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Soft- und Hardware zur Miete

Seit einiger Zeit macht das Schlagwort ASP (Application Service Providing) in der Informationstechnologie (IT) die Runde. Was ist ASP überhaupt? Bei ASP wird von einem Dienstleister (Provider) gegen einen bestimmten Betrag eine Anwendung einschließlich der erforderlichen Ressourcen (Infrastruktur) bereitgestellt. Beispiele dafür sind das Web-Hosting oder e-mail, die ja von vielen Firmen heute bereits genutzt werden. Der Provider stellt die Rechner-Ressourcen, die Netzwerk-Anbindung und die notwendigen Sicherheitseinrichtungen (Firewall etc.) bereit, aber auch die erforderliche Anwendungssoftware, nämlich die Web-Server-Application oder den Mail-Server. Der Kunde liefert nur noch seine Daten, z.B. die HTML-Seiten, um die gesamte Anwendung zum Laufen zu bringen.

Vorteile und Risiken
ASP ist immer dann sehr gut geeignet, wenn eine Anwendung von vielen unterschiedlichen Kunden genutzt werden kann und wenn die zum Betrieb der Anwendung erforderliche Infrastruktur komplex ist. Der Anwender braucht keine Investitionen in die Hard- und Software zu tätigen, aufwändige und kostenintensive Schulungen entfallen. Auch die Anforderung, Anwendungen rund um die Uhr verfügbar zu halten, muss nicht vom Anwender gelöst werden.

Mit dem ASP-Modell kann man sehr schnell neue Anwendungen nutzen, ohne selber Entwicklungsaufwand betreiben zu müssen. Dabei partizipiert man zusätzlich an den Erfahrungen, die in diese Anwendung bereits eingeflossen sind.
Aber nicht jede Anwendung eignet sich für das ASP-Modell. Etwa solche, die in beträchtlichem Maße kundenspezifische Modifikationen enthalten, werden in einer ASP-Lösung nicht mehr wirtschaftlich realisierbar sein. Hier sind vor allem Programme der Fertigungssteuerung zu nennen. Ein weiteres Risiko beim ASP-Modell besteht bei den Verträgen. Ein vollständiger ASP-Vertrag ist sehr komplex und die Verhandlungen dazu können durchaus vier bis sechs Monate beanspruchen. Auf der anderen Seite steigt aber die Dynamik, mit der Geschäftsprozesse modifiziert werden, um den Gegebenheiten des Marktes zu entsprechen (selbstlernende Organisation). Hier besteht eine hohe Gefahr, mit einem unvollständigen Vertrag in eine Partnerschaft hineinzugehen, die dann zwangsläufig für beide Seiten unbefriedigend endet.

Grundsätzlich ist ASP für jede Art von Unternehmen interessant, bei kleinen und mittleren Unternehmen kommt aber ein nicht zu unterschätzender Aspekt hinzu. Viele reden zurzeit über Basel II und Rating. Hierbei wird auch die IT ein Teil des Rating sein, die IT-Strategie, die IT-Sicherheit, die Zuverlässigkeit und auch die langfristige Verlässlichkeit. Bei einem qualifizierten ASP-Dienstleister sind alle diese Aspekte bestmöglich realisiert oder sie können zumindest entsprechend vertraglich abgesichert werden. Eine optimale Bewertung ist daher sichergestellt, bei einer internen IT ist das nur mit erheblichem Aufwand und der kostenintensiven Einführung entsprechender IT-Prozesse möglich.

Wie führt man ASP ein?
Da man das ASP-Modell für jede Art von Anwendung nutzen kann, sollte man mit einer konkreten einzelnen Anwendung beginnen und mit dem Dienstleister Erfahrung gewinnen. Dabei gilt es nicht nur, das Verhalten des Dienstleisters kennen zu lernen, sondern auch die eigenen Erwartungen besser abschätzen zu können. Mit den gewonnenen Erfahrungen können dann Schritt für Schritt weitere Projekte in Angriff genommen werden. Als Einstieg bieten sich neben dem Web-Hosting Lösungen für einen Online-Shop oder e-procurement (elektronische Beschaffung) an. In beiden Fällen lassen sich dabei auch sehr schnell die Kosten-Nutzen-Effekte errechnen. In weiteren Schritten können dann auch andere Standard-Applikationen wie betriebliche Planungssoftware (ERP) auf Basis eines ASP-Modells realisiert werden.

Vertragsgestaltung
Was den vertraglichen Teil angeht, empfiehlt es sich, den Vertrag in zwei Teilen zu gestalten. Der erste Teil beinhaltet die juristischen und kaufmännischen Aspekte, wie Vertragspartner, Laufzeit, Kündigungsfristen, Pönalen und Boni, Datensicherheit und Datenschutz etc. In einem zweiten Teil werden die technischen Aspekte wie Verfügbarkeit, Aktualisierung, Wartung, Beobachtung, Reaktionszeiten etc. vereinbart. Dieser zweite Teil wird oft als Service Level Agreement (SLA, Vereinbarung über die Servicequalität) genutzt. Der Vorteil einer solchen Teilung in zwei Vertragsteile besteht darin, dass der erste Teil als Vertragsrahmen die langfristigen Aspekte regelt und damit eine Basis für die Zusammenarbeit darstellt. Der zweite Teil regelt die kurzfristigen Aspekte und kann ohne großen Aufwand auch kurzfristig modifiziert werden. So sind Anpassungen an geänderte Betriebsbedingungen, wie z.B. beim Wechsel vom Einschicht- zum Zweischicht-Betrieb einfach zu realisieren.

Es ist dringend zu empfehlen, einen ASP-Vertrag mit nur einem Ansprechpartner zu machen, also nicht nur das ASP-Hosting, sondern auch die gesamte Kommunikation mit in den Vertrag einzuschließen. Denn nur wenn ein Ansprechpartner für die Lösung verantwortlich ist, kann man „Strafen“ bei Nichterfüllen der gesetzten Leistungen durchsetzen und vermeidet gegenseitige Schuldzuweisungen. Auch sollte man sich mit dem Dienstleister über die Staffelung für die Leistungen im Vertrag einigen und eine monatliche Auswertung vereinbaren. Die Kosten für eine ASP-Lösung sind heute als durchaus realistisch zu bezeichnen und der harte Wettbewerb durch die hohe Zahl von Anbietern verspricht für die Zukunft auch eher sinkende Kosten. Hier empfiehlt sich eine Preisgleitklausel oder aber nur kurzfristige Verträge abzuschließen. Denn der Vorteil einer ASP-Lösung liegt auch darin, dass nur noch die Daten kundenspezifisch sind und somit auch kurzfristig ein Wechsel des Dienstleisters möglich ist.

Wenn im Zusammenhang mit einer ASP-Lösung kundenspezifische Software-Erweiterungen oder Anpassungen entwickelt werden, sollten alle Rechte an diesen Modifikationen beim Kunden liegen. Damit stellt er seine Unabhängigkeit vom Dienstleister sicher.
Da das gesamte vertragliche Umfeld bei einer ASP-Lösung sehr komplex ist und in vielen Fällen immer wieder zu unbefriedigenden Situationen führt, empfiehlt es sich zumindest in der Anfangsphase, einen externen Berater einzuschalten, der mit fachlicher Kompetenz eine zügige Realisierung sicherstellen kann, der aber gleichzeitig als Moderator die Interessen und Erwartungen der Beteiligten zu einem Konsens führen kann. Werner Schäfer


 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2002, Seite 16

 
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