Telefon: +49 911 1335-1335

Die Rückkehr des Gänsbuches oder wie aus einer Handschrift eine CD-ROM wird

Die Sparda-Bank Nürnberg holt das Lorenzer Gänsebuch zurück in seine Heimatstadt. Das zweibändige Messbuch aus den Jahren 1507/10 wurde vor 50 Jahren von der Kirchengemeinde St. Lorenz an die Samuel H. Kress Foundation in New York verschenkt. Die Nürnberger Patrizier-Familie Kress von Kressenstein hatte nach dem Zweiten Weltkrieg den Wiederaufbau der St. Lorenz Kirche von Amerika aus finanziell unterstützt. Heute befindet sich die Handschrift in der Pierpont Morgan Library in New York. Die Rückkehr des Gänsebuches erfolgt ab 2003 als multimediale interaktive CD-ROM und soll somit wieder den Nürnbergern zugänglich gemacht werden. Auf der CD-ROM werden alle Illuminierungen und einzelne kleine Textpassagen aus dem Gänsebuch wieder zu finden sein. Zusätzlich soll die CD-ROM durch eine Audio-CD mit Gesängen aus dem Buch ergänzt werden. Zu hören waren die Gesänge aus der Handschrift bereits am 8. September im Rahmen eines Konzertes der Schola Hungarica in der Lorenzkirche. „Auf diese Art und Weise wird das Gänsebuch für Augen und Ohren erhalten bleiben“, so Prof. Dr. Schier, einer der beiden Direktoren des internationalen Projektes „Gänsebuch - Text und Kontext“. Zudem soll das komplette Werk, 1 120 Seiten, von der University of Toronto im Internet veröffentlicht werden.

Handschrift von großer Bedeutung

Das Gänsebuch ist das einzige vollständig erhaltene vorreformatorische Graduale Nürnbergs. Die Liturgie des ganzen Kirchenjahres ist in Form von Noten und lateinischen Texten festgehalten. Alle religiösen Feiern sind in diesem Buch vermerkt, oft dient es sogar als einzige Quelle für ein Ereignis aus dieser Zeit, wie z.B. beim „Fest der Haltungsweisungen“. Den Namen „Gänsebuch“ erhielt die Handschrift auf Grund einer Illustration von Jakob Elsner. Er arbeitete im 16. Jahrhundert in Nürnberg als Miniaturist und zeichnete einen Chor von Gänsen, der unter der Anleitung eines Wolfes singt, in die Handschrift. Schreiber des Werkes war der damalige Vikar der Lorenzkirche Friedrich Rosendorn.

Die Sparda-Bank Nürnberg unterstützt als einer der Hauptsponsoren dieses Projekt: „Für uns besitzt die Förderung von Kunst und Kultur in der Region Nürnberg einen hohen Stellenwert, deshalb haben wir uns engagiert, damit dieses Nürnberger Kunstwerk hier zu sehen und zu hören ist“, so Peter Hering, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank Nürnberg. Vorteil bei dieser Art von historischer Dokumentation sei es, dass nicht wie sonst üblich viel Geld in eine Ausstellung fließe, sondern in die Produktion einer CD-ROM, durch die das Kunstwerk und seine Geschichte unbegrenzt erhalten bliebe, erklärte Schier. Günstiger werde das Projekt zudem auch, da einige Sponsoren, wie z.B. der Bayerische Rundfunk die eigenen Produktionskostenkosten übernähmen. Zu den weiteren Sponsoren zählen die Samuel H. Kress Foundation, der Bezirk Mittelfranken, die Erzdiözese Bamberg, die Zukunftsstiftung der Sparkasse Nürnberg, der Tuchersche Kulturfond e.V., die Freiherr von Haller‘sche Forschungsstiftung, Naxos Deutschland und der Verlag Nürnberger Presse.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2002, Seite 52

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick