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Wirtschaftsstandort schnell stabilisieren!

von Dr. Detlef Hamann, Landesarbeitsgemeinschaft der IHKs im Freistaat Sachsen

von Dr. Detlef Hamann, Landesarbeitsgemeinschaft der IHKs im Freistaat Sachsen

Die Landesarbeitsgemeinschaft der IHKs im Freistaat Sachsen bittet um Solidarität bei der Bewältigung der Hochwasser-Katastrophe.

Die verheerende Flutkatastrophe hat nicht nur Sachsen betroffen. Sie hat hier aber besonders stark gewütet. Nicht nur das „Jahrtausendhochwasser“ der Elbe hat entlang ihres Bettes schwerste Zerstörungen angerichtet, sondern auch ihre Zuflüsse aus dem östlichen Erzgebirge – gewöhnlich malerische Bäche und Flüsschen in einer vom Fremdenverkehr stark geprägten Landschaft – haben sich in reißende Ströme verwandelt, die eine Spur der Verwüstung hinterließen. Durch die Berichterstattung des Fernsehens konnte sich jedermann ein anschauliches Bild davon machen. Das vorläufige Fazit dieser Ereignisse liegt vor, enorme Zahlen machen den einschneidenden Rückschlag des Aufbaus in diesen Regionen deutlich.

Neben den Menschen selbst ist die Infrastruktur in sehr hohem Maße betroffen, Tausende Unternehmen und damit ökonomische Kapazitäten, Arbeitsplätze und Lehrstellen sind ganz oder teilweise zerstört. Überwältigend ist die während der Katastrophe und jetzt bei der Beseitigung der Folgen und dem beginnenden Wiederaufbau bezeugte breite tätige Anteilnahme und umfassende Hilfsbereitschaft in Deutschland und darüber hinaus. Diese erfüllen die Menschen mit Dankbarkeit, geben ihnen Zuversicht und machen Mut für den Neuanfang.

Das und die anlaufenden, umfangreichen staatlichen Hilfsprogramme lassen – bei allen noch notwendigen Klärungen – erwarten, dass sich in vielen Bereichen relativ schnell wieder eine Aufwärtsbewegung einstellen wird, auch wenn längerer Atem notwendig ist. Selbst mancher, der vor den Trümmern seiner Existenz stand, gewinnt wieder Hoffnung und Tatkraft. Wichtig ist aber auch, dass die Unterstützung und die Hilfsaktionen für die Sachsen „in die richtige Richtung“ gehen und gleichzeitig die im Freistaat vorhandenen Selbstheilungskräfte aktiviert werden. Vieles wird gebraucht, was derzeit nicht in ausreichendem Umfang aus Sachsen selbst kommen kann. Aber es gibt auch viele Regionen, die nur mittelbar oder gar nicht betroffen sind. Links und rechts von den durch das Hochwasser in das Land geschlagenen „Schneisen“ gibt es viele erhaltene Potenziale. Initiativen in anderen Bundesländern, die darauf zielen, dass dortige Unternehmen Produkte und Leistungen für Sachsen bzw. stellvertretend für den Freistaat anbieten, sind ehrenwert, aber nur zum Teil förderlich.

Unternehmen brauchen jetzt Aufträge
Was die sächsische Wirtschaft jetzt besonders braucht, sind Aufträge für ihre Unternehmen. Und dass bestehende Geschäftsverbindungen über die Landesgrenzen hinaus, national und international, nicht gekappt werden. Wenn etablierte Lieferbeziehungen schnell wiederhergestellt werden, dann trägt das dazu bei, das Vertrauen in Leistungskraft und traditionellen Erfindergeist, in den Aufbau- und Innovationswillen der sächsischen Wirtschaft zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Damit können im und aus dem Land selbst heraus zusätzlich Investitionen, Produktion, Leistungen und Arbeit für die Menschen generiert werden – dies ist notwendige Hilfe zur Selbsthilfe.

Die Medienberichterstattung hat einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, unverzichtbare Hilfsbereitschaft zu mobilisieren. Sie hatte aber auch zur Folge, dass beispielsweise bereits gebuchte Ferienaufenthalte in den sächsischen Tourismusgebieten massenhaft storniert, Reisepläne für Sachsen ad acta gelegt wurden. Der weitaus größte Teil der Beherbergungskapazitäten sowie nicht zuletzt auch der bekannten und beliebten Sehenswürdigkeiten ist jedoch unbeeinträchtigt oder sehr schnell wieder hergerichtet worden. Der engagierte Aufbauprozess und die Wiederherstellung historischen Erbes sollten ein zusätzlicher Anreiz sein, das Land zu besuchen. Ein „Schub“ in dieser Hinsicht wäre gleichzeitig eine zusätzliche „Anschubhilfe“ für den Freistaat Sachsen.

Diese und ähnliche Überlegungen möchten wir der Wirtschaft, den Entscheidern sowie den Multiplikatoren und natürlich den Bürgern in den anderen Ländern der Bundesrepublik Deutschland ans Herz legen. Wenn Sie dazu beitragen, dieses Anliegen zu befördern und gleichzeitig dazu, es publik zu machen, erweisen Sie Sachsen, seiner Wirtschaft und auch der Landesarbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handelskammern im Freistaat Sachsen einen unschätzbaren Dienst.
Wirtschaft hilft Hochwasser-Opfern Der Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie (VBM) unterstützt die Opfer der Flutkatastrophe in Deutschland mit Spenden von insgesamt 1,1 Mio. Euro. VBM-Hauptgeschäftsführer Stephan Götzl überreichte in Passau die Spenden für die bayerischen Betroffenen. Derzeit gehen beim Verband zusätzliche Spenden der VBM-Mitgliedsfirmen ein. Diese Gelder werden nach Abschluss der Aktion ebenfalls den Betroffenen in Bayern zugute kommen. Mit 5 000 Euro unterstützen der Nürnberger Airport und die Mitarbeiter den Verein „Mit Sicherheit für eine gute Sache e. V.“ und damit Beschäftigte der Flughäfen Leipzig und Dresden, die direkt von der Flut betroffen sind. An der Kooperation sind auch die beiden anderen bayerischen Verkehrsflughäfen Augsburg und München beteiligt. Zudem flossen 10 000 Euro an die Spendenaktion des Fördervereins „Antenne Bayern Hilft e. V.“, hinter dem die Radiostation Antenne Bayern steht. Hier kamen bislang schon über zwei Mio. Euro zusammen. Die BinTec Communications AG, Nürnberg, hat für betroffene kleine und mittelständische Unternehmen verbilligte Router bereitgestellt, um bei der Wiederaufnahme des Betriebs zu unterstützen. Die Gossen Metrawatt GmbH, Nürnberg, lieferte unentgeltlich Messgeräte an die flutwassergeschädigte Firma Kübler & Niethammer in Kriebstein (bei Chemnitz). Die Vermittlung lief über die IHK-Organisation. Der Stempelhersteller Geo Müller, Nürnberg, hat Stahlstempel-Segmente mit der Aufschrift „Solidarität in der Not 2002 Hilfe für Hochwasseropfer“ zu einem Sonderpreis hergestellt. Mit diesem Aufruf zu Spenden werden seit Anfang September in jedem der rund 85 Briefzentren der Deutschen Post Millionen von frankierten Briefen mit Entwertungsstempeln versehen. Zusätzlich stellt das Unternehmen den Ertrag für zehn der Stahlstempel-Segmente von ca. 1 200 Euro für Spenden bereit.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2002, Seite 26

 
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