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Eine scharfe fränkische Erfindung für Rasierklingen

Gedanken übers Rasieren hatte sich Erfinder Ludwig Kemmelmeier schon lange von Berufs wegen gemacht: Er war bis 1986 selbstständiger Friseurmeister in Weißenburg. Ihn störte der rasche Verschleiß der Rasierklingen nicht nur in seinem Laden, sondern auch privat.
Seine Nachforschungen zum Thema Rasur ergaben, dass der Erfinder der ersten auswechselbaren Rasierklingen vor rund hundert Jahren bewusst auf ein Produkt gesetzt hatte, dass sich automatisch abnutzt und durch den Zwang zur wiederholten Anwendung automatisch einen hohen und dauerhaften Absatz an Klingen garantierte. Doch schon von Anfang an gab es Bestrebungen, dem Alltags- und Hygieneprodukt „Rasierklinge“ eine längere Lebensdauer zu bescheren. Alle diese Erfindungen, nach Kemmelmeiers Worten rund 500 in den letzten 100 Jahren, gingen dabei von einer mechanischen Nachbearbeitung der Klinge aus. „Diese Erfinder hatten alle noch den klassischen Rasierriemen der frühen Friseure vor Augen, die dort ihre offenen Klapprasiermesser schliffen“, so Kemmelmeier.
Der entscheidende Nachteil all dieser zum Teil technisch sehr aufwendigen Apparate war neben ihrem Preis, dass die Klingenhersteller, denen die Bestrebungen zum Verlängern der Klingenlebenszeit stets zuwider liefen, immer neue Verbesserungen und Veränderungen an ihren Produkten vornahmen, die den Schärfapparaten die Grundlage entzogen, so Kemmelmeier. Seit Einführung gängiger Doppelklingensysteme bei Nassrasierern sei der Schärfer praktisch tot und damit alle Versuche, der Metallklinge eine längere Nutzungsdauer zu geben, versandet. Bereits nach sieben Nassrasuren leide aber auch eine moderne Qualitätsklinge darunter, dass sich die Schneidekante immer mehr umbiege und schließlich durch winzige Metallausbrüche abstumpfe, so Kemmelmeier. Dies haben nach seinen Angaben Untersuchungen mit einem Rasterelektronenmikroskop der Universität Erlangen-Nürnberg unter 4 000-facher Vergrößerung ergeben.
Der von Kemmelmeier entwickelte „Blade Master“ besteht im Wesentlichen aus einem Magneten, der das Magnetfeld der ultradünnen Schnittkanten der Rasierklingen stabilisiert und sie so haltbarer macht. Die Materialermüdung werde so durchschnittlich vierfach verzögert. „Der Magnet richtet einfach die elektrischen Molekülladungen im Metall parallel aus“, so Erfinder Kemmelmeier zu dem Effekt, der für die 1996 zum Patent angemeldete Erfindung auf der Internationalen Ausstellung „Ideen-Erfindungen-Neuheiten“ 1998 in Nürnberg mit einer Silbermedaille ausgezeichnet wurde.

Produktion in Weißenburg
Rund 30 000 Blade Master habe er bereits abgesetzt, so Kemmelmeier – in erster Linie im Raum Weißenburg, der als Testregion „sehr gute Ergebnisse“ gebracht habe. Bereits jeder vierte Nassrasierer benutze dort nach seinen Angaben sein Produkt. Seine bisherigen Investitionskosten bezifferte er auf rund 75 000 Euro. Die Produktion wird in Auftragsfertigung in Weißenburg durchgeführt, die notwendigen Magneten kommen wie etwa 80 Prozent aller Magnete aus China.
Für Marketing und Verkauf zuständig ist der Vertriebspartner Harald Sprost, der sich gegenwärtig intensiv um weitere Absatzwege kümmert. Dabei habe man besonders den Versandhandel, aber auch Fachhandel, Friseurgeschäfte und den Einzelhandel im Blick. Das Marktpotenzial halten Sprost und Kemmelmeier für sehr hoch: Da ihren Schätzungen zufolge sich rund 50 Prozent aller Männer in Deutschland nass rasieren (und dies mit steigender Tendenz), gehen sie von einem möglichen Volumen von 20 Mio. Benutzern bundesweit aus. „Die Weißenburger Testwerte hochgerechnet, wären es auch schon fünf Mio.“, so Sprost. Dabei sei der Bereich der so genannten Lady Shaver noch nicht eingerechnet. „In einzelnen Friseurgeschäften in der Region haben wir schon mehrere hundert Exemplare an den Mann gebracht“, so Sprost, doch für ein kontinuierliches Wachstum genüge das noch nicht. „Unser Ziel ist der Gesamtmarkt, aber wir wollen nichts übereilen“, lautet die weitere Strategie.
Die Suche nach geeigneten Handelspartnern sei zwar schwierig, man sei sich aber sicher, dass ein verschleißfreies, einfaches Produkt, das den Benutzern beim Sparen helfe, nicht aufzuhalten sei. Nach eigenen Angaben könne sich die Haltbarkeit einer Rasierklinge durch den Einsatz ihrer Innovation verdrei- bis vervierfachen. Die Kostenersparnis an Klingen, für die ein Mann pro Jahr bis zu 170 Euro ausgebe, beträgt nach Firmenangaben 75 Prozent, das gleiche gelte für die eingesparte Abfallmenge. 
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2002, Seite 50

 
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