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Hemmersbach

IT-Services weltweit

Hemmerbach Gesellschafter Ralph Koczwara © Thomas Tjiang

Für das laufende Jahr erwartet Ralph Koczwara einen Umsatzsprung um rund 40 Prozent.

Der Nürnberger IT-Spezialist bietet seinen ticketbasierten Service zur Wartung von IT-Infrastruktur in über 190 Ländern an.

Ungewöhnliche Einsätze gibt es bisweilen bei der Nürnberger Hemmersbach GmbH & Co. KG: Wenn auf einer Bohrinsel die Computersysteme ausfallen, kommt ein Serviceexperte mit dem Helikopter, um die Probleme zu beheben. Doch so außergewöhnlich sei das Tagesgeschäft nicht immer, sagt der Geschäftsführende Gesellschafter Ralph Koczwara. Das Unternehmen bietet einen weltweiten IT-Service, der mittlerweile über speziell autorisierte Partner in über 190 Ländern präsent ist. Dabei bleibt man flexibel: Wächst das Geschäft in einem bestimmten Land überdurchschnittlich an, wird über die Gründung einer eigenen Niederlassung diskutiert. Aktuell gibt es neben der Zentrale in Nürnberg 33 Auslandsniederlassungen. Ein Schwerpunkt liegt auf Europa, aber auch in den USA, Brasilien, Südafrika, China und Australien ist das Unternehmen vertreten.

Hemmersbach profitiert von einem globalen Trend: Große PC-Hersteller bevorzugen mittlerweile Dienstleister, die weltweit tätig sind und bei denen sie möglichst alles aus einer Hand bekommen. Gleiches gilt für Firmen, die IT-Arbeitsplätze ausstatten. Diesen Trend nutzt Hemmersbach, indem sie als weltweiter Zulieferer für Unternehmen wie IBM, HP, Lenovo oder Accenture agiert. Die Serviceleistung besteht also in der Vor-Ort-Betreuung der Kunden von beispielsweise IBM. Tritt bei dessen Kunden ein IT-Problem auf, so kann bei Bedarf innerhalb von zwei Stunden reagiert werden. Das zweite Standbein des Unternehmens ist das Geschäft mit „Data Center & Network Services“ – also die weltweite Betreuung zentraler Serversysteme und Netzwerkinfrastruktur. Der dritte Geschäftsbereich von Hemmersbach findet sich im polnischen Breslau. Dort steht eine eigene Reparaturzentrale für elektronische Endgeräte, die europaweit abgeholt, repariert und wieder an die Kunden zurückgeschickt werden.

Das Geschäft läuft derart gut, dass Hemmersbach bereits zweimal, 2013 und in diesem Jahr, vom Freistaat Bayern mit dem Mittelstandspreis „Bayerns Best 50“ ausgezeichnet wurde. Die Siegertrophäe in Form eines Porzellanlöwen würdigt eine überdurchschnittliche Entwicklung bei Wachstum und Beschäftigung. Für das laufende Jahr wird ein weiterer Umsatzsprung um rund 40 Prozent auf gut 200 Mio. Euro erwartet. Als Erfolgsrezept nennt Ralph Koczwara Fokussierung und Stetigkeit. Dahinter verbergen sich vor allem drei Aspekte: Erstens vermeidet Hemmersbach jegliche Interessenskonflikte mit seinen eigenen Kunden, wenn Aufträge ausgeführt werden. Zweitens rechnet Hemmersbach den Aufwand nicht nach Arbeitsstunden ab, sondern lässt sich pro Geschäftsvorfall bezahlen. Damit liegt das Leistungs- und Produktivitätsrisiko ganz beim Nürnberger Unternehmen. Dieses Risiko kann Hemmersbach deshalb eingehen, da mit dem dritten Aspekt, dem „Autonomic Computing“, für effizienten Service gesorgt und pro Monat rund 150 000 Servicefälle abgearbeitet werden können.

Hemmersbach setzt weltweit auf einheitliche Prozessstandards, wobei eine im Haus entwickelte Software Aufgaben automatisch löst und gleichzeitig die Qualität der Arbeit überwacht. Das Unternehmen hat mit dem „Service Deli-
very Code“ zudem ein eigenes System entworfen, wie Dienstleistungsprozesse abzulaufen haben. Durch den konsequenten Einsatz dieses Codes möchte Hemmersbach selbst globale Standards setzen. Wenn man weltweit einen einheitlichen Service anbieten will, stellen sich zahlreiche Herausforderungen: Ersatzteile oder Verbrauchsgüter wie Papier oder Toner sind in den ländlichen Regionen Südamerikas schwieriger zu bekommen und auszuliefern als in einem europäischen Staat. Ein wichtiges Ziel sieht Koczwara deshalb darin, Strukturen zu etablieren, die auch bei komplexen internationalen Aufträgen gut funktionieren.

Gelebte Internationalität

Die Internationalität des Nürnberger Mittelständlers wird auch dadurch deutlich, dass  Englisch die Unternehmenssprache ist. Das erleichtere die Rekrutierung neuer Mitarbeiter, das Beherrschen der deutschen Sprache ist keine Einstellungsvoraussetzung. Unter den aktuell rund 600 Mitarbeitern in Deutschland sind 34 Nationen vertreten, weltweit plant Hemmersbach mit rund 2 800 Beschäftigten bis Ende des Jahres. Größter Auslandsstandort ist die Reparatur-Niederlassung in Polen mit gut 500 Beschäftigten. Zudem wird in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur seit zwei Jahren die Fernost-Zentrale aufgebaut, wo derzeit bereits rund 250 Mitarbeiter beschäftigt sind.

Um gute Mitarbeiter zu gewinnen, setzt Koczwara auf Hochschul-Marketing und bietet Abschlussarbeiten im Unternehmen und Traineeprogramme an. Wichtiger als ein Hochschulabschluss sei für ihn jedoch die Bereitschaft, sich entwickeln zu wollen. Koczwara selbst spricht mit neuen Mitarbeitern gerne über seine beiden Abschlüsse: Abitur und Führerschein. Für ihn sei Erfahrungswissen häufig wichtiger als reine akademische Theorie. Er selbst habe bereits mit 15 Jahren neben der Schule im väterlichen Computergeschäft mitgearbeitet und dabei wertvolle Erfahrungen in Verkauf und Dienstleistung gesammelt.

 

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2016, Seite 64

 
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