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Vom Zahnstocher bis zum Flaschenöffner

„Ich traue mir zu wetten, dass ich in jedem deutschen Haushalt mindestens ein Produkt von uns finden würde“, meint Robert van Loosen ganz selbstbewusst. Er ist Marketing-Leiter bei der Fackelmann GmbH & Co KG in Hersbruck. Fackelmann ist deutschlandweit Marktführer in der Selbstbedienungs-Vertriebsschiene (SB) für Haushaltswaren und Badmöbel.
Das mittelständische Familienunternehmen ist Vollsortimenter und das unterscheidet es auch von anderen Wettbewerbern. „Nicht jeder kann diese Produktvielfalt handeln; allein im Haushaltsbereich bieten wir rund 3 000 verschiedene Artikel an und ergänzen unser Sortiment ständig durch Neuheiten,“ meint van Loosen. Die Produktpalette reicht von Cent-Artikeln wie Zahnstochern und Strohhalmen über Messer, Backformen, Küchenhelfer in Kunststoff, Holz oder Edelstahl bis hin zum teuersten Produkt, einem Automatik-Korkenzieher für knappe 50 Euro.
Selbstverständlich bringe eine solche enorme Produktvielfalt auch Probleme mit sich, räumt van Loosen ein. Man brauche viel Lagerplatz, viel engagiertes Personal mit gutem Know-how. Von den weltweit rund 1 000 Mitarbeitern sind rund 500 in den deutschen Standorten Hersbruck, Solingen und Benshausen (Thüringen) beschäftigt, hinzu kommt noch eine große Anzahl von Heimarbeitern. Ein Großteil der Fackelmann-Produkte wird in Deutschland hergestellt, der Rest in Italien, Bulgarien und Fernost.
Für Marketing-Chef van Loosen überwiegen aber die Vorteile der Vielfalt: „Man kann auch mal was ausprobieren, hat viele Ansatzpunkte für Innovationen und wenn eine Linie mal nicht so gut läuft, wird dies durch eine andere mit guten Verkaufszahlen ausgeglichen.“ Eine Eigeninnovation eines Mitarbeiters ist zum Beispiel der Kunststoff-Löffel der durch Verfärben signalisiert, dass der Baby-Brei zu heiß ist. Relativ neu im Sortiment ist eine Serie für Hunde- und Katzenbesitzer, da gibt es dann Dosenöffner im Katzen- oder Hunde-Design und dazu passende Extra-Gabeln, um das Futter aus der Dose zu holen.
Auch Flops gab es natürlich schon. Der stromlose Mini-Tischstaubsauger zum Beispiel wollte so recht keine Abnehmer finden, plaudert Robert van Loosen aus dem Nähkästchen. „Überhaupt haben wir die Erfahrung gemacht, dass wir nicht so erfolgreich sind, wenn wir in fremden Gebieten wildern, z.B. im Glas- und Porzellansektor mit Tee- oder Kaffeebereitern.“ Ausgesprochen erfolgreich laufe dagegen die Nirosta-Küchenhelfer-Serie oder die Funny Kitchen-Serie. Diese Küchenhelfer haben bunte Kunststoffgriffe in Form von Karotten, Bananen, Äpfeln, Brotscheiben oder Käsestücken. Zum Erfolg trägt auch bei, dass Fackelmann wie viele Anbieter in diesem Bereich immer mehr dazu übergeht, seine Produkte nicht ausschließlich in Extra-Haushaltswarenregalen anzubieten. „Wir setzen bewusst auf die Kombination von Food und Non-Food, das heißt wir positionieren unsere Käsemesser auf der Käsetheke und die Knoblauchpresse am Gemüsestand und das wirkt sich sehr positiv auf die Absatzzahlen aus“, erläutert der Marketingleiter.
Der Haushaltssektor bei Fackelmann macht rund 80 Prozent des Umsatzes aus. Der Rest wird mit Badmöbeln erzielt, die über Bau- und Heimwerkermärkte vertrieben werden. Künftig will das Unternehmen im Möbelbereich aber auch verstärkt auf die Vertriebsschiene Fachhandel und Möbelhaus-Ketten setzen.
Insgesamt erzielte das Unternehmen im Jahr 2001 einen Umsatz von 163 Mio. Euro, dies ist ein Umsatzplus von drei Prozent im Inland und 20 Prozent im Export, getragen insbesondere durch überproportionale Steigerungen in Polen, Österreich und Frankreich.
Für das laufende Jahr peile Fackelmann ein Plus von fünf Prozent an, so Geschäftsführer Alexander Fackelmann. Er ist für Marketing und Geschäftsentwicklung zuständig. Sein Bruder Norbert steuert die Bereiche Controlling, Einkauf, EDV und Logistik. Dritter im Geschäftsführer-Bunde ist seit gut zwei Jahren der langjährige Vertriebschef Heinrich Hoffmann. Die drei sind bereits seit 15 Jahren ein eingespieltes und erfolgreiches Team. Mitte der 80er Jahre lag der Umsatz noch bei rund 15 Mio. Euro, seitdem wächst das Unternehmen stetig. Den Grundstock für diese Entwicklung hat Firmengründer Sebastian Fackelmann gelegt. 1948 gründete er in Nürnberg eine Handelsvertretung für Eisen- und Haushaltswaren, aus dem Ein-Mann-Betrieb wurde schnell ein in Deutschland flächendeckendes Vertriebssystem. 1958 fasste er den Entschluss, Herstellung und Vertrieb in die eigenen Hände zu nehmen. „Der Betrieb ist damals von Nürnberg nach Hersbruck umgesiedelt, einfach weil es da günstigere Gewerbeflächen gab und man auch leichter Personal fand“, erklärt Alexander Fackelmann. Und auch in Zukunft wird das Familienunternehmen dem Standort Hersbruck treu bleiben. Das 50 000 Quadratmeter große Firmengelände im Hersbrucker Industriegebiet biete noch Platz zur Expansion und auch über Grundstückzukäufe denke man nach, verrät Norbert Fackelmann. Christine Popp
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2002, Seite 49

 
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