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Lang-Lkw

Grünes Licht für den Regelbetrieb

Lang LKW aus Skandinavien © Teppo Lainio CC BY-SA 2.5

Typischer, lange Zeit erprobter 25,25-m-EuroCombi aus Skandinavien (Dreiachsmotorwagen mit Sattelauflieger inkl. Dolly-Tandemvorderachse, Quelle: Wikipedia)

Das Bundesverkehrsministerium hat Anfang dieses Jahres grünes Licht für den streckenbezogenen Regelbetrieb von Lang-Lkw gegeben.

Nach einer fünfjährigen Testphase dürfen nun Lang-Lkw in Deutschland auf Strecken von über 11 000 Kilometern, die dafür freigegeben sind (sogenanntes Positivnetz), unterwegs sein. Die Ministererlaubnis bezieht sich auf Fahrzeug-Kombinationen mit 40 Tonnen Gewicht (im Kombinierten Verkehr 44 Tonnen) und mit einer Maximallänge von bis zu 25,25 Metern. Eine weitere Befristung gibt es jedoch für Sattelzugmaschinen mit verlängertem Sattelauflieger und für Sattelkraftfahrzeuge mit Zentralachsanhänger.

Mit dem Begriff Lang-Lkw soll in der Diskussion eine Unterscheidung zu den Gigalinern getroffen werden – landläufig oft auch als „Monstertrucks“ bezeichnet. Der Lang-Lkw ist länger, aber nicht schwerer.

Die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) hat in einer Testphase Erfahrungen mit den Lang-Lkw gesammelt und ausgewertet: Festgestellt wurde, dass in der Praxis zwei Fahrten mit Lang-Lkw drei Fahrten mit herkömmlichen Lkw ersetzen. Die Effizienzgewinne und Kraftstoffersparnisse werden mit 15 bis 25 Prozent beziffert. Durch den Einsatz der großen Lkw kommt es nach Erkenntnis der BASt nicht zu einem höheren Aufwand für den Erhalt von Straßen und insbesondere Brücken. Die Bundesanstalt konnte in der Testphase bei den Fahrern keinen zusätzlichen Stress oder eine erhöhte psychologische Beanspruchung feststellen. Die Analyse des bisherigen Unfallgeschehens gebe keine Hinweise darauf, dass der Einsatz von Lang-Lkw negative Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit haben könnte, so die BASt. Außerdem sei es nicht wie befürchtet zu einer Verkehrsverlagerung von der Schiene auf die Straße gekommen – wobei einschränkend gesagt wird, dass an der Testphase lediglich 60 Unternehmen mit 161 Lang-Lkw teilgenommen haben. Zum Vergleich: Auf der Schiene sind täglich über 4 500 Güterzüge unterwegs.

Die Wirtschaft in der Metropolregion Nürnberg wird den Regelbetrieb der Lang-Lkw wohl mit einem lachenden und einem weinenden Auge zur Kenntnis genommen haben: Auf der einen Seite ist die Region auf der sogenannten Positivliste relativ gut vertreten. In der Liste der für Lang-Lkw zugelassenen Strecken finden sich die A3, die A6, die A9 sowie Teile der A73 von der Anschlussstelle Nürnberg-Hafen-Ost bis zum Autobahndreieck Nürnberg-Feucht und von der Anschlussstelle Nürnberg/Fürth bis zum Autobahndreieck Suhl. Auf der anderen Seite fehlt allerdings die letzte Meile, um etwa das Güterverkehrszentrum Hafen Nürnberg (GVZ) oder auch das Gewerbegebiet Nürnberg-Feucht per Lang-Lkw zu erreichen.

Das ist laut IHK-Verkehrsreferent Ulrich Schaller bedauerlich, weil das GVZ der größte Logistikstandort Süddeutschlands und mit seinen trimodalem Terminal eine wichtige Schnittstelle zwischen Straße, Schiene und Wasserstraße sei. Das GVZ trage durch die Bündelung von Verkehren maßgeblich zu einer Entlastung der Stadt Nürnberg vom Schwerverkehr bei. Deshalb hatten sich zahlreiche Unternehmen der Region bereits in der Testphase aus ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten für eine Anbindung ausgesprochen. Generell müsse jetzt nach der Freigabe des Regelbetriebes geprüft werden, wie alle großen Gewerbe- und Logistikstandorte in der Metropolregion mit Lang-Lkw angefahren werden können, so Schaller.

Autor/in: 

tt.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2017, Seite 74

 
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