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Chinas Reformpolitik

Zum 112. Kammergespräch begrüßte IHK-Präsident Hans-Peter Schmidt den chinesischen Botschafter Ma Canrong, in Nürnberg. Schmidt betonte, dass die Region Mittelfranken in der Volksrepublik China sehr gut vertreten sei und dass durch die rund 30 Delegationen jährlich gute Kontakte nach China bestünden. Besonders lobte Schmidt die Beziehungen Nürnbergs zur chinesischen Partnerstadt Shenzhen: „Wir sind stolz und glücklich, dass die Stadt Shenzhen Nürnberg als Standort für ihr Europa-Büro ausgewählt hat. Eine atemberaubende Entwicklung!“ Schmidt freute sich über den Nürnberg-Besuch des Botschafters im „Jahr des Pferdes“, weil es für Ausdauer stehe und eben damit 2002 kein Jahr für „Zauderer“ sei. Auch der Botschafter Ma Canrong wies auf die engen Kontakte zwischen China und Deutschland hin und nannte als Beispiel das gute Verhältnis zwischen Nürnberg und der chinesischen Partnerstadt Shenzhen. Er selbst besuchte diese Stadt vor kurzem zum ersten Mal und war überrascht, „wie schnell aus einem Fischerdorf eine Metropole entstanden ist“, so Ma Canrong. Auch diese Entwicklung sei ein Erfolg der chinesischen Reformpolitik. Für Gesamtchina sei der Weg aber noch sehr lang, da es viele unbewältigte Probleme gebe, berichtete der Botschafter.

Reformpolitik mit Nachhaltigkeit
Eindeutige Erfolge seien in der Gesamtentwicklung des Landes auszumachen, die wirtschaftliche Struktur habe sich positiv verändert und das Lebensniveau der Bevölkerung verbessert. Dennoch gebe es in China eine Menge ungelöster Probleme, sei es der große Unterschied zwischen dem ländlichen und dem städtischen Leben oder die stetig wachsende Arbeitslosenzahl. Diese werde durch die Reformpolitik teilweise verstärkt, insgesamt betrachtet, würden sich die neuen Maßnahmen aber positiv auswirken. Man erkenne zum Beispiel gerade auf dem Finanzmarkt eine bereits deutliche Verbesserung, denn China habe sich in der Asien-Krise mit seiner Währungsreform als stabiler Faktor erwiesen. Auch bei der Banken- und Versicherungsreform befinde man sich auf einem guten Weg. Weitere Ziele in den nächsten fünf Jahren seien die Fortsetzung der strategischen Umstrukturierung der Wirtschaft, die zum Teil eine weitere Sanierung von Staats-, aber auch Privatunternehmen vorsieht und eine Förderung der Wissenschaft und Bildung. Ma Canrong betonte aber gleichzeitig, dass es nicht nur auf die Schnelligkeit dieser Entwicklung ankomme, sondern auf ihre Nachhaltigkeit. Die Schaffung neuer Arbeitsplätze gehöre deshalb zu den wichtigsten Aufgaben der chinesischen Wirtschaftspolitik.

WTO-Beitritt gab neue Impulse
Der acht Monate zurückliegende WTO-Beitritt habe alle Erwartungen übertroffen. Die meisten wirtschaftlichen Indikatoren stiegen an, so wuchsen zum Beispiel das Bruttoinlandsprodukt im 1. Halbjahr 2002 um 7, 8 Prozent, der Export um 14,1 Prozent und der Import um 10,4 Prozent. Deutschland sei der größte Handelspartner von China in der EU. „China betreibt mehr Handel mit Deutschland als mit England und Frankreich zusammen“, lobte der Botschafter die wirtschaftlichen Beziehungen der beiden Länder. Nicht nur unter den Großunternehmen gebe es eine gute Zusammenarbeit, sondern auch immer mehr mittelständische Betriebe aus Deutschland zieht es nach China und umgekehrt, investieren chinesische Unternehmen in Deutschland und Europa. Aus Mittelfranken pflegen 320 Unternehmen wirtschaftliche Beziehungen zu China, 60 Prozent mehr als vor sechs Jahren. Rund 90 Firmen sind längerfristig mit Vertretungen, Niederlassungen oder Produktionsstätten in der Volksrepublik präsent. Gefragt seien weiterhin Firmen, die neue Technologien vermitteln und in der Ausbildung etwas anzubieten haben.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2002, Seite 30

 
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