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Paraguay

Offen für Investoren

Paraguay_Präsidentenpalast © donyanedomam/Fotolia.com

Der Präsidentenpalast in der Hauptstadt Asunción.

Die Regierung will das Land zur „Werkhalle Südamerikas“ machen und wirbt deshalb um ausländische Geschäftspartner.

Wir wollen Ihre Neugierde und Ihr Interesse an unserem Land wecken.“ Dieses Ziel hatte sich Gustavo Leite, der Industrie- und Handelsminister Paraguays, bei seinem Besuch in Nürnberg gesteckt. Gemeinsam mit Fernando Cáceres, Paraguays Botschafter in Deutschland, informierte Leite deutsche Unternehmen über Geschäfts- und Investitionsmöglichkeiten in dem südamerikanischen Land. Zu dem Treffen mit dem Titel „Paraguay – die neue Werkhalle Südamerikas“ hatten die IHK Nürnberg für Mittelfranken und die Deutsch-Paraguayische Auslandshandelskammer (AHK) eingeladen.

AHK-Präsident Andreas Ens empfahl Unternehmen mit Südamerika-Ambitionen, Paraguay bei der Standortentscheidung mit einzubeziehen: Das Land könne mit einer stabilen Wirtschaftsentwicklung sowie mit guten Verkehrsverbindungen in die Anrainerstaaten Brasilien und Argentinien punkten.

Von der Rezession der Nachbarn zeigte sich Paraguays Wirtschaftswachstum bislang unbeeindruckt: Es lag im Durchschnitt der letzten zehn Jahre bei 4,5 Prozent. Die Inflationsrate hält sich seit 2012 unter der Fünf-Prozent-Marke – damit fällt die Preissteigerung deutlich niedriger aus als in Brasilien und Argentinien. 2017 wird das Bruttoinlandsprodukt Paraguays um 3,6 Prozent zulegen, so die Prognose des Internationalen Währungsfonds, wobei vor allem Infrastrukturinvestitionen und Lebensmittelverarbeitung den Konjunkturmotor antreiben.

Mit rund 400 000 Quadratkilometern ist Paraguay etwas größer als Deutschland, hat allerdings nur 6,8 Mio. Einwohner. Das Land ist umgeben von den großen Nachbarn Bolivien, Brasilien und Argentinien und hat keinen direkten Zugang zur Küste. Dennoch spielt Wasser eine Schlüsselrolle für die Volkswirtschaft: Zum einen sind die Flüsse wichtige Transportwege, zum anderen ist Wasser der Stromlieferant schlechthin: Gemeinsam mit Brasilien betreibt Paraguay den Itaipú-Staudamm. Das Wasserkraftwerk deckt mit einer Leistung von 12 600 Megawatt über 90 Prozent von Paraguays Strombedarf. Die preiswerte Energie soll die Industrialisierung des Landes vorantreiben.

Dieses Ziel steht ganz oben auf der Agenda der Regierung, die Paraguay zur Werkhalle Südamerikas ausbauen will. Die Expansion der Industrie in dem traditionell agrarisch geprägten Staat soll ausländische Investoren anziehen. Industrie- und Handelsminister Leite: „Unser Land ist ein Rohdiamant.“ Um ihn zu schleifen, will er bei den Stärken des Standorts ansetzen. Dazu zählen bislang der Agrarsektor (wichtige Produkte sind z. B. Soja, Mais und Rindfleisch) und die Lebensmittelverarbeitung.

Technologisches Know-how und Qualitätsbewusstsein machen Deutschland für Paraguay zu einem wichtigen Partner, betonte Leite in Nürnberg. Als Felder für eine Zusammenarbeit nannte der Minister u. a. den Ausbau der Solarenergie und die ökologische Landwirtschaft. Hinzu kommt, dass ein Viertel der Bevölkerung deutsche Wurzeln hat. „Das ist eine gute Basis für den Ausbau von Wirtschaftsbeziehungen“, erklärte der Minister.

Auch Thomas Totzeck, Unternehmensberater bei Roland Berger, bescheinigte Paraguay „insgesamt investorenfreundliche Rahmenbedingungen“. Die Lohnkosten für gering qualifizierte Mitarbeiter seien im Vergleich zu den Nachbarstaaten Brasilien und Argentinien relativ niedrig. Bei der Logistik spielten Landweg und Binnengewässer die wichtigste Rolle. Gerade für Autozulieferer sei die gute Verbindung in die Region São Paulo entscheidend. Paraguay sollten vor allem Unternehmen auf dem Radar haben, die folgende Merkmale aufweisen: einen relativ hohen manuellen Anteil in der Fertigung, hohen Strombedarf und leicht zu transportierende Güter.

Bei der Informationsveranstaltung kamen aber auch die Schattenseiten des Standorts zur Sprache: Auf dem Korruptionsindex von Transparency International belegte Paraguay im vergangenen Jahr Rang 123 unter 176 Staaten. „Wir kämpfen gegen die Korruption an, aber das dauert seine Zeit. Entscheidend ist die Richtung“, erklärte Minister Leite. Am Ranking lassen sich erste Erfolge im Kampf gegen die Bestechlichkeit ablesen, denn im Jahr 2015 war Paraguay noch auf Rang 130 des Korruptionsindex gelistet gewesen.

Auch die jüngsten politischen Entwicklungen in Paraguay könnten potenzielle Investoren beunruhigen: Im April kam es in der Hauptstadt Asunción zu schweren Ausschreitungen zwischen Polizei und Demonstranten. Auslöser war eine geplante Verfassungsänderung, die Präsident Cartes eine zweite Amtszeit ermöglichen sollte. Nach aktuellem Stand verzichtete er nun unter dem Druck der Demonstrationen auf eine Verlängerung.

Autor/in: 

aw.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2017, Seite 28

 
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