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Metropolregion Nürnberg

Was zieht die Fachkräfte an?

Eine aktuelle Studie liefert ein detailreiches Bild über die Ziele und Erfahrungen von Menschen, die seit dem Jahr 2008 in die Metropolregion gezogen sind.

Die Untersuchung trägt den Titel „Warum Metropolregion Nürnberg? Motive und Rahmenbedingungen des Zuzugs von Fachkräften“ und wurde vom Europäischen Forum für Migrationsstudien (efms) erarbeitet, das an der Universität Bamberg angesiedelt ist. Auftraggeber der Studie, für die 568 Personen befragt wurden, waren die IHKs Nürnberg, Bayreuth und Coburg.

„Wir wollten direkt mit den Menschen reden“, so Ronald P. Smutny, Projektleiter Fachkräftesicherung bei der IHK Nürnberg für Mittelfranken, über die Ausrichtung der Pionierstudie. Auf dieser Datengrundlage könnten nun gezielt Angebote für Neuankömmlinge überprüft und neue Ideen entwickelt werden. Mit einer funktionierenden Willkommenskultur solle ein wichtiger Baustein geschaffen werden, um für Fachkräfte von „außerhalb“ noch attraktiver zu werden.

Hohe Qualifikation der Zuzügler

Die Studie zeigt, dass fast zwei von drei der befragten Personen in der Metropolregion gekommen sind, um hier zu arbeiten. Das unterstreicht die hohe Attraktivität der Metropolregion Nürnberg im Bereich Wirtschaft und Arbeit. Weitere Zuzugsgründe waren Studium (13 Prozent), familiäre Gründe (14 Prozent), Ausbildung (etwa ein Prozent) sowie die Rückkehr in die Heimatregion (fünf Prozent). Mehr als sieben von zehn Befragten kamen aus anderen Teilen Deutschlands, aus dem Nicht-EU-Ausland (14 Prozent) stellen die US-Amerikaner die größte Gruppe, bei den EU-Bürgern war es Großbritannien. Das Bildungsniveau der Befragten weist sie als Hochqualifizierte aus: Mehr als drei Viertel besitzen einen Hochschulabschluss oder gar eine Promotion. Lediglich 0,4 Prozent der Umfrageteilnehmer verfügen über keinen Schulabschluss.

Jeder Zweite, der sich in der Metropolregion Nürnberg niederlässt, möchte fünf Jahre oder länger hier bleiben. Ein weiteres Viertel zeigte sich in der Online-Befragung unentschlossen. Der Anteil der Skeptiker – überwiegend Alleinstehende und Jüngere, die der Metropolregion so schnell wie möglich den Rücken zukehren wollen, liegt knapp unter zehn Prozent.

Weiche Standortfaktoren

Ein guter Job in der Metropolregion macht aus einem Skeptiker oder einer unentschlossenen Fachkraft noch keinen Überzeugungstäter, der seine Zukunft an den Großraum bindet. Neben einer erfolgreichen Suche auf dem Wohnungsmarkt haben weiche Standortfaktoren (z.B. Einkaufserlebnis, gastronomisches Angebot, Erscheinungsbild der Metropolregion, Hilfsbereitschaft und Toleranz der Bevölkerung) großen Einfluss auf die weiteren Pläne. Diese außerberuflichen Aspekte tragen mit dazu bei, ob man die Metropolregion Nürnberg seinen Freunden als Wohn- und Arbeitsraum empfiehlt. Laut der Studie würden 85 Prozent der Befragten ihren Freunden die EMN empfehlen.

Bei der „Einreise“ in die Metropolregion wurde mehr als ein Drittel der Arbeitnehmer beim Einleben durch eine aktive Willkommenskultur unterstützt. Ein weiteres gutes Drittel benötigte keine Unterstützung. Ein Drittel der Menschen war nach ihrer Ankunft auf sich allein gestellt. Dabei nennen die Neuankömmlinge zahlreiche Herausforderungen, angefangen von Finden einer geeigneten Wohnung. Schon auf Platz zwei werden Unsicherheiten beim alltäglichen Umgang mit den Menschen genannt, gefolgt von Behördenkontakten. Auch Neuankömmlinge, die nicht allein, sondern mit Partner oder Familie in die Metropolregion ziehen, haben mit weiteren spezifischen Problemen zu kämpfen. Dazu zählen die Jobsuche für den Partner sowie die Suche nach geeigneten Schulen oder Kinderbetreuung.

Wichtige Rolle der Arbeitgeber

Den wichtigsten Part bei der Hilfe zum Einleben übernahmen die Arbeitgeber, teils mit sogenannten Relocation-Anbietern (Dienstleister, die bei Ortswechseln und allen damit zusammenhängenden Bereichen weiterhelfen), sowie die Kollegen. Nicht-deutschen Mitarbeitern werden häufig Sprachkurse, interkulturelle Trainings und schriftliche Infos in englischer Sprache angeboten. Aber nur ein Viertel der ausländischen Beschäftigten berichtet von Begegnungsangeboten oder Kollegentreffen.

Bei Behördengängen und Geldangelegenheiten zeigen Einzelfälle, dass Hürden in Amtsstuben oder am Bankschalter für erhebliche Frustration sorgen. In einem Fall wurde einem Ratsuchenden im Ausländerbüro erklärt, man spreche nur deutsch. Eine Bank lehnte die Kontoeröffnung ab, weil der potenzielle Kunde nicht fließend deutsch sprach. Der deutsche Begleiter und Übersetzer konnte hier auch nicht weiterhelfen.

Die Daten bestätigten laut Smutny, dass viele Schwierigkeiten bei Ausländern und Deutschen „nicht so unterschiedlich sind“. Es gebe viele gute Ansätze, aber es sei an vielen Stellen nicht genug. Zugezogene Fachkräfte arbeiten fast ausschließlich in Großunternehmen mit über 500 Beschäftigten. Das spricht dafür, das Großunternehmen ihre Suche nach geeigneten Fach- und Führungskräften erheblich systematischer vorgehen. Für kleinere und mittlere Unternehmen, die wenig Fachkräfte von außerhalb der Metropolregion beschäftigen, sieht Smutny Handlungsbedarf: Sie müssten sich der Frage stellen, wie man unter Diversity-Aspekten ein internationales Personal-Marketing und eine Personalentwicklung angehen könne.

Willkommenskultur: Machen Sie mit!

Die Ergebnisse der Studie „Warum Metropolregion Nürnberg?“ wurden am 8. Oktober 2013 auf der Jahreskonferenz der Allianz pro Fachkräfte in Bamberg vorgestellt. Die über 300 Teilnehmer der Konferenz diskutierten dort anschließend in einem World-Café-Verfahren die sich aus der Studie ergebende Frage: Wie wollen wir Willkommenskultur in der Metropolregion Nürnberg leben, um Heimat für Kreative zu sein? Die Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Wissenschaft arbeiteten gemeinsam zielorientiert an Ideen für Projekte, durch die die Metropolregion Nürnberg zu einem Ort wird, an dem sich jeder zu Hause fühlt und an dem jeder gerne lebt und arbeitet. Ergebnis des World-Cafés ist eine Liste von Projektideen, die der Allianz pro Fachkräfte als Leitlinien für die künftige Arbeit dienen werden.

Über 300 Akteure waren bereits engagiert. Engagieren nun Sie sich! Die auf der Jahreskonferenz entwickelten Projektideen stehen ab dem 23. Oktober online unter http://voting.allianz-pro-fachkraefte.de zur Auswahl. Stimmen Sie mit ab, welche Projekte für die Willkommenskultur in unserer Region am wichtigsten sind und geben Sie uns damit ein Signal, wo die Allianz pro Fachkräfte künftig aktiv werden soll.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2013, Seite 14

 
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