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„Aufwärtstrend fortsetzen“

Wie sehen Sie die Perspektiven für den Flughafen Nürnberg?

Der Flughafen Nürnberg hat in den letzten Jahren überdurchschnittlich am Wachstum des Luftverkehrs partizipiert. Das Jahr 2000 mit einer Zuwachsrate von über 13 Prozent war der Höhepunkt. Mehr als 3,2 Mio. Passagiere wurden gezählt.
Dieses Ergebnis wird in diesem Jahr aufgrund der erkennbaren Konjunkturschwäche und der dramatischen Ereignisse in den USA nicht zu wiederholen sein. Ein Ergebnis zwischen drei und fünf Prozent ist eher als realistisch anzusehen. Die Perspektiven für unseren Airport sehe ich aber trotzdem in einem günstigen Licht stehen.
Mobilität ist ein wichtiger Faktor unserer Gesellschaft, deshalb ist für die Region und damit vor allem für die Wirtschaft im Umland eine gute Anbindung an das nationale- und internationale Streckennetz von großer Bedeutung.
Ich sehe uns weiterhin in der Funktion als regionale Drehscheibe und Zubringer-Airport zu den großen interkontinentalen Luftverkehrsdrehkreuzen. Im Linienverkehr ist es wichtig, Nürnberg als Nischenflughafen weiterzuentwickeln. Auch sind noch Möglichkeiten zur Erweiterung des Marktpotenzials im Touristikverkehr und im europäischen Reiseverkehr zu sehen.
Der Airport Nürnberg wird sich auch weiterhin am Wachstum des Luftverkehrs und nach den Bedürfnissen der Region ausrichten. Das ist aber nur möglich, wenn bodenseitig eine ordentliche Anbindung an das Straßenverkehrsnetz gegeben ist. Die Autobahnanbindung muss eines unserer Hauptthemen sein.

Welche neuen Akzente wollen Sie setzen?

Viele Dinge, welche die positive Entwicklung eines Flughafens beeinflußen können, wurden schon angegangen oder sind zumindest in Planung. Es gilt für mich nun vor allen Dingen zu sehen, was für uns als wichtig und richtig einzustufen ist.
Natürlich steht die Serviceorientierung ganz oben. Das sympathische Image muß weiter gestärkt werden. Ich möchte, dass wir unseren Airport der Region, der Wirtschaft und damit unserer Gesellschaft noch näher bringen. Nicht zu vergessen ist allerdings, dass wir trotz der politischen und wirtschaftlichen Bedeutung von einem Wirtschaftsunternehmen Flughafen sprechen und damit der Blick auch auf das Ergebnis gerichtet sein muss.
Im internen Bereich lege ich Wert auf eine ordentliche Unternehmenskultur, das heißt, unsere Mitarbeiter sollen qualifiziert sein, gerne hier arbeiten und stolz auf ihren Airport sein. Dazu gehören eine Unternehmenskommunikation, transparente Prozesse und die Möglichkeit, die Vorhaben auch umsetzen zu können.

Sie haben selbst eine Pilotenlizenz. Spielen Fliegen und Flughäfen auch in Ihrem privaten Leben eine Rolle?

Die Luftfahrt war für mich schon in ganz jungen Jahren faszinierend. So habe ich auch sofort nach meiner schulischen Ausbildung die Nähe zum Flughafen gesucht. Man kann sagen, meine Karriere begann vor ca. 30 Jahren am Flughafen Nürnberg. Einer Ausbildung in der Luftfahrttechnik folgte der Erwerb der Prüferlizenz vom Luftfahrtbundesamt, um Flugzeuge zum Verkehr zuzulassen. Anschließend machte ich noch den Pilotenschein, um auch selbst Check- bzw. Systemprüfflüge durchführen zu können. Schließlich führte ich nach einer weiteren Ausbildung zum Flugmessingenieur Vermessungen der bodenseitigen Navigationssysteme verschiedener Flughäfen im In- und Ausland durch. Wenn man jetzt noch betrachtet, dass ich 16 Jahre als Geschäftsführer bzw. Vorstand einer Luftverkehrsgesellschaft tätig war, so kann man sagen, dass mein Leben beruflich und privat mit der Luftfahrt engstens verbunden ist.

Als „Airliner“ saßen Sie bis vor Kurzem auf der anderen Seite und mussten an die Flughäfen zahlen. Kassieren Sie jetzt die Airlines ab?

Fluggesellschaften und Flughäfen gehören zusammen. Der eine kann ohne den anderen nicht leben, und so muß das auch gesehen werden. Es wird kein „Abkassieren“ im sprichwörtlichem Sinne sein, doch ist es natürlich notwendig, Gebühren und Entgelte abzuverlangen. Die Infrastruktur am Boden muss schließlich auch finanziert und unterhalten werden können. Ich kenne das Airlinegeschäft nun von beiden Seiten und kann ganz gut abschätzen was zumutbar ist.

Welche Auswirkungen glauben Sie, werden die Terror-Anschläge in den USA auf den Flughafen Nürnberg, respektive den Weltluftverkehr haben?

Schon vor dem Drama in den USA war zu sehen, dass die positiven Wachstumsprognosen in der Luftfahrtbranche nicht zu halten waren. Die Konjunktur schwächelte schon etwas.
Die Terror-Anschläge haben aber die wirtschaftliche Lage der Fluggesellschaften nochmals verschlechtert. Deshalb werden sehr häufig Sparpakete beschlossen, das Angebot gekürzt und die Flotten ausgedünnt. Mitarbeiter werden in hoher Zahl entlassen. Es wird tatsächlich eine Konsolidierung der Luftfahrt-Branche geben. Natürlich sind wir als Flughafen ebenfalls betroffen. Wir alle diskutieren sehr stark über Sicherheit, über andere Systeme und wirkungsvollere Maßnahmen. Im Übrigen hat der Airport Nürnberg bereits einen sehr hohen Sicherheitsstandard.
Die Passagierzahlen und die Einnahmen werden zurückgehen und damit nicht den Erwartungen entsprechen. Außerdem werden die Kosten aufgrund erhöhter Sicherheitsmaßnahmen steigen.
Ich denke, dass wir auch im nächsten Jahr noch eine schwierige Situation in der Luftfahrtbranche erfahren werden. Aber dennoch die Wirtschaft und unsere Gesellschaft brauchen die Mobilität. Die Luftfahrt trägt einen großen Teil dazu bei, deshalb bin ich zuversichtlich, daß im Jahr 2003 bereits eine positive Veränderung am Markt zu erkennen ist.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2001, Seite 22

 
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