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Dr. C. Soldan

Über die Seele des Bonbons

Perry Soldan (Dr. C. Soldan) © Dr. C. Soldan

Perry Soldan leitet seit 2002 die Geschicke des Bonbonherstellers Dr. C. Soldan in Adelsdorf.

Perry Soldan führt den Hersteller von Em-eukal in der vierten Generation.

Wenn er nicht das Glück gehabt hätte, das Familienunternehmen Soldan Holding + Bonbonspezialitäten GmbH in Adelsdorf weiter zu führen, dann wäre Perry Soldan vielleicht Diplomat geworden. „So ganz unähnlich ist die Aufgabenstellung der meinen gar nicht“, sagt der 46-jährige Unternehmer. Natürlich habe in der Familie der Wunsch bestanden, dass der 1899 gegründete Betrieb auch in der vierten Generation weiter in Händen der Familie bleibt. „Ein Unternehmen muss in seiner Seele verankern, ob es ein Familienbetrieb sein will oder nicht“, sagt Soldan. Einen festen Plan für seinen Einstieg ins Unternehmen habe es dennoch nie gegeben.

Seine Schulzeit verbrachte Soldan fernab des elterlichen Betriebs im Internat in Südbayern, nach Abitur und betriebswirtschaftlichem Studium ging es zunächst in einen Textilbetrieb nach Forchheim. Als Fachberater und später Leiter Controlling wollte er Erfahrungen sammeln, um im heimischen Betrieb die kaufmännische Leitung zu übernehmen. Doch eine schwere Krankheit und der frühe Tod seines Vaters führten dazu, dass Perry Soldan viel eher als gedacht die Nachfolge antreten musste und schon 2002 nicht nur die kaufmännische, sondern die gesamte Führung des Unternehmens übernahm.

Bonbonhandwerk nachträglich gelernt

Mehrere Jahre lang stand ihm ein Beirat aus erfahrenen Unternehmern zur Seite und unterstützte ihn bei der Entscheidungsfindung. „Am schwierigsten für mich war, dass ich in dieser Phase das Bonbonfachhandwerk erst lernen musste. Mein Vater war gelernter Bonbonkocher, ich allgemeiner Betriebswirt. Um beurteilen zu können, was der Endverbraucher letztlich mag und was nicht, muss man viel von der Seele des Produkts verstanden haben“, sagt er.

Durchschnittlich drei neue Rezepturen bringt Dr. C. Soldan pro Jahr auf den Markt. Kreiert werden sie von einem Konditor, der ganz traditionell nach seinem Gusto Aromen zusammentröpfelt und später die leitenden Angestellten Probe lutschen lässt. Massenhaft gekocht und verpackt werden die Bonbons dann von 200 Mitarbeitern am Standort in Adelsdorf bei Erlangen. Das Produktionswerk, das dort seit 1960 besteht, beherbergt seit dem vergangenen Jahr außerdem die Verwaltung, die von Nürnberg-Doos dorthin verlagert wurde. Ansonsten habe man keine Standorte mehr, sagt Soldan, der es als seine Aufgabe verstanden hat, die Vielzahl der Produkte und Unternehmensaktivitäten auf das Kerngeschäft zurückzuführen und die Marke „Em-eukal“ zu stärken.

Früher sieben Parfümerien und eine Druckerei

In den 1990er Jahren unterhielt Dr. C. Soldan neben der Bonbonproduktion noch sieben Parfümerien und eine Druckerei. Von diesen Geschäftsfeldern trennte sich Perry Soldan ganz bewusst. „Es war Zeit, den gut verwurzelten und stark verzweigten Baum Dr. C. Soldan zurückzuschneiden, um seine Ertragskraft und Vitalität nachhaltig zu stärken“, sagt er. Heute ist der Bonbonfabrikant Marktführer in deutschen Apotheken, Nummer zwei in den Drogeriemärkten und Nummer vier im Lebensmitteleinzelhandel.

In den kommenden Jahren will Soldan ins Ausland expandieren, den derzeitigen Umsatzanteil von fünf Prozent, den das Unternehmen außerhalb Deutschlands erzielt und der seit Langem stagniert, auf 30 Prozent ausbauen. Dazu stellte er vor drei Jahren bereits einen eigenen Manager in Österreich ein und kümmert sich selbst intensiv um europäische Geschmäcker. „Sie können in Frankreich keine Salbeibonbons verkaufen“, sagt Soldan. In Deutschland sei dies dagegen die beliebteste Rezeptur überhaupt.

Eukalyptus sei dagegen gut in ganz Europa verkäuflich. Das bekannte Kinder-Em-eukal-Bonbon, für das Perry Soldan als Kind auf Werbefotos lächelte, wird in Deutschland mit Wildkirschgeschmack genossen, tendiert im übrigen europäischen Raum aber eher Richtung Erdbeere.

Medizinische Bonbons

Durch seinen Urgroßvater, den Nürnberger Apotheker und Gründer des Unternehmens Dr. Carl Soldan, haftet den Bonbons seit jeher nicht nur der Nimbus des Arzneimittels an, sondern es werden neben den frei verkäuflichen Bonbons tatsächlich auch solche mit medizinischen Wirkstoffen für die Pharmaindustrie produziert. Etwa zehn Prozent macht ihr Anteil am Gesamtumsatz heute aus, Perry Soldan will auch diesen ausbauen und die pharmazeutische Herstellungserlaubnis des Unternehmens gewinnbringend nutzen. Daneben soll die Marke Em-eukal gestärkt werden und in unterschiedlichsten Verpackungs- und Darreichungsformen – zum Beispiel als Gummidrops – angeboten werden.

Auf dem Weg zur fünften Generation

Dass dereinst die fünfte Generation den Familienbetrieb weiterführen soll, ist nicht nur in den Genen des Unternehmens, sondern auch konkret in seinen Zielen verankert. Doch noch sind Perry Soldans Kinder – mit 16 und 13 Jahren – zu jung, um zu entscheiden, ob dies für sie überhaupt in Frage kommt. Darüber hinaus spielt die Familie eine ganz wesentliche Rolle für den Unternehmer Soldan: „Ich glaube, das Band Unternehmen und Familie ist heute noch viel enger geknüpft als in der Vergangenheit. Es wird zu Hause offen darüber gesprochen, was in der Firma funktioniert hat und was nicht. Ohne meine Frau wäre es viel schwerer, die richtigen Entscheidungen zu treffen.“

Autor/in: 

uba.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2015, Seite 65

 
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