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K&U Weinhalle

Langsamer Wein

„Unser Wein ist nicht besser oder schlechter, sondern anders“, erläutert Martin Kössler, Geschäftsführer der Nürnberger Handelsbetrieb K&U Weinhalle, mit etwas Understatement sein Weinsortiment. Man reagiere als „Qualitätsanbieter auf die Industrialisierung globaler Weinerzeuger“ und halte dem wachsenden Einheitsgeschmack sogenannten „langsamen Wein“ entgegen. Langsamer Wein ist ein geschütztes und eingetragenes Qualitätszeichen von K&U, das seit Mai an Qualitätswinzer vermarktet wird.

In der Herstellung bedeute dieser Qualitätsanspruch u.a. „naturnahen Anbau im Weinberg, Vergärung mittels wilder Umgebungshefen und traditionell handwerklich langsamen Ausbau im Holzfass“. Auf das Etikett Bio gibt der studierte Chemiker nichts: „Biowein bedeutet immer nur biologisch angebaute Trauben, die Verarbeitung im Keller ist komplett ungeregelt.“ Eichenspäne, künstliche Kühlung im Stahltank und chemische Keulen gehörten zur Normalität. „98 Prozent des weltweit verfügbaren Weins können quasi nach drei Wochen Tank abgefüllt werden.“ Er erfülle dem Konsumenten nur geschmackliche Minimalansprüche, wirke eindimensional, und sei aromatisch uninteressant. Langsam erzeugter Wein schmecke individueller, dichter und weicher und bewahre geöffnet auch über Tage sein Aroma und sein hohes geschmackliches Niveau.

Mit diesem Konzept hat der Nürnberger Weinhändler im vergangenen Geschäftsjahr den Umsatz bei rund drei Mio. Euro konstant gehalten. Demgegenüber haben laut Kössler die deutschen Fachhändler im Jahr 2009 im Schnitt starke Einbußen erlitten. Dem Deutschen Weininstitut (DWI) zufolge werde mittlerweile jede zweite Flasche im Discounter gekauft. Zusammen mit den klassischen Supermärkten kämen Billiganbieter wie Aldi, Lidl und Netto beim Weinabsatz sogar auf einen Marktanteil von 73 Prozent. Bei K&U liege der Einstiegspreis bei etwa sieben Euro. Aus gutem Grund findet der Nürnberger Weinhändler: „Je billiger die Flasche, um so mehr Zusatzstoffe bekommt man mitgeliefert.“ Das sei für Allergiker und Diabetiker fast schon ein Risikokauf.

Vor diesem Hintergrund hat K&U Weinhalle gemeinsam mit dem Nürnberger Hotel Drei Raben die Bar „Rabenwein“ aus der Taufe gehoben. In der ersten „langsamen Weinbar“ könnten allabendlich zwischen 18 und 20 Uhr drei Weine probiert werden, so Hotelchefin Dr. Daniela Hüttinger. Zudem belebe man damit wieder eine über 100 Jahre alte Weinstube des Familienbetriebs in der Königstraße.

Autor/in: 

tt.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 08|2010, Seite 57

 
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