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VdW Bayern fordert Umdenken bei Eigentumsförderung

 

 

„Die Bundesregierung hat nur vier Jahre gebraucht, um zu erkennen, dass die Benachteiligung gebrauchter Immobilien bei der Wohneigentums-Förderung unsinnig ist. Doch jetzt will sie das Kind mit dem Bade ausschütten“, kommentierte Heinz-Werner Götz, Verbandschef des VdW Bayern (Verband bayerischer Wohnungsunternehmen) die Berliner Pläne, die Eigenheim-Zulage für den Neubau auf das Niveau gebrauchter Immobilien zu senken. Beim „Forum Wohneigentum“ in Nürnberg rief er die Bundesregierung auf, stattdessen verstärkt Schwellen- und Senioren-Haushalte zu fördern.
Die Senkung der Einkommensgrenzen habe in wirtschaftlich boomenden Regionen wie beispielsweise München dazu geführt, dass sich fast nur noch Millionäre ein eigenes Heim leisten könnten. Nach dem Januar-Bericht der Deutschen Bundesbank seien preiswerte bzw. größere Eigentumswohnungen, Reihen- oder Einfamilienhäuser kaum noch auf dem Markt zu haben. Dabei belegten Studien, dass der Bedarf bei jungen Familien und Senioren-Haushalten am stärksten wachsen werde.

Wohnungsbedarf steigt
Trotz Bevölkerungsrückgang dürfe man nicht außer acht lassen, dass in den nächsten 15 Jahren die Zahl der Haushalte um rund zehn Prozent und die Pro-Kopf-Wohnfläche um bis zu 20 Prozent steigen werden, rechnete Götz vor. Die Wohnungsprognose 2015 des Bundesamtes für Bauwesen kalkuliert in den nächsten 15 Jahren mit zwei Mio. zusätzlichen Haushalten in den alten Bundesländern. Den stärksten Anstieg verzeichnen dabei kleine Senioren-Haushalte. Für Bayern wird mit einer Zunahme der Pro-Kopf-Wohnfläche bei Eigenheimen von über 22 Prozent gerechnet.
Mit 4,1 neuen Wohnungen je 1 000 Einwohner sei Deutschland auf den niedrigsten Stand seit 13 Jahren gesunken und im unteren Drittel der westeuropäischen Länder gelandet, so Götz. Mit 340 000 fertig gestellten Wohnungen erreiche Deutschland nicht einmal das von der Bundesregierung selbst vorgegebene Ziel von 375 000 Wohnungen pro Jahr. Dabei sei der Neubau von Eigenheimen zuletzt die einzige Stütze der Baukonjunktur gewesen.
Lösungsansätze
Der VdW Bayern schlägt vor, die Eigenheim-Zulage für Gebrauchtimmobilien auf das derzeit geltende Förderniveau für Neubauten anzuheben. Damit könnte - gerade auch unter ökologischen Gesichtspunkten - Stadtflucht und Zersiedelung der Landschaft entgegengewirkt werden. Wegen der höheren Grundstückspreise in innerstädtischen Lagen könnte dies durch eine stärkere Regionalisierung der Eigenheim-Förderung noch unterstützt werden. Schließlich könnte eine moderate Erhöhung der Grundsteuer auf nicht bebauten Grund nach Überzeugung des Verbandes vor allem in Ballungsgebieten erheblich Bauland mobilisieren. Die steuerlichen Rahmenbedingungen für Wohneigentum würden sich seit Einführung der Eigenheim-Zulage im Jahr 1996 zum vierten Mal verschlechtern: Zunächst wurde der Vorkosten-Abzug gestrichen und die Grunderwerbsteuer von zwei auf 3,5 Prozent erhöht. Dann begrenzte die Bundesregierung die Anrechenbarkeit von Verlusten aus Vermietung und Verpachtung und verlängerte die Spekulationsfrist von zwei auf zehn Jahre. Als vorläufig letzten Eingriff senkte sie die Einkommensgrenzen der Eigenheim-Zulage um ein Drittel. „Das erklärt, warum der Wohnungsbau am Boden liegt“, schloss Götz. gru.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2002, Seite 26

 
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