Telefon: +49 911 1335-1335

IHK-Prüfungen

Inder prüfen deutsch

AHK-Projekt duale Berufsausbildung und IHK-Prüfungen in Indien © Werner Volkert

Begleiteten die IHK-Prüfung in Pune: Werner Volkert und Judith Evers, Leiterin der Berufsbildungsabteilung bei der Deutsch-Indischen Auslandshandelskammer (AHK) in Pune, mit einem indischen Kollegen.

Das duale Bildungssystem genießt Weltgeltung. Ausbilder Werner Volkert beriet Kollegen in Indien über deutsche Standards bei den IHK-Prüfungen.

Seit 16 Jahren engagiert sich Werner Volkert als IHK-Prüfer für Mechatronik ehrenamtlich in der beruflichen Bildung. Hauptberuflich ist der gelernte Elektromeister und Technische Betriebswirt bei der Qorvo Germany GmbH in Nürnberg tätig, wo er für die Fertigungssteuerung und für die elektrotechnische Ausbildung der Mechatroniker verantwortlich ist. Im vergangenen Jahr reiste er auf Einladung der Deutsch-Indischen Auslandshandelskammer (AHK) nach Pune, um dort indische Kollegen zu schulen und sie über das deutsche System der IHK-Prüfungen zu informieren.

Herr Volkert, wie kam es dazu, dass Sie an der AHK in Pune eine Prüferschulung durchgeführt haben?

Ich kam dazu wie die Jungfrau zum Kinde: Der zuständige Mitarbeiter für technische Prüfungen der IHK Nürnberg rief bei mir an und fragte, ob ich Interesse an einer spannenden Herausforderung hätte. Die DIHK Service GmbH hatte bei der IHK angefragt, ob es einen engagierten, ehrenamtlich tätigen Prüfer für Mechatroniker gibt, der sich vorstellen könnte, in Indien an der AHK in Pune die dortigen Prüfer zu schulen. Der Zeitraum passte sehr gut und so konnte ich nicht anders als zuzusagen, denn ich war sehr neugierig, wie duale Ausbildung in einem Land wie Indien funktioniert.

Wo sind die Unterschiede zu den hiesigen Prüfungsausschüssen?

Ich war sehr überrascht zu sehen, wie sich der Prüfungsausschuss für Mechatroniker, der federführend von der AHK und von VW koordiniert wird, bereits jetzt auf deutschem Standard bewegt. Es gibt keinen Unterschied zu deutschen Prüfungen in der Abschlussprüfung Teil 2 Variante (betrieblicher Auftrag). Die Fachgespräche liefen äußerst organisiert und eingespielt ab. Natürlich ist noch Unterstützungsbedarf bei kleineren und mittleren Firmen notwendig, um sie auf die Prüfungen vorzubereiten. Hier sehe ich angesichts der Einstellung und des hohen Engagements der beteiligten Personen und aufgrund des Know-how-Transfers mit dem DIHK und den IHKs aber kein Problem. Es besteht auch Interesse daran, die Abschlussprüfung Teil 2 Variante 2 (Arbeitsaufgabe PAL) nach deutschem Standard durchzuführen. Hier müssen weitere Hilfestellungen aus Deutschland erfolgen, da die SPS-Programmierung im Vordergrund steht.

Welche Erfahrungen nehmen Sie für Ihre ehrenamtliche Tätigkeit als Prüfer aus Indien mit?

An erster Stelle möchte ich die Herzlichkeit und Freundlichkeit nennen. Die AHK-Kollegen haben mich überall hin begleitet. So fiel es mir leicht, mich in der kurzen Zeit einzugewöhnen und sehr schnell den Kontakt zu den indischen Prüferkollegen zu finden. Mich begeistert das Engagement und das Interesse am dualen Berufsausbildungssystem und am deutschen Qualitätsstandard der IHK-Prüfungen. Das motiviert mich zusätzlich für meine Prüfertätigkeit in Deutschland.

Was hat Sie am meisten in Indien überrascht?

Indien steckt voller Überraschungen, das macht das Land so spannend. Indiens stetiges Wirtschaftswachstum und der bei weitem nicht gesättigte Markt bergen auch für deutsche Unternehmen ein großes Wachstumspotenzial. Allerdings benötigt man dafür gut ausgebildete Fachkräfte, die Theorie und Praxis miteinander verknüpfen können. Daher erklärt sich u. a. das Interesse des indischen Staates am deutschen dualen Ausbildungssystem und dessen Wertschätzung. Ein weiteres Highlight: Die wirklich engagierten AHK-Mitarbeiter sowie die kollegiale und motivierende Arbeitsweise im AHK-Büro in Pune. Es wird hier eine Gemeinschaft gelebt, bei der jeder jedem hilft. In Deutschland würde ich mir schon manchmal wünschen, das dies auch mehr der Fall wäre.

Würden Sie anderen Prüferkollegen empfehlen, sich in der dualen Berufsausbildung im Ausland zu engagieren?

Ich habe eine Menge an guten Eindrücken und Erfahrungen aus Indien mitgenommen. Ich habe meine Entscheidung zu keiner Zeit bedauert und würde einem solchen Einsatz immer wieder zustimmen. Mir haben der Aufenthalt und meine Tätigkeiten für die Prüferschulung sehr viel Spaß gemacht. Anderen Kolleginnen und Kollegen im Prüfungswesen kann ich nur dazu raten.

Autor/in: 

DIHK/IHK

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2017, Seite 34

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick