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IHK Kammergespräch

Motor des Wissenstransfers

Fraunhofer-Präsident Reimund Neugebauer kündigte an, dass Erlangen zu einem „Nationalen Zentrum für Elektroniksysteme“ werden soll.

Über „Chancen und Potenziale der angewandten Forschung für die Wertschöpfung in Europa“ sprach Prof. Dr. Reimund Neugebauer, seit 2012  Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, beim IHK Kammergespräch im Historischen Rathaussaal in Nürnberg. Er bezeichnete die Vernetzung von Forschung und Industrie als das Kerngeschäft der Fraunhofer-Gesellschaft. „Wir wollen das Wissen in die Produktion tragen“, so Neugebauer, der die größte Organisation für angewandte Forschung in Europa mit ihren rund 23 000 Mitarbeitern und 67 Instituten und Forschungseinrichtungen leitet. Ihr größtes Einzelinstitut, das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS), sowie das Fraunhofer-Institut für Integrierte Systeme und Bauelementetechnologie (IISB) sind in Erlangen beheimatet, wo insgesamt etwa 1 050 Mitarbeiter beschäftigt sind.

Für Deutschland – „ein Land dessen größtes Kapital der Rohstoff Wissen ist“ – sind Forschung und Bildung die entscheidenden Faktoren, so Neugebauer. Drei Pfeiler der außeruniversitären Forschung stützen diesen deutschen Erfolgsweg: Die Max-Planck-Gesellschaft für die Grundlagenforschung, das Helmholtz-Zentrum für langfristige, gesellschaftlich relevante Forschungsziele und die Fraunhofer-Institute für die angewandte Forschung. Das Kerngeschäft der Fraunhofer-Institute, die sich zu zwei Dritteln selbst und nur zu knapp 30 Prozent aus staatlichen Zuschüssen finanzieren, sei der Transfer von Wissen in die Industrie. Forschungsdienstleistungen für die Wirtschaft und die öffentliche Hand („Forschen für die Praxis“) sind nicht nur für die Fraunhofer-Institute ein gutes Geschäft, wie das Beispiel „MP3-Standard“ zeigt, das am IIS in Erlangen entwickelt wurde und bis heute Lizenzbeiträge einbringt. Auch die deutsche Industrie und die gesamte Volkswirtschaft profitieren davon, wenn Spitzenforschung für Zukunftstechnologien in Anwendungen überführt wird.

Als Weiterentwicklung dieses Erfolgsweges sollen in Deutschland 15 nationale Leistungszentren entstehen. Deren wesentliche Merkmale werden Spitzenforschung sowie eine enge Verzahnung von Universität, Fraunhofer-Institut und Wirtschaft der jeweiligen Region sein. Als vorgezogene Pilotprojekte sind zwei Standorte vorgesehen: Erlangen und Freiburg, wobei in Franken das „Nationale Zentrum für Elektroniksysteme“ entstehen soll. Das Modell stoße beim Bundesforschungsministerium auf große Resonanz, jedoch seien die Gelder noch nicht definitiv zugesagt. Auch erste Gespräche mit potenziellen Kooperationspartnern aus der Wirtschaft seien bereits geführt worden.

Weitere wichtige Forschungsfelder der Fraunhofer-Gesellschaft ergeben sich aus den Herausforderungen der Zukunft. Das Wachstum der Weltbevölkerung macht nach Worten Neugebauers die Minimierung des Energieverbrauchs und eine höhere Materialeffizienz unabdingbar. Zudem erfordere die wachsende Zahl (älterer) Menschen die Entwicklung ganz neuer Produkte. Die Fraunhofer-Gesellschaft forsche mit an der Fabrik der Zukunft, die emissionsneutral und äußerst material- und energiesparend arbeiten soll.

Neugebauer forderte einen Paradigmenwechsel: „Statt sich auf maximalen Gewinn aus minimalem Kapitaleinsatz zu fokussieren, gilt es, eine maximale Wertschöpfung aus minimalem Ressourceneinsatz zu ermöglichen.“ Gefragt sei auf wichtigen Feldern wie Energie, Industrie oder Informationssicherheit eine enge Kooperation der Forschungsdisziplinen, weswegen die europäischen Netzwerke aus verschiedenen Wissenschafts- und Wirtschaftssektoren enger geknüpft werden müssten. „Als Wissensintegrator ist Fraunhofer dafür der richtige Koordinator“, sagte Neugebauer.

Autor/in: 

bd.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2014, Seite 50

 
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