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Segways

Aufrecht fahr‘n

Segway © Foto: (C) Thomas Tjiang

See-Fahrten: Holger und Petra Niemitz bieten Segway-Touren am Brombachsee an.

Mit dem Segway lassen sich Naherholungsziele umweltfreundlich erkunden. In der Region werden zahlreiche Touren angeboten.

Die Sache hat einen besonderen Reiz: Gerade an sonnigen Wochenenden sind am Brombachsee die Segways des Sendelbacher Unternehmens Seg-Touren nach Worten von Inhaber Holger Niemitz meist ausgebucht. Dann schnurren die Gruppen mit bis zu zehn Personen etwa bei der großen „Tour Brombachsee“ einmal rund um das Gewässer. Sie genießen den Ausblick vom großen Damm, besichtigen das Infozentrum des Wasserwirtschaftsamtes oder „segwayen“ auf dem Fränkischen Seenlandweg entlang des Niedermoors, einem Teil des Naturschutzgebietes Grafenmühle. Für Firmenveranstaltungen, Geburtstage oder Familienfeiern entwickelt Niemitz spezielle Angebote. Daneben bietet Seg-Touren auch einen Ausflug durch das Hammerbachtal in der Hersbrucker Alb, vom Schloss Reichenschwand über Sendelbach Richtung Engelthal am Hammerbach entlang und wieder zurück nach Reichenschwand über Henfenfeld.

Niemitz war nach eigenen Angaben einer der ersten im Großraum, die den einachsigen Segway Personal Transporter, wie er offiziell heißt, im Jahr 2010 zum Verleih anboten. Als Fan des Brombachsees entschied er sich gegen Städtetouren. Für ihn ist es ein Freizeitspaß ohne Altersgrenze, sein ältester Kunde habe mit 79 Jahren die Tour genossen. Das Mindestalter für die formal als elektronische Mobilitätshilfen bezeichneten Gefährte aus den USA ist 15 Jahre – plus mindestens Mofa-Führerschein. Mit etwas Gleichgewichtsgefühl kommen auch Anfänger in der Regel schnell mit dem Fahrzeug zurecht. Die 2009 in Kraft getretene Verordnung über die Teilnahme elektronischer Mobilitätshilfen am Verkehr (Mobilitätshilfenverordnung MobHV) regelt die Details für den Betrieb der Segways. Etwa, dass in geschlossenen Ortschaften nur Radwege befahren werden dürfen. Nur wenn sie fehlen, dürfen Straßen genutzt werden.

Die Baiersdorfer easy2move hat sich auf Städtetouren spezialisiert. Nach dem Start im Jahr 2008 in Bamberg folgten ein Jahr später Nürnberg und Fürth. Firmenchef Claus Rupprecht ist mit dem Verleih seiner 24 Maschinen „ganz zufrieden“. Seine Touren durch die Nürnberger Altstadt, die südliche Altstadt mit den alten Handwerkerhäusern in der Kühnertsgasse und der Straße der Menschenrechte oder rund um das Dokuzentrum am Dutzendteich werden allesamt von zertifizierten Stadtführern des Vereins Altstadtfreunde Nürnberg durchgeführt. Typische Segway-Fahrer kann er nicht ausmachen, außer von Touristen aller Altersgruppen werden die Gefährte auch für Junggesellen-Abschiede oder von Firmen für Betriebsfeiern gebucht. Neu im Sortiment ist die Tour „Gegen den Strom“ im Nürnberger Stadtteil Hammer. In Fürth lautet das Motto „Flüsse, Brücken und Stege“: Die Tour startet an der Rednitz, führt zum ehemaligen Flussbad, dann weiter von der Siebenbogenbrücke bis zum idyllischen Waldmannsweiher. Man erfährt am Käppnersteg, dem Zusammenfluss von Rednitz und Pegnitz, dass Fürth eine Drei-Flüsse-Stadt ist. Dann geht die Strecke durch die Gassen der Altstadt und auf der ehemaligen Handelsstraße zurück zu Kulturforum und Maxbrücke.

Die Fürther E-Gringos UG organisiert Touren für drei bis sechs Personen durch Fürth, eine Maxi-Tour von Fürth nach Nürnberg und zurück sowie eine Tour durch Erlangen. Dort geht es vom Wiesengrund über das Bergkirchweih-Gelände durch das Schwabachtal vorbei am Aromagarten durch Altstadt und Schlossplatz.

Zusätzlich zu den markanten Städtetouren bietet die Nürnberger Seg and the City GmbH auch Thementouren wie „Segway meets Weißwurst“, eine „Halbtages-Tour mit Biergarten“ oder eine „Brunch-Tour“, bei der nach der zweieinhalbstündigen Fahrt zum veganen Schlemmer-Brunch geladen wird. Bei der „Halbtagestour mit Grillen“ geht es am Nürnberger Steinbrüchlein entlang nach Worzeldorf und neben dem Alten Kanal nach Röthenbach bei St. Wolfgang. Darüber hinaus offeriert Seg and the City eine Segway-Tour rund um den Rothsee mit Start am Seezentrum Heuberg. In Rothenburg o.d. Tauber geht es zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten, wie Stadtmauer, Jakobskirche, historisches Rathaus und Rodertor.

Auch die Rother Funway GmbH bietet kleine oder große Rothsee-Touren sowie eine Kelten-Tour: Vom Marktplatz in Thalmässing geht es auf dem archäologischen Wanderweg hinauf auf die Hochfläche des Waizenhofer Espans, zu einem der größten vorgeschichtlichen Grabhügelfelder Mittelfrankens. In Landersdorf steht die Besichtigung eines Hauses aus der Jungsteinzeit, eines Keltenhauses und eines vorgeschichtlichen Gartens mit alten Getreidesorten und Kräutern an. Die spezielle Mühlen-Tour führt vom Historischen Eisenhammer westlich von Eckersmühlen entlang der Gredlbahn zu Lösmühle und Paulusmühle. Der Weg führt weiter über Seitzenmühle, Knabenmühle und Stephansmühle entlang der Kleinen Roth bis zur Leonhardsmühle.

Die Preise für die Segway-Touren der einzelnen Anbieter schwanken um die 50 Euro pro Person, erreichen aber auch je nach Dauer oder Verpflegung 139 Euro. In der Regel müssen die Touren vorab über die Internet-Seiten der Unternehmen oder der städtischen Tourismusbüros verbindlich gebucht werden. Eine generelle Helmpflicht besteht nicht, die Anbieter handhaben es unterschiedlich und bietet oftmals kostenlos Helme an.

Das US-Unternehmen Segway hatte das Gefährt, dessen Stückpreis immer noch bei rund 9 000 Euro liegt, im Jahr 2001 auf den Markt gebracht und wurde mit vielen Vorschusslorbeeren bedacht. Alternative Einsatzmöglichkeiten, etwa für Polizeipatrouillen in Innenstädten oder auf Flughäfen oder für Mitarbeiter in Lager- oder Messehallen, haben sich aber bislang nicht im großen Stil durchgesetzt. Aktuell hat der chinesische Segway-Konkurrent Ninebot das US-Vorbild von einer Investmentfirma übernommen.

Autor/in: 

Thomas Tjiang

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2015, Seite 40

 
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