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IHK-Konjunkturklima

Mit viel Schwung

Container Hafen Umschlagplatz Fracht Handel © hxdyl - ThinkstockPhotos.com

Die mittelfränkische Wirtschaft zeigt sich unbeeindruckt von den weltweiten politischen Unsicherheiten.

Regierungswechsel in den USA, Brexit und drohende Einschränkungen des Freihandels: Von all dem lassen sich die Unternehmen in Mittelfranken nicht bremsen. Im Gegenteil: Die Stimmung ist weiterhin gut, die Aufwärtsdynamik setzt sich fort. Der Konjunkturklimaindex, den die IHK dreimal jährlich im Zuge ihrer Konjunkturumfragen erfasst, ist gegenüber dem Herbst 2016 um weitere 1,4 Punkte auf 127,8 angestiegen. Zum Anstieg des Konjunkturklimas haben sowohl die hervorragende aktuelle Geschäftslage als auch die optimistischen Erwartungen für die kommenden Monate beigetragen, so IHK-Präsident Dirk von Vopelius. Beide Werte stiegen gegenüber der letzten IHK-Konjunkturumfrage im Herbst nochmals an.

Mehr als die Hälfte der Unternehmen bezeichnet die Geschäftslage derzeit als gut und weitere 40 Prozent als befriedigend. Diese positive Einschätzung gilt über alle Branchen. Auch die Aussichten für das Jahr 2017 bleiben in allen Wirtschaftszweigen gut: Rund ein Drittel der Unternehmen geht davon aus, dass sich die Geschäfte in den kommenden Monaten verbessern, nur jeder achte Betrieb erwartet eine Verschlechterung. Das Inlands- und das Auslandsgeschäft werden gleichermaßen optimistisch gesehen, weshalb auch die Unternehmen weiter investieren und zusätzliches Personal einstellen wollen. Es wird jedoch immer schwieriger, den Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern zu decken. Inzwischen betrachtet mehr als die Hälfte aller befragten Unternehmen den Fachkräftemangel als die größte Gefahr für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Außerdem darf laut IHK-Präsident von Vopelius angesichts der insgesamt sehr erfreulichen Konjunktur nicht vergessen werden, dass einige Wirtschaftsbereiche – etwa der stationäre Einzelhandel und die Finanzdienstleister – unter einem „enormen Veränderungsdruck“ stünden.

Industrie: Die mittelfränkische Industrie befand sich im gesamten Jahresverlauf 2016 auf einem stabilen Wachstumskurs, der sich zum Jahresbeginn 2017 fortsetzt. Die Hälfte der heimischen Industriebetriebe meldet eine Verbesserung der Geschäftslage gegenüber dem Herbst 2016, weitere 47 Prozent sind aktuell zufrieden und nur drei Prozent äußern sich gegenteilig. Damit hat sich die Einschätzung der Geschäftslage gegenüber dem schon guten Wert des Vorjahres nochmals verbessert. Grund für die hohe Zufriedenheit ist nicht nur die gute Auftragslage im Inland, über 40 Prozent der Betriebe registrieren eine Steigerung des Auftragsvolumens aus dem Ausland. Neben den anhaltend guten Geschäften der mittelfränkischen Industrie in Europa und Nordamerika hat sich insbesondere die Einschätzung des chinesischen Marktes sowie des Asien-Pazifik-Raumes deutlich verbessert. Die Erwartungen für die nächsten Monate sind ebenfalls optimistisch. Ein Drittel rechnet mit einer weiteren Verbesserung der jetzt schon guten Geschäftslage, nur jeder 20. Betrieb erwartet das Gegenteil. Die Investitionsneigung hat sich trotz erwarteter zunehmender Kapazitätsauslastung im Vergleich zum Herbst 2016 zwar verschlechtert, liegt aber immer noch über dem Vorjahreswert. Außerdem wollen die Industriebetriebe die Zahl der Arbeitsplätze erhöhen.

Bauwirtschaft: Der Boom der Bauwirtschaft hält weiterhin an. Trotz des Winters freuen sich 69 Prozent der mittelfränkischen Bauunternehmen über eine verbesserte Geschäftslage, nur sechs Prozent melden eine Verschlechterung – angesichts der Saisonabhängigkeit der Bauwirtschaft ein bemerkenswertes Ergebnis. Es handelt sich um die bislang beste Lageeinschätzung in einer Wintersaison überhaupt. Bei einem Drittel der Unternehmen ist der aktuelle Auftragsbestand größer als saisonüblich, 63 Prozent der Bauunternehmen melden eine volle Auslastung. Nach wie vor profitiert die Bauwirtschaft, insbesondere der Wohnungsbau, von den niedrigen Zinsen. Aus dem Wohnungsbau kommen derzeit auch die größten Zuwächse der Branche, über die Hälfte der Betriebe meldet hier ein gestiegenes Volumen. Der Ausblick in die kommenden Monate ist saisonüblich positiv: Die Bauunternehmen erwarten für das nächste Halbjahr eine deutliche Ausweitung der Bautätigkeit. Zur Bewältigung ihrer Aufträge plant ein Viertel der Betriebe, die Zahl der Beschäftigten zu erhöhen. Auch bei den Investitionsplänen gibt es Steigerungen gegenüber dem Vorjahresniveau. Das wirkt sich auf die Preisgestaltung aus: Ein Drittel der Unternehmen plant, die Verkaufspreise anzuheben.

Handel: Der Aufschwung, der stark durch die Binnennachfrage geprägt ist, hat den mittelfränkischen Handelsbetrieben im vergangenen Jahr eine gute Saison beschert. Nach Abschluss des Weihnachtsgeschäfts bewerten 45 Prozent der Unternehmen ihre Lage als gut, weitere 39 Prozent sind zufrieden, 16 Prozent unzufrieden. Damit bewegen sich die Händler bei der Geschäftslage auf dem Niveau der Herbstumfrage 2016. Allerdings ist die aktuelle Geschäftslage bei den Einzelhändlern schlechter als bei den Großhändlern. Ähnliches gilt für die Erwartungen: In der Branche insgesamt überwiegt die Zuversicht, wobei die Aussichten im Großhandel besser sind als im Einzelhandel. Für die kommenden Monate planen über 80 Prozent der Händler Investitionen, die Personalplanungen sind dagegen leicht rückläufig.

Unternehmensnahe Dienstleistungen: Bei den unternehmensnahen Dienstleistungen hat sich die ohnehin gute Geschäftslage über die Wintermonate noch einmal deutlich verbessert. Jedes zweite Unternehmen berichtet von gestiegenen Umsätzen in den vergangenen Monaten, nur sechs Prozent von schlechteren Geschäften. Besonders zufrieden sind derzeit die mittelfränkischen Unternehmen der Informations- und Kommunikationstechnologie. Was die kommenden Monate angeht, so rechnen insgesamt 30 Prozent der Unternehmen aus den unternehmensnahen Dienstleistungen mit weiteren Verbesserungen, nur rund 16 Prozent erwarten eine Verschlechterung. Bemerkenswert: Während sich die Transportunternehmen in vergangenen Umfragen meist kritischer äußerten als die Gesamtbranche, blicken sie 2017 recht positiv in die Zukunft. Fast die Hälfte der Spediteure rechnet mit einer Verbesserung der Geschäftslage. Besonders das Transportgewerbe und die IuK-Betriebe benötigen für ihre Geschäftsentwicklung zukünftig mehr Personal. Allerdings ist es für diese Branchen schon jetzt schwierig, Mitarbeiter zu gewinnen.

Verbrauchernahe Dienstleistungen: Etwas verschlechtert hat sich zu Jahresbeginn die Geschäftslage bei den verbrauchernahen Dienstleistungen, sie ist aber immer noch besser als vor einem Jahr. Deutlich abgeschwächt gegenüber dem Vorjahr haben sich die Erwartungen: 14 Prozent der verbrauchernahen Dienstleister rechnen mit rückläufigen Geschäften, jedes fünfte Unternehmen erwartet weitere Zuwächse. Zur etwas nachlassenden Dynamik trägt besonders das Hotel- und Gaststättengewerbe bei, das mit dem Weihnachtsgeschäft zwar recht zufrieden war und von positiven Umsätzen berichtet, aber über steigende Arbeitskosten und zunehmende Regulierungen klagt. Der Dämpfer bei den verbrauchernahen Dienstleistern wirkt sich auch auf deren Personalplanung aus: Während sie im Herbst noch Einstellungen planten, zeigen sie sich nun zurückhaltender bei der Schaffung neuer Stellen. Dafür stehen weitere Investitionen an, vor allem für Produktinnovationen.

Lage bleibt gut

Die bereits gute Lage der Unternehmen im Herbst 2016 hat sich zum Jahresbeginn nochmals verbessert. 91 Prozent berichten von einer verbesserten oder zufriedenstellenden Geschäftslage, nur etwa jedes zehnte Unternehmen ist unzufrieden. Diese positive Einschätzung korrespondiert mit der im Herbst geäußerten Erwartung, dass sich die mittelfränkische Wirtschaft konstant gut entwickeln werde. Die Auftragsvolumina und die Auslastung der Unternehmen haben sich im Vergleich zu den Vorumfragen positiv entwickelt.

Erwartungen weiterhin überdurchschnittlich

Beim Blick auf die nächsten Monate gibt es derzeit keine Anzeichen dafür, dass sich die gute Geschäftslage verschlechtern könnte. Die Mehrheit der Betriebe geht davon aus, dass das aktuell gute Geschäftsniveau Bestand haben wird: 61 Prozent erwarten in den kommenden Monaten konstant gute Geschäfte, ein Drittel rechnet sogar mit einer weiteren Verbesserung der Geschäftslage. Eine Belebung prognostiziert die Wirtschaft insbesondere für den Export.

Die Unternehmen in Mittelfranken wollen auch in den kommenden Monaten mehr investieren, das Investitionsklima hat sich gegenüber der Herbstumfrage nochmals deutlich verbessert. Rund ein Drittel der heimischen Betriebe hat die Absicht, die Investitionsausgaben in den kommenden Monaten zu erhöhen, die Hälfte möchte das Investitionsniveau beibehalten. Dienstleister und Industrie sind die Branchen mit den stärksten Investitionsabsichten. Den größten Investitionsbedarf sehen die Unternehmen derzeit bei Ersatzbeschaffungen, Rationalisierung sowie Produkt- und Verfahrensinnovationen.

Beschäftigung stößt an Grenzen

Der Arbeitsmarkt hat sich im letzten Jahr positiv entwickelt, die Beschäftigung in Deutschland hat neue Rekordhöhen erreicht. Auch für 2017 erwartet die Wirtschaft einen Anstieg der Beschäftigung. Ein Fünftel der mittelfränkischen Betriebe geht von einem steigenden Personalbedarf aus, zwölf Prozent erwarten einen Rückgang. Allerdings fällt es den Unternehmen immer schwerer, passendes Personal zu finden. Über 50 Prozent der Unternehmen nannten diesen Aspekt als bedeutendes Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung – dies ist der höchste Wert, seit die IHK in ihrer Umfrage nach den Risiken für die Konjunktur fragt.

Mit einer Exportquote von 48 Prozent ist die mittelfränkische Wirtschaft stark international orientiert. Besonders wichtige Absatzmärkte wie die USA und das Vereinigte Königreich entwickeln sich derzeit problematisch. die möglichen Konsequenzen der dortigen politischen Entwicklungen schlagen sich allerdings noch nicht in der vorliegenden Stimmungsmessung der mittelfränkischen Wirtschaft nieder. Absehbar ist aber, dass die deutlich gestiegenen Preise für Öl und Rohstoffe in den kommenden Monaten zu einer Abschwächung der dynamischen Entwicklung beitragen dürften. Da verwundert es kaum, dass die Sorge vor höheren Rohstoff- und Energiepreisen – neben dem Fehlen von qualifizierten Fachkräften – von den Unternehmen ebenfalls als erhebliches Konjunkturrisiko genannt wird.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2017, Seite 22

 
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