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Bayern Digital

Fertigungsketten der Zukunft

Die Digitalisierung gilt als die nächste "industrielle Revolution" und als größter globaler Innovationstreiber des 21. Jahrhunderts.

Bei der Konferenz „Digital Bavaria – die wirtschaftliche Zukunft Bayerns“ in Nürnberg wurde diskutiert, welche Szenarien einer zunehmend digital ausgerichteten Wirtschaft in der Zukunft denkbar sind. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Technologietransferstelle Bayern Innovativ mit Sitz in Nürnberg und dem Bayerischen Wirtschaftsministerium.

Der Hauptanteil heutiger Wertschöpfung resultiere aus den Bauplänen in der Produktion, nicht mehr aus dem Materialwert, erklärte Bayern Innovativ-Geschäftsführer Prof. Dr. Werner Klaffke. Er illustrierte diese Entwicklung am Beispiel des iPhones: Dessen Kilo-Preis sei mit 7 500 Dollar um ein Vielfaches höher als der bei einem Großflugzeug. Die Rolle, die die Informations- und Kommunikationstechnologie dabei spiele, sei „revolutionär“. Sie schaffe für die westliche Welt die Chance, im globalen Wettbewerb u.a. durch einen effizienteren Einsatz von Energie und Material weiter zu bestehen. So ließen sich beispielsweise Entwicklungszeiten und Kosten durch Simulationen am Computer deutlich senken.

Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil unterstrich, dass Bayern bei dieser Revolution der fortschreitenden Digitalisierung aufgrund der starken industriellen Basis gut aufgestellt sei. „Denn nur wer die Anwenderindustrie hat, wird bei dieser Entwicklung vorne dabei sein“, so Zeil. Der Vormarsch der Informations- und Kommunikationstechnologie verlaufe nicht parallel zum industriellen Fortschritt, sondern führe zu einer Verschmelzung beider Bereiche. Zeil geht davon aus, dass auf diese Weise völlig neue Wertschöpfungs- und Fertigungsketten entstehen. Diese digitale Chance für einen Wachstumsschub müssten Industrie, Handel und Handwerk ergreifen.

Programm der Staatsregierung

Zeil stellte auch das Zwölf-Punkte-Programm „Digital Bavaria“ der Bayerischen Staatsregierung vor, das gerade aktualisiert worden sei und für das in den nächsten fünf Jahren 1,5 Mrd. Euro zur Verfügung stünden. Die Initiative setzt u.a. einen Schwerpunkt auf das Thema IT-Sicherheit, sieht ein Anwenderzentrum für Embedded Systems in Mittelfranken vor und beinhaltet das Projekt „Modellregion Digitale Gesundheitswirtschaft Franken“. Innovative Gründerunternehmen aus dem Internet-Bereich sollen durch spezielle Gründerzentren gefördert werden.

Prof. Dieter Kempf, Vorstandsvorsitzender der Nürnberger Datev und Präsident des Branchenverbandes Bitkom, forderte einen forcierten Ausbau der Internet-Infrastruktur, um den Wandel der Wertschöpfungsketten hin zu Wertschöpfungsnetzwerken zu ermöglichen. Politik und Wirtschaft müssten zudem darauf achten, die Gesellschaft bei diesen Veränderungsprozessen mitzunehmen: „Eine Spaltung der Gesellschaft in online und offline können wir uns nicht leisten.“

Kempf kritisierte das Ausmaß der Datenspionage der US-amerikanischen Sicherheitsbehörde NSA als „missbräuchliches und falsches Vorgehen“, auch wenn das Ziel, Straftaten aufzudecken, unumstritten sei. Er mahnte ein Vorgehen nach dem Grundsatz der Gewaltenteilung an, um das Vertrauen der Internet-Nutzer nicht zu beschädigen. Denn dadurch könnten die großen Treiber neuer Geschäftsmodelle und Anwendungen wie Social Media, Cloud Computing oder Big Data (zielgerichtetes Auswerten von Kunden- und Anwenderdaten im Marketing) ausgebremst werden. Ein freies und sicheres Netz sei auch für die Wirtschaft zu einem Wettbewerbsfaktor geworden.

Der Bitkom-Präsident wies darauf hin, dass Bitkom gemeinsam mit den Wirtschaftsverbänden VDMA und ZVEI eine gemeinsame Geschäftsstelle für die „Industrie 4.0“ in Betrieb genommen habe. Hauptziel der Initiative sie Technologien, Standards, Geschäfts- und Organisationsmodelle zu entwickeln und diese in die Praxis umzusetzen.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2013, Seite 16

 
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