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Marokko

Industrie und Energie massiv gefördert

Casablanka Marokko © Thinkstock.com/Nataly-Nete

Blick auf Casablanca.

Standort mit dynamischem Wachstum: Marco Wiedemann, Geschäftsführer der deutschen Auslandshandelskammer (AHK), über Investitionsbedingungen in Marokko.

Sie sind seit elf Jahren in Marokko. Was sind aus Ihrer Sicht die spannendsten wirtschaftlichen Entwicklungen Marokkos in dieser Zeit? In Marokko lassen sich in den letzten Jahren viele positive wirtschaftliche Entwicklungen erkennen, was sich auch am aktuellen Wirtschaftswachstum von mehr als vier Prozent ablesen lässt. An vielen Orten wurde gebaut beziehungsweise modernisiert und gerade im Bereich der Verkehrsinfrastruktur wurden zahlreiche Projekte vorangetrieben. Zunehmend entstehen auch Cluster wie im Automobilbereich, sodass fast der gesamte Produktionsprozess vom Einzelteil bis zum fertigen Auto in Marokko stattfindet. Dadurch werden nicht nur Mehrwert, sondern auch Arbeitsplätze geschaffen. Zu guter Letzt kann natürlich der Energiebereich nicht unerwähnt bleiben, in dem Marokko durch den angestoßenen Ausbau der Kapazitäten bereits heute ein Vorreiter für die gesamte Region ist.

Die Regierung hat diverse Wirtschaftsprogramme aufgelegt. Was sind deren Hauptziele? Die Regierung unternimmt tatsächlich große Anstrengungen, um Marokko für die Zukunft gut aufzustellen. Die verschiedenen Programme lassen sich unter den Stichworten „modernisieren“, „diversifizieren“ und „komparative Vorteile nutzen“ zusammenfassen. Vorrangiges Ziel ist dabei, Arbeitsplätze für die relativ junge Gesellschaft zu schaffen. So wurde ein Plan zur schnelleren industriellen Entwicklung verabschiedet, durch den bis 2020 der Anteil der Industrie am Bruttoinlandsprodukt von 14 auf 23 Prozent steigen und 500 000 Arbeitsplätze geschaffen werden sollen.

Was bezweckt die Energiepartnerschaft zwischen Marokko und Deutschland? Im Rahmen dieser Dialogplattform können Herausforderungen, Ziele und Erfahrungen zum Beispiel hinsichtlich der Effektivität politischer Maßnahmen diskutiert werden, wovon beide Länder profitieren. Die Partnerschaft bot sich auch an, weil viele deutsche Unternehmen im Energiebereich in Marokko engagiert sind und es riesige Potenziale gibt, nicht nur für große, sondern auch für mittelständische Firmen. Schließlich sollen 2020 rund 42 Prozent und 2030 circa 52 Prozent der installierten Stromerzeugungskapazitäten Marokkos im Bereich der erneuerbaren Energien bestehen. Allein bis 2020 sollen hier noch über zehn Mrd. Euro investiert werden.

Welche Anreize bietet die Regierung für Investitionen in Marokko? Die Regierung hat beispielsweise Industrie- und Freihandelszonen für Unternehmen eingerichtet, die mindestens 70 Prozent ihres Umsatzes exportieren. In diesen Zonen sind Firmen jahrelang von Zollgebühren sowie von Unternehmens- und Gewerbesteuern befreit. Zudem werden mitunter Investmentprämien von 20 bis 25 Prozent des Investitionsvolumens gegeben. Die Regierung bezuschusst auch Aus- und Weiterbildungskos- ten. Grundsätzlich bietet Marokko gerade im regionalen Vergleich bereits ein positives Umfeld für Geschäftstätigkeiten, wie auch das Ranking des Forbes-Magazins Anfang des Jahres unterstrichen hat.

Aus welchem Grund haben Sie in der Auslandshandelskammer ein gesondertes Projektreferat EU eingerichtet? In unserer Arbeit werden wir zunehmend mit Fragen im EU-Kontext konfrontiert. Das Projektreferat hilft Mitgliedsunternehmen bei Anliegen mit EU-Bezug weiter, beispielsweise bei Fragen zu Förderprogrammen, hält die Unternehmen über aktuelle unternehmensrelevante Entwicklungen in Brüssel auf dem Laufenden und vermittelt Kontakte zu Ansprechpartnern bei der EU.

Wie schätzen Sie Marokko als Markt für Investitionen und Exporte ein? Der Lebensstandard und die Kaufkraft der Bevölkerung haben in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen, deshalb gibt es eine steigende Nachfrage nach Gütern gehobener Art. Außerdem kann Marokko für Unternehmen immer stärker als „Hub“ für Afrika fungieren, denn von hier aus kann leicht in andere Märkte wie den Senegal exportiert werden.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2017, Seite 28

 
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