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Teilqualifikationen

Schrittweise zum Ziel

Joseph Schatz Teilqualifizierung © Peter Schings/DIHK

Josef Schatz hat sich beim Euro-Bildungswerk Nürnberg zum Industriemechaniker weitergebildet.

Erwachsene ohne Berufsausbildung können Teilqualifikationen erwerben und auf diese Weise in Etappen doch noch zu einem IHK-Abschluss kommen.

Rund 1,4 Mio. junge Erwachsene in Deutschland haben keinen Berufsabschluss. Diese Menschen brauchen eine zweite Chance, um beruflich auf eigenen Beinen zu stehen. Außerdem werden sie von Unternehmen dringend als Fachkräfte benötigt, erklärt Dr. Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Ein Weg, der auch nachträglich noch zum Berufsabschluss führen kann, verläuft über Teilqualifikationen (TQ). Sie sind von anerkannten Berufen abgeleitet und führen – wenn mehrere solcher Qualifizierungs-Bausteine erfolgreich absolviert werden – in Schritten zu einem „kompletten“ IHK-Abschluss.

Die Teilnehmer an den einzelnen Qualifizierungsmaßnahmen legen am Ende einen Test bei der jeweiligen IHK ab. Bestehen sie ihn, erhalten sie ein IHK-Zertifikat, das potenziellen Arbeitgebern eine gute Einschätzung ihrer Kenntnisse und Fertigkeiten erlaubt. Damit haben die erfolgreichen Teilnehmer deutlich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

„Das ist eine ideale Voraussetzung für Geringqualifizierte, sich auch ohne eine klassische Ausbildung der IHK-Abschlussprüfung und damit dem Berufsabschluss zu nähern“, so Stefan Kastner, Leiter des Fachbereichs Berufsbildung der IHK Nürnberg für Mittelfranken. Die Teilqualifizierungen böten zudem die Chance, bereits mit dem schrittweise Erlernten eine qualifizierte Beschäftigung aufzunehmen. Das unterstreicht auch Detlev Scheele, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit: „Wir als Bundesagentur für Arbeit sind sehr daran interessiert, dass Menschen im Alter zwischen 25 und 45 Jahren doch noch zur Fachkraft werden und das gelingt am besten, wenn sie es Schritt für Schritt machen.“

Pilotprojekt der IHK Nürnberg

Die Industrie- und Handelskammern Nürnberg und München hatten dieses Konzept von 2011 bis 2015 als Pilotkammern mit den Arbeitsagenturen Nürnberg bzw. München erprobt. Zwischenzeitlich wurde das Projekt in ganz Deutschland ausgeweitet, mittlerweile wird es von rund 40 IHKs umgesetzt. Bisher haben rund 2 100 Teilnehmer Teilqualifizierungen in kaufmännischen und technischen Bereichen absolviert bzw. befinden sich noch in der Qualifizierung. Wie eine Analyse durch das Berliner Beratungsunternehmen Interval GmbH ergab, hatte die Mehrheit der Teilnehmer sechs Monate nach der Bildungsmaßnahme eine Arbeitsstelle erhalten oder bereits eine weitere Teilqualifizierung begonnen. Zudem hätten die meisten Teilnehmer die Qualität der Lehrgänge gelobt und den Wunsch geäußert, weitere Teilqualifizierungen zu besuchen.

Einer der erfolgreichen Teilnehmer ist Josef Schatz aus Nürnberg: Er hat die Chance ergriffen, sich zum Industriemechaniker weiterzubilden. „Ich bin sehr froh, dass ich im Alter von 29 Jahren noch die Möglichkeit habe, über Teilqualifizierungen einen Berufsabschluss zu machen“, so Schatz, der die Weiterbildung beim Euro-Bildungswerk Nürnberg absolvierte und dabei ein Praktikum bei der Theo Dammer Werkzeugbau GmbH in Nürnberg machte. Dieses Unternehmen hat ihn nun in eine reguläre Arbeitsstelle übernommen.

Wer kann teilnehmen?

Das Angebot der IHKs für Teilqualifikationen richtet sich vor allem an Erwachsene über 25 Jahre, die keinen oder einen veralteten und gering qualifizierten Berufsabschluss haben oder die arbeitslos oder von Arbeitslosigkeit bedroht sind. Auch geflüchtete Menschen mit Bleibeperspektive können eine Teilqualifikation absolvieren. Zwar steht auch diesen Personengruppen grundsätzlich noch eine duale Ausbildung offen, aber aus unterschiedlichen Gründen und wegen verschiedener Hürden im Alltag ist dieser Weg für viele Geringqualifizierte erfahrungsgemäß meist keine Option.

Die deutschen IHKs bieten eine große Palette von Teilqualifikationen in verschiedenen kaufmännischen und technischen Berufen an, die bundesweit einheitlich gestaltet sind. In Mittelfranken wurden bisher Teilqualifikationen in folgenden Berufen durchgeführt: Industriemechaniker, Maschinen- und Anlagenführer, Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik sowie Berufskraftfahrer.

Teilqualifikationen können begleitend zu einer Beschäftigung oder in einer Vollzeit-Qualifizierung, die durch betriebliche Praktika ergänzt wird, absolviert werden. Unternehmer haben so die Chance, ihre an- und ungelernten Mitarbeiter schrittweise qualifizieren zu lassen oder neue qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen.

Autor/in: 

DIHK/IHK

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2017, Seite 36

 
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