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Mobiles Internet und Datensicherheit

 

 

Die weltgrößte Computermesse CeBIT könnte in diesem Jahr einen Wendepunkt markieren. Zwar ging mit knapp
8 000 Ausstellern erstmals in der Messegeschichte die Zahl der Firmenstände zurück, doch trotz flauer Konjunktur soll es mit der Informationstechnologie (IT) wieder aufwärts gehen. Optimistische Experten sagten für das laufende Jahr ein Plus auf den IT-Märkten von über sechs Prozent voraus, im nächsten Jahr sollen es zweistellige Zuwachsraten sein. In der Zahl der CeBIT-Besucher spiegelt sich dieser Optimismus allerdings nicht wider. Sie sank um 150 000 auf 700 000. Zu den dominierenden Themen auf der Messe zählten die Mobilisierung von Internet-Anwendungen via Handy oder Handheld, der Kampf gegen Sicherheitslücken in den betrieblichen Systemen sowie die Überwindung von unkompatiblen Schnittstellen. Die Region Nürnberg zeigte mit knapp 80 Ausstellern Flagge, vom Start-up bis zum Großunternehmen.
„Wir helfen, weltweit das Profil der bayerischen Regionen gemeinsam zu entwickeln“, sagte Dr. Peter Frieß, Chef der Standort-Marketingagentur gotoBavaria. Auf seinem Stand im „Kalifornischen Pavillon“ warb er insbesondere bei internationalen Ausstellern für die Vorzüge eines Standorts im Freistaat. So erinnerte er etwa daran, dass Bayern weltweit das Herzstück der UMTS-Mobilfunktechnologie ist. Wer als Ingenieur oder als Unternehmen in diesem Segment „etwas werden will, muss nach Bayern kommen“. Hier könne der Großraum Nürnberg etwa auf die UMTS-Entwicklungszentren des Nürnberger Ericsson Eurolab Deutschland und von Lucent Technologies verweisen. Zumal die Region in Sachen Büromiete und Ingenieurgehälter deutliche Standortvorteile gegenüber München habe.
Unter dem gemeinsamen Dach der „Communic@tion Region Nürnberg“ waren die Nürnberger Initiative für die Kommunikationswirtschaft (NIK) e.V. und die IHK Nürnberg für Mittelfranken am gotoBavaria-Stand präsent, um die Kompetenz in Sachen IT hervorzuheben. Man habe „gute Geschäftskontakte“ machen können, berichtete NIK-Geschäftsführer Michael Nordschild, selbst wenn man mit der Vorjahresbroschüre agieren müsse, die teils bereits veraltet sei. Wir machen hier „Technologiemarketing in der Badehose“ beschrieb Nordschild die finanzielle Situation.
Siemens Business Service (SBS) präsentierte mit SieMatch eine Software, die die Job- und Mitarbeitersuche erheblich effizienter machen soll. Wie ein „digitaler Web Hunter“ könne SieMatch Lebensläufe und Bewerbungen im Internet aufspüren, erläuterte Siemens-Projektleiter Karl A. Kronewald. Diese würden dann an Hand zahlreicher Kriterien mit dem Wunschprofil abgeglichen und in einer gewichteten Reihenfolge präsentiert.
Ein SBS-Baustein ist ein Azubi-Portal, das passgenau angehende Lehrlinge mit Ausbildungsbetrieben in Verbindung bringen könnte. Auch hier ermöglicht eine Vielzahl an Kriterien eine präzise Suche. Wird ein passendes Unternehmen gefunden, werde der Jugendliche auf seinem Handy per SMS benachrichtigt. Dieser kann dann per Knopfdruck „auch von der Skipiste“ eine standardisierte Kurzbewerbung über das Portal abschicken.

Safety First
Allein in Deutschland werde der Schaden durch Wirtschaftsspionage auf jährlich rund zehn Mrd. Euro geschätzt, warnte Hanns Brandner, Marketingleiter des Nürnberger Sicherheitsdienstleister NCP. Mittlerweile rangiere der Schaden durch so genannte Cybercrime gleich nach Unterschlagungsdelikten an der Spitze. Viele Mittelständler gingen viel zu blauäugig mit ihren Daten um, um dann – abgesehen von den Haftungsrisiken – beispielsweise Opfer von Patentdiebstahl zu werden oder bei Angeboten das Nachsehen zu haben. NCP, Security-Lieferant beim Pilotprojekt „mobiler Zugang“ des Informations Verbundes Bonn-Berlin (IVBB) von Innenminister Schily, stellte eine Client-Software vor, damit Anwender beispielsweise mit Personal Digital Assistents (PDAs) auch über öffentliche Netze hochsicher mit ihrem Unternehmen kommunizieren können.
Seit den Terroranschlägen vom 11. September hat Jürgen Hönig von
der Cadolzburger Softwareschmiede HOB electronic ein deutlich steigendes Geschäft mit
Sicherheitslösungen registriert. Die HOB-Sicherheitslösung auf VPN-Basis (Virtual Private Network), die ab Jahresmitte auf den Markt kommen soll, habe auf der CeBIT ein reges Interesse ausgelöst. Trotzdem stufte Hönig Deutschland angesichts der derzeitigen Sicherheitsstandards „als ein Entwicklungsland“ ein.
Die Erlanger Astrum unterstützt mit „Visit“ Mitarbeiter an Pforten und Eingängen dabei, einzelne Besucher ebenso wie Besucherströme schnell und umkompliziert zu erfassen und Besucherscheine auszudrucken. Anbindungen an Barcode-Leser, Touchscreens und Kameras sind hierbei möglich. Dem Werkschutz wird so ein Werkzeug an die Hand gegeben, das beispielsweise auf Zutrittsbeschränkungen und –verbote unverzüglich aufmerksam machen kann.
Auch das Nürnberger Unternehmen Dr. Städtler verbuchte eine große Nachfrage nach dem Zutrittskontrollsystem ZKSWIN. Mit diesem System, das zum Beispiel auch auf dem zweitgrößten deutschen Airport eingesetzt wird, sind Unternehmen in der Lage, materielle und immaterielle Werte zuverlässig vor ungebetenen Gästen zu schützen. Das Programm wurde mit neuen Features vorgestellt, um etwa das Kontrollsystem in die Gebäudeleittechnik zu integrieren. Trotz weniger Besucher am Messestand habe Dr. Städtler keinen Grund zur Klage gehabt, im Gegenteil: Statt Masse habe man bis auf das Wochenende eine deutlich bessere Besucherqualität registriert. Die flaue Konjunktur habe zusätzliche Impulse gesetzt, weil in diesen Phasen wieder intensiver nach Rationalisierungspotenzialen etwa beim Flottenmanagement gesucht werde.

Digitaler Vormarsch
Die im Großraum aus dem Media@Komm-Wettbewerb hervorgegangene Curiavant aus Nürnberg präsentierte sich gemeinsam mit dem Technologiepartner 100world auf der CeBIT. Hannovers Oberbürgermeister gab den offiziellen Startschuss für die Melderegisterauskunft der Stadt. Mit der Übertragung der Erlanger Pilotanwendung in die niedersächsische Stadtverwaltung könne die am häufigsten nachgefragte Dienstleistung, alljährlich immerhin rund 400 000 Anfragen, online abwickelt werden. Das System richtet sich an Privatpersonen, registrierte Firmen, wie Inkassounternehmen und Behörden.
Die Nürnberger Schuster & Walther IT-Business präsentierte sich als Systempartner der Nürnberger Datev, die das neue Service-Angebot Datev asp als Neuerung vorstellte. Die Kanzleien der Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte können hiermit Programme und Server-Hardware im Datev-Rechenzentrum betreiben und pflegen lassen. Die Kanzleien, die weiter auf eine eigene Lösung im Haus setzen, hat Schuster & Walther IT-Business im Auge, um sich bei diesen als Dienstleister zu profilieren.
Die findigen Entwickler des Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen (IIS-A) aus Erlangen präsentierten u.a. ihre Forschungsarbeiten für das so genannte D-Cinema. Ziel ist es, eine vollständige, digitale Verarbeitungskette für das Kino auszutüfteln, um einmal die kilometerlange Kinofilmrolle überflüssig zu machen. Außerdem wurde das „Body Area Network“ vorgestellt. Dieses Verfahren für die Medizintechnik kann technisch Patienten von der Kabelüberwachung befreien und trotzdem die funksichere Überwachung etwa von Blutdruck oder Herzschlag per Sensoren sicherstellen.
Zufrieden zeigte sich das Nürnberger Immobilienportal Immowelt über die Kontakte auf der Computermesse. Das Unternehmen realisierte eine Anbindung von Handy oder Handhelds an die Internet-Daten der Immobilienbörse. Auf diese Weise können Grundrisse und Ansichten auch unterwegs schnell am Bildschirm präsentiert werden.
Vielfältige Anwendungsbereiche zeigte die Erlanger 3D-Shape, die vom Start weg mit Aufträgen gepolstert war. Auf dem Gemeinschaftsstand von Bayern Innovativ demonstrierte die Ausgründung der Universität Erlangen-Nürnberg ihr multifunktionales 3D-Messsystem. Damit wurde bereits eine Statue vom Bamberger Dom exakt vermessen und reproduziert. Neben dem Kunstbereich kann aber auch in den Sparten industrielle Qualitätssicherung oder Medizin mikrometergenau gemessen werden.
Jüngstes Unternehmen aus der Region war auf der CeBIT die Schwabacher Semtation, die erst in diesem Jahr von einem Duo gegründet wurde. Der Microsoft-Partner ermöglicht eine neuartige Form des Wissensmanagements, bei dem zum Beispiel IT-Dokumente als Informationseinheiten mit fest definierten Informationsbeziehungs-Zusammenhängen in grafischen Systemen abgelegt werden. Mit einem Referenzkunden ausgestattet soll der Umsatz bereits in diesem Jahr den siebenstelligen Euro-Bereich erreichen.
Zu den interessantesten Lösungen der Nürnberger FORWIN, dem Bayerischen Forschungsverbund Wirtschaftsinformatik, zählt das Software-Werkzeug „Aeneis“. Auf Grundlage eines Fragenkatalogs zu Unternehmens-, Prozess-, Produkt- und Marktdaten gibt das Tool Auskunft, welche e-business-Strategie tatsächlich geeignet ist. Statt sich teure Berater ins Haus zu holen, könnten auf dieses Weise kleinere und mittlere Unternehmen etwa über den Einstieg in den Internet-gestützten Einkauf selbst entscheiden, erklärt Projektbetreuerin Romana Mautner. Thomas Tjiang
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2002, Seite 14

 
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