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Platooning

Lkw im Windschatten

Deutsche Bahn / MAN Truck & Bus © Deutsche Bahn / MAN Truck & Bus

Automatisch auf Abstand: Die Lkw sind während des Pilotprojekts zwischen den Schenker-Standorten München und Nürnberg unterwegs.

Das System soll Unfälle vermeiden, Sprit sparen und den Schadstoffausstoß verringern.

Lkw-Kolonnen vernetzen und im „Platoon“ hintereinander fahren lassen: Dieses Ziel setzen sich der Logistikkonzern DB Schenker und der Lkw-Hersteller MAN, die hierzu im vergangenen Jahr eine Absichtserklärung unterzeichnet haben. Getestet wird die Technologie bei einem Pilotprojekt, bei dem die Hightech-Trucks auf der A9 zwischen Nürnberg und München unterwegs sind. Zunächst werde das Windschattenfahren in vernetzen Kolonnen mit zwei Lkw zwischen den Schenker-Standorten Nürnberg und München getestet, erklärte Roland Dressler, der den Standort Nürnberg von DB Schenker leitet.

Unter Platooning versteht man ein System für den Straßenverkehr, bei dem mindestens zwei Fahrzeuge mit Hilfe von technischen Fahrassistenz- und Steuersystemen in geringem Abstand hintereinander fahren. Alle im Platoon fahrenden Lkw sind durch eine sogenannte elektronische Deichsel mittels einer Car-to-Car-Kommunikation miteinander verbunden. Das führende Fahrzeug gibt die Geschwindigkeit und die Richtung vor. Der Abstand beträgt jeweils etwa zehn Meter beziehungsweise etwa eine halbe Sekunde Fahrzeit – dies ist wesentlich weniger als der eigentlich vorgeschriebene Mindestabstand. Die elektronische Kopplung soll trotzdem mehr Sicherheit bringen: Bremst das führende Fahrzeug ab, bremsen auch alle nachfolgenden automatisch. Das soll die Verkehrssicherheit erhöhen, zumal menschliches Versagen als häufigste Ursache bei Auffahrunfällen gilt. Darüber hinaus erhoffen sich die beiden Partner durch das Fahren im Windschatten eine Kraftstoffeinsparung von bis zu zehn Prozent für den gesamten Platoon und damit auch eine Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen.

Noch lässt sich nicht vom autonomen, also fahrerlosen Fahren sprechen. Denn der Fahrer im nachfolgenden Truck darf zwar die Hände vom Lenkrad nehmen, muss aber in Sekundenschnelle wieder die Führung übernehmen können. „Im Moment ist vieles ja noch Zukunftsmusik“, so Dressler. Nach dem Test unter realen Bedingungen zwischen den beiden MAN-Standorten in Nürnberg und München ist ab 2019 im zweiten Schritt dann tatsächlich auf dem Schenker-Werksgelände in Nürnberg das autonome Fahren geplant. Dabei soll vor allem herausgefunden werden, wie sich vernetzte automatisierte Lkw-Flotten in logistische Prozesse integrieren lassen und welcher Nutzen dadurch erreicht werden kann. Das reicht bis zu Anforderungen für die künftige Gestaltung von Standortflächen.

Auch das Projekt „Digitales Testfeld Autobahn“, das u. a. Bund und Freistaat für die Bundesautobahn A9 vereinbart haben, soll Innovationen für die Mobilität 4.0 erproben, bewerten und weiterentwickeln. Dabei werden schwerpunktmäßig folgende Aspekte der Mobilität von morgen erforscht: Kommunikation zwischen Fahrzeugen, Kommunikation zwischen Fahrzeugen und Verkehrsinfrastruktur mit moderner Sensorik, hoch präzise digitale Karten sowie Echtzeitkommunikation mit den aktuellen Übertragungsstandards. Geklärt werden müssen auch diese Fragen: Wie sieht es mit der Akzeptanz von Unternehmen für diese Technologien aus? Welche Erfahrungen gibt es im Echtbetrieb auf der Autobahn mit anderen Verkehrsteilnehmern, z. B. an Autobahnauf- und -abfahrten? Welche rechtlichen Aspekte, vor allem bezüglich der Haftung, müssen geregelt werden? Sind diese Fragen geklärt, kann auch über einen möglichen Starttermin diskutiert werden. 

Autor/in: 

tt.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2017, Seite 94

 
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