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11. Asien-Pazifik-Forum Bayern

Neue Wirtschaftspole

Der Blick auf Asien ist oft auf China verengt. Aber auch viele andere Länder in Fernost entwickeln sich dynamisch – beispielsweise Thailand, das Partnerland des Nürnberger Asien-Pazifik-Forums 2013.

Beim Wachstum kann Thailand mit China mithalten: Das Bruttoinlandsprodukt stieg im Jahr 2012 um mehr als sechs Prozent, das Plus lag damit nur knapp hinter dem der Volksrepublik. Auch wenn die Summe der dort erwirtschafteten Leistung nur einen Bruchteil der chinesischen ausmacht, verwies der thailändische Industrieminister Prasert Boonchaisuk auf dem Forum zu Recht darauf, dass Thailand der Mittelpunkt der Asean-Gemeinschaft sei – einem Wirtschaftssystem von zehn asiatischen Staaten, das bis 2015 um sechs Mitglieder erweitert die neue Freihandelszone „Asean Economic Community“ (AEC) verwirklichen will.

Spätestens dann ist diese Gemeinschaft in Asien ein starker wirtschaftlicher Gegenpol zu China, was auch Chancen für deutsche Unternehmen bietet. Diese können dann für ihre in Thailand günstig produzierten Waren den drittgrößten Markt Asiens nach China und Indien nutzen.

Schon jetzt ist Asean nach China der zweitwichtigste asiatische Handelspartner Bayerns, wie Bayerns Wirtschaftsstaatssekretärin Katja Hessel auf dem Forum erklärte, das federführend von der IHK Nürnberg für Mittelfranken und dem Außenwirtschaftszentrum Bayern (AWZ) organisiert worden war.

Um seine besondere Rolle in dieser Gemeinschaft zu stärken, will Thailand in den nächsten Jahren schwerpunktmäßig in den Ausbau der Infrastruktur investieren. Umgerechnet rund 40 Mrd. Euro sollen laut Boonchaisuk in das „Thailand 2020 – Infrastructure Mega Project“ fließen, insbesondere in neue Bahnlinien und Straßennetze sowie in den Ausbau der Seehäfen und Flughäfen.

Vor allem sollen die zehn Asean-Hauptstädte noch besser direkt miteinander verbunden werden. „Thailand 2020“ solle aber auch dazu beitragen, den Warenaustausch mit den europäischen Wirtschaftspartnern zu erleichtern. Zur Verwirklichung dieses Projekts seien auch ausländische, insbesondere deutsche Investoren eingeladen.

Bei Zukunftstechnologien, beispielsweise in der Energie- und Umwelttechnik, sind deutsche Anbieter sehr gefragt. Ihnen eröffnen sich in den aufstrebenden Ländern der asiatisch-pazifischen Region sehr gute Geschäftsmöglichkeiten.

Dies war auf dem Forum der einmütige Tenor der Geschäftsführer der deutschen Auslandshandelskammern bzw. Delegierten der deutschen Wirtschaft in den Ländern China, Taiwan, Thailand, Vietnam, Australien, Indien, Philippinen, Indonesien, Malaysia und Singapur.

IHK-Präsident Dirk von Vopelius verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass das scheinbar unaufhaltsame Wachstum nicht nur in China an seine Grenzen stoße und nannte als Stichworte Urbanisierung, Umweltschäden sowie Energie- und Rohstoffknappheit. Zur Bewältigung dieser Herausforderungen könne die deutsche Wirtschaft wesentliche Beiträge leisten.

Mittelfranken stark präsent

In den vergangenen Jahren hat die mittelfränkische Wirtschaft in vielen Sparten Geschäftschancen in Asien/Pazifik genutzt. Nach Auswertungen der IHK Nürnberg für Mittelfranken sind mehr als 1 100 mittelfränkische Unternehmen dauerhaft mit Vertretungen, Niederlassungen, Produktionsstätten oder Joint-Ventures dort präsent – das sind rund 80 mehr als noch vor zehn Jahren.

Die Hälfte der Engagements entfällt auf die VR China, so Armin Siegert, Leiter des IHK-Bereichs International, der diese Gewichtung als etwas einseitig bezeichnete und dafür warb, die anderen Länder der Region nicht aus den Augen zu verlieren.

In ihren Berichten aus der Praxis machten Unternehmensmanager auf Klippen aufmerksam, die sie während ihres Engagements kennengelernt haben und die sie manchmal erst mühsam umschiffen mussten. Zwischen den einzelnen asiatischen Ländern gebe es erhebliche Mentalitätsunterschiede, erklärte Jürgen Westenkirchner, Verkaufs- und Entwicklungsmanager der Jumatech GmbH in Eckental.

In Japan und Korea seien die Geschäftspartner nach seiner Erfahrung eher zurückhaltend, in China und Taiwan eher offensiv. Zu den Besonderheiten des Asiengeschäfts zählen nach Worten von Karsten Schlüter, Asia-Director der Aegis Industrial Software Corp., zu der die Firma Diplan in Erlangen gehört, ein hoher Aufwand für die Akquisition, Produktpiraterie lokaler Wettbewerber sowie enorme Erwartungen an Service und Support.

Auch Schlüter betonte, dass auf die regionalen Unterschiede geachtet werden sollte. Dies gelte auch innerhalb eines Landes wie etwa China, erklärte Wolfgang Bastert, Geschäftsführer der Barthelmess Display & Decoration GmbH in Fürth und Vorsitzender des Außenwirtschaftsausschusses der IHK. Auf jeden Fall sollte ein deutscher Unternehmer in Asien einen langen Atem haben. Elmar Dutt, Geschäftsführer der Tanner Vietnam Ltd., ein Tochterunternehmen der Tanner AG in Erlangen, verglich den Geschäftsaufbau in Vietnam mit einem Langstreckenlauf, der eine starke Persönlichkeit erfordere.

Thomas Starke, Inhaber der Fürther Firma Concept and Sales, empfahl, bei Messeauftritten in Asien „die angeborene Neugierde zu befriedigen“. Den Besuchern sollte die Möglichkeit gegeben werden, etwas in die Hand zu nehmen und auszuprobieren. Franz Zahn, Leiter Global Transaction Banking Germany der UniCreditbank AG, sieht in China besondere Herausforderungen im Produktionsbereich, weil die Arbeit ständig teurer und die Personalfluktuation immer größer werde.

Die rund 320 Teilnehmer am Asien-Pazifik-Forum, das im CCN der NürnbergMesse stattfand, erhielten nicht nur bei den Workshops und Vorträgen umfassende Informationen und Tipps für das Asiengeschäft. Sie konnten auch persönliche Beratungsgespräche mit den anwesenden Wirtschaftsexperten der verschiedenen Länder führen. 160 solcher Gesprächstermine hatten die Organisatoren ermöglicht.

Autor/in: 
sm.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2013, Seite 16

 
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