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Netzbau

Strom von Nord nach Süd

Strom Nord Sued Kompass © Thinkstock.com/Dacian_G_macrovector

Damit ein freier und damit kosteneffizienter Handel mit Strom in Deutschland möglich ist, braucht es ein Stromnetz mit ausreichend Transportkapazitäten.

Netze, die unzureichend dimensioniert sind, bremsen dagegen den Ausbau erneuerbarer Energien an ertragreichen Standorten. Darauf weist der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hin. Dass es eine Schieflage zwischen dem Ausbau der Erneuerbaren und dem Ausbau der Übertragungsnetze gibt, zeige sich in den Eingriffen der Übertragungsnetzbetreiber, um Netzengpässe zu vermeiden. So habe es im Jahr 2015 rund eine Mrd. Euro gekostet, Kraftwerke und Windkrafträder in Norddeutschland abzuschalten und dafür die Erzeugung in Süddeutschland hochzufahren. Nicht zuletzt dank einer neuen Verbindungsleitung zwischen Thüringen und Bayern gingen diese Kosten 2016 wieder etwas zurück. Ohne Netzausbau werden sie aber tendenziell immer weiter steigen.

Die Energiewende in Deutschland bedeutet laut DIHK in erster Linie den Ausbau der erneuerbaren Energien und den Ausstieg aus der Atomkraft. Während die meisten Atomkraftwerke in Süddeutschland stünden, liege der Schwerpunkt der erneuerbaren Erzeugung auf der Windkraft in Nord- und Ostdeutschland. Die Windkraft auf See verspreche künftig günstigen und kontinuierlich verfügbaren Ökostrom und werde den Trend zur Verlagerung der Stromerzeugung nach Norddeutschland weiter verstärken. Stromerzeugung und Stromverbrauch entfernten sich also voneinander. Die Netzinfrastruktur müsse deshalb so ausgebaut werden, dass Strom in großer Menge über weite Strecken transportiert werden könne. Was ist die Alternative zum Netzausbau? Ein Ansatz ist es, Ökostrom möglichst nah am Verbrauch zu erzeugen und zu speichern. Was im kleineren Rahmen funktionieren kann, wäre aber für ganze Städte oder Industriegebiete technisch anspruchsvoll und vor allem sehr teuer, erklärt der DIHK. So schätzt die Bundesnetzagentur, dass für die Nachfrage der Metropolregion Nürnberg 3 000 große Windräder und die Speicherkapazität von 36 Mio. Elektroautos erforderlich wären.

Geplant ist deshalb eine ganze Reihe von Verstärkungen und Neubautrassen im Übertragungsnetz. Kern der Netzausbaupläne sind die drei Trassen Ultranet, SuedLink und SuedostLink, die als Hauptschlagadern der Energiewende den Norden und den Süden elektrisch verknüpfen sollen. Während die Energiewende insgesamt große Zustimmung erfährt, ist der dafür notwendige Netzausbau mehr als unbeliebt. Die inzwischen vorgesehene Ausführung als Erdkabel verspricht eine etwas höhere Akzeptanz, hat den Zeitplan verzögert und wird die später auf alle Verbraucher umgelegten Kosten vervielfachen.

Immerhin kommt in die Verfahren zur konkreten Festlegung der Trassenverläufe nun langsam Bewegung: Die Übertragungsnetzbetreiber haben Anfang des Jahres Vorschläge für Vorzugskorridore vorgelegt. Darauf aufbauend führt die Bundesnetzagentur seit Anfang Mai öffentliche Antragskonferenzen durch. Dies sind erste Schritte auf dem Weg zur Genehmigung der Netzausbautrassen. Ziel ist es, Streckenverläufe mit möglichst geringem Einfluss auf Mensch und Natur zu identifizieren.

 

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2017, Seite 39

 
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