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Asien-Pazifik-Forum

Bayern trifft Asien

Vientam Ho-Chi-Minh-Stadt © DuyDo - Thinkstock.com

In Ho-Chi-Minh-Stadt wird in den kommenden Jahren ein deutliches Wirtschaftswachstum erwartet.

370 Kongressbesucher informierten sich über Themen wie Corporate Social Responsibility und das Partnerland Vietnam.

Bereits zum zwölften Mal organisierte das Außenwirtschaftszentrum Bayern unter Federführung der IHK Nürnberg für Mittelfranken das Asien-Pazifik-Forum – eine der wichtigsten Veranstaltungen dieser Art in Deutschland. In diesem Jahr wurde dem Kongress, der vom Bayerischen Wirtschaftsministerium unterstützt wird, eine neue Form gegeben: Die länderspezifischen Informationen wurden in Themen-Panels und somit in ausgesuchten Expertenrunden diskutiert.

Wie bisher standen den Besuchern über 20 Experten der deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) für konkrete Fragen zu Ansiedlung, Marktchancen und Niederlassungsrisiken zur Verfügung. Über 280 solcher individuellen Einzelgespräche fanden an diesem Tag statt. Die Asien-Ausstellung im Foyer des NCC der NürnbergMesse rundete das Forum ab.

Einer der prominenten Key-Note-Speaker in diesem Jahr war Frank Dassler, General Counsel der Adidas-Group in Herzogenaurach, Vizepräsident der IHK Nürnberg und Präsident des Weltverbandes der Sportartikelindustrie „World Federation of the Sporting Goods Industry (WFSGI)“. Jährlich würden weltweit 22 Mrd. Schuhe gefertigt, davon über 60 Prozent in China, zehn Prozent in Indien und über drei Prozent in Vietnam, das damit Platz vier belegt.

Von den Lieferanten der Herzogenauracher Drei-Streifen-Firma befinden sich 83 Prozent in Asien. Von den 14,5 Mrd. Euro, die die Adidas-Gruppe im Jahr 2014 umsetzte, entfielen 26 Prozent auf Asien und nur fünf Prozent auf Deutschland. Von den weltweit 258 Mio. Paar Schuhen, die die Adidas-Gruppe im vergangenen Jahr produzieren ließ, kamen fast 40 Prozent aus Vietnam. Dassler wollte seine Ausführungen auch als eine Einladung an Unternehmer verstanden wissen, sich näher mit den Ländern Asiens als Produktionsstandort auseinanderzusetzen. „Wagen Sie den ersten Schritt und gestalten Sie Ihre zukünftige Erfolgsgeschichte mit asiatischen und vielleicht ganz besonders mit vietnamesischen Geschäftspartnern“, sagte der Präsident des WFSGI.

Asien-Pazifik-Forum Bayern 2015 - Teilnehmer

Standort Vietnam

Vietnam, das diesjährige Partnerland des Asien-Pazifik-Forums Bayern, habe großes wirtschaftliches Potenzial, wie Botschafterin Dr. Nguyen Thi Hoang Ang bei ihrer Eröffnungsrede und in der Pressekonferenz betonte. Auch Marko Walde, Delegierter der deutschen Wirtschaft in Hanoi, berichtete von einer großen Dynamik in dem Land, dessen 92 Mio. Einwohner einen Altersdurchschnitt von 28 Jahren aufweisen. Nach den Erkenntnissen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) wird Vietnam, das bereits 2014 eine Wachstumsrate von sechs Prozent verzeichnete, in den nächsten zehn Jahren das „Kraftwerk in Asien“ sein.

Das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Vietnam, das voraussichtlich Ende dieses Jahres in Kraft tritt, dürfte die Handelsbeziehungen mit dem asiatischen Tiger-Land spürbar erleichtern. Was speziell für deutsche Investoren von Interesse sein dürfte: In dem Land sprechen rund 100 000 Menschen Deutsch und es gibt in Deutschland rund 150 000 Vietnamesen. Bei allen Vorträgen und Panels, in denen Vietnam thematisiert wurde, kam die hohe Arbeitsmoral der Menschen zur Sprache. „Die Vietnamesen gelten als die Preußen Asiens“, so Marko Walde.

Wiederholt wurde auf dem Forum die Korruption angesprochen, mit der auch viele ausländische Unternehmen konfrontiert sind. Die Referenten berichteten, man habe in Asien das Thema auch auf höherer Ebene als wichtiges Problem erkannt, das die wirtschaftliche Entwicklung hemmt. Eine Reihe von Staaten reagiere derzeit darauf, indem sie Verwaltungsvorschriften neu fassen. Hoffnungsvoll stimme, dass beispielsweise Vietnam sich dabei das deutsche Rechtssystem zum Vorbild nehme.

Verantwortliche Unternehmensführung

Die Produktionsbedingungen bei den Zulieferern dürfen deutschen Unternehmen nicht gleichgültig sein, sagte Markus Lötzsch, Hauptgeschäftsführer der IHK Nürnberg für Mittelfranken. Die Prinzipien des „Ehrbaren Kaufmanns“ müssten mit Blick auf die gesamte Wertschöpfungskette betrachtet werden und dürften an den Grenzen nicht Halt machen. Deshalb habe man als einen Hauptredner Georg Kell eingeladen, Chief Executive Director des UN Global Compact in New York.

Kell treibt den weltweiten Pakt der Vereinten Nationen mit Unternehmen voran, die sich freiwillig verpflichten, soziale und ökologische Standards einzuhalten. Das zahle sich letztlich auch für die Unternehmen aus. Wer nachhaltig wirtschafte, habe durchaus auch in Asien einen Wettbewerbsvorteil, so Kell. Gemeinsam mit Unternehmern, Dienstleistern und Experten aus der Wissenschaft wurde in einem der Panels über die nachhaltige Gestaltung des internationalen Lieferkettenmanagements diskutiert. „Verantwortlich handeln“ hieß das dazugehörige Leitthema, das sich das diesjährige Asien-Pazifik-Forum Bayern gesetzt hatte.

Risikomanagement in Asien

Mit Herausforderungen etwa sprachlicher und interkultureller Art im asiatischen Markt umzugehen, ist für viele Exportfirmen etwas Alltägliches. Die wahren Tücken liegen allerdings in den landesspezifischen Eigenheiten, die je nach Wirtschaftsstruktur und Entwicklungsstand variieren und von den Firmen bei der Vorbereitung ihrer Auslandsaktivitäten berücksichtigt werden müssen. Neben den Schwergewichten China und Japan standen Indien, Myanmar und die Philippinen in einem Panel zum Thema „Risikomanagement im Asiengeschäft“ exemplarisch für die große Bandbreite an Chancen und Risiken in Asien.

In Indien gehe es den deutschen Unternehmen „ganz gut“, so Bernhard Steinrücke, Hauptgeschäftsführer der Deutsch-Indischen Handelskammer, vorausgesetzt sie machen sich vertraut mit den nationalen und regionalen Gegebenheiten. Auf jeden Fall sollte man sich zunächst eingehend über potenzielle Partnerunternehmen informieren. Die AHKs, die weltweit an rund 130 Standorten (davon allein sechs in Indien) vertreten sind, seien hierfür kompetenter Ansprechpartner. Rund 340 Unternehmen aus Mittelfranken sind derzeit in Indien vertreten, das laut Steinrücke bald die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt sein wird.

Auf den Philippinen, die von Peter Kompalla, Hauptgeschäftsführer der Deutsch-Philippinischen Handelskammer, vertreten wurden, seien kaufkräftige Konsumenten und die guten Englischkenntnisse in weiten Teilen der Bevölkerung eine gute Grundlage für Geschäfte. So habe beispielsweise die Stihl-Gruppe ihre Vergaser-Produktion auf die Philippinen verlagert. Dennoch dürfe der Markt nicht unreflektiert bearbeitet werden, da insbesondere bei höherwertigen Produkten technische Anpassungen, also Vereinfachungen, für den Absatzerfolg entscheidend sein können.

Als relativ neuer „Mitspieler“ im Kreise der Asean-Staaten wurde das aufstrebende Myanmar von Dr. Monika Stärk repräsentiert, Delegierte der Deutschen Wirtschaft in Yangon. In dem Land, das sich erst vor rund zwei Jahren dem Westen geöffnet hat, gehe es aufwärts, aber es sei „etwas für Leute mit Pioniergeist“, die das Risiko nicht scheuen. Wer einen langen Atem habe, könne in Myanmar, das reich an Bodenschätzen ist, künftig wohl gute Geschäfte machen.

Nach einem Tag, prallvoll mit neuen Eindrücken, Informationen und unternehmerischen Erkenntnissen mochte man Bernhard Steinrücke von der Deutsch-Indischen Handelskammer nur Recht geben: Das größte Risiko für deutsche Unternehmer beim Asiengeschäft ist es, auf diesem Kontinent nicht vertreten zu sein.

Autor/in: 

Werner vom Busch

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2015, Seite 24

 
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