus, 63 Prozent von zumindest gleichbleibenden Geschäften. Trotz der starken Abhängigkeit der Branche von der gewerblichen Wirtschaft hat sich die Dienstleistungsbranche in den vergangenen schwächeren Monaten stabilisierend auf die Wirtschaft in der Region ausgewirkt.

Auf einem überaus zufriedenstellenden Niveau bewegen sich weiterhin die Geschäfte der verbrauchernahen Dienstleistungen, wenngleich der Saldo etwas rückläufig ist (von plus 45 auf plus 39). Bei den Erwartungen bleibt es jedoch tendenziell bei einer eher pessimistischen Sichtweise (minus acht gegenüber minus sechs). Besonders im Bereich Touristik berichten die Reisebüros und Reiseveranstalter von guten Geschäften, sie äußern sich allerdings sehr zurückhaltend hinsichtlich der weiteren Geschäftsentwicklung. Hier rechnet die Branche mit einem weniger dynamischen Wachstum (minus 50). Auch im Hotel- und Gaststättengewerbe werden tendenziell Rückgänge erwartet (minus sechs).

Arbeitsmarkt und Investitionen stabil

Bei den Beschäftigungs- und Investitionsplänen der mittelfränkischen Wirtschaft hat die jüngste Konjunkturschwäche kaum Spuren hinterlassen. Nach wie vor plant jedes sechste Unternehmen, neue Mitarbeiter einzustellen, rund drei Viertel wollen am bestehenden Mitarbeiterstamm festhalten. Die Beschäftigungsneigung ist damit in der Gesamttendenz leicht positiv (plus eins) und spricht für einen anhaltend stabilen Arbeitsmarkt. Damit bleiben die Einkommensaussichten der Arbeitnehmer solide, was die privaten Konsumausgaben stützen dürfte. Bei der Investitionsneigung der mittelfränkischen Wirtschaft zeichnet sich derzeit eine Seitwärtsbewegung ab, diese aber auf hohem Niveau (Saldo wie zu Jahresbeginn bei plus 18). Der spürbare Optimismus bei den Geschäftserwartungen spiegelt sich auch in der hohen Investitionsbereitschaft der regionalen Wirtschaft wider. Dieses positive Investitionsklima dürfte dem Aufschwung Kraft verleihen.

Ausblick

Im Laufe des Jahres 2013 dürfte die Konjunktur weiter an Fahrt gewinnen. Daran ändert auch die weiter schwelende Schulden- und Vertrauenskrise im Euro-Raum nichts, die als Unsicherheitsfaktor bestehen bleibt. Unter dem Strich spricht eine Reihe von Faktoren für eine positive konjunkturelle Entwicklung, vor allem die steigende Auslandsnachfrage, die stabile Anschaffungsneigung der Verbraucher und die hohe Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Der Optimismus kehrt nach der Abkühlung zum Jahreswechsel zurück, die Stimmungsindikatoren lassen auf eine positive Wachstumsdynamik in den kommenden Monaten schließen.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2013, Seite 12

 
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