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Arbeitsplätze in der Zeitarbeit bedroht

Die geplanten Neuregelungen zur Zeitarbeit werden zahlreiche Arbeitsplätze vernichten, vor allem auch für weniger Qualifizierte. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der IHK Rhein-Neckar in Mannheim bei Zeitarbeitsunternehmen und deren Kunden.

Die Bundesregierung plant, dass künftig Zeitarbeitnehmer nach den Regeln der entleihenden Betriebe, also zuzüglich von Zuschlägen, der Ansprüche auf Lohnfortzahlung, der Sozialleistungen und anderer Lohnbestandteile bezahlt werden müssen. Dies wäre das Ende für diese zukunftsträchtige Beschäftigungsform, so der Mannheimer IHK-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Franz J. Luzius. Der Einsatz von Zeitarbeitnehmern würde für die mittelständische Wirtschaft wie auch für international tätige Unternehmen vielfach unerschwinglich. Der Schnellschuss der Bundesregierung würde viele Menschen neue Beschäftigungschancen wegnehmen.

Zeitarbeit sei mittlerweile zu einem der wichtigsten Mittel des flexiblen Personaleinsatzes geworden, so Luzius. Hinzu komme, dass mehr als die Hälfte der in der Zeitarbeit beschäftigten Mitarbeiter zuvor arbeitslos gewesen sei und so wieder in den ersten Arbeitsmarkt eingegliedert würde. Immerhin 30 Prozent der Zeitarbeitnehmer würden sogar von den Entleihbetrieben auf Dauer übernommen.

Die geplante Neuregelung verhindere, dass die Zeitarbeit in Zukunft diese wichtigen Aufgaben in dem erforderlichen Maße wahrnehmen kann, nämlich den Arbeitsmarkt zu entlasten und Berufseinsteiger zu fördern. Sollten Geringqualifizierte oder Berufseinsteiger entsprechend der Lohn- und Arbeitsbedingungen des Entleihbetriebes bezahlt werden müssen, könnten sich das weder die Zeitarbeitsunternehmen noch die nachfragende Wirtschaft leisten. Genau diese Zielgruppe sollte aber nach Ansicht der Bundesregierung von der Neuregelung profitieren – eine völlige Fehleinschätzung nach Meinung der IHK. Die Mehrheit der befragten Unternehmen will die massive Verteuerung der Zeitarbeit nicht in Kauf nehmen.

Diese Kosten können nicht an die Kunden weitergegeben werden, so auch Dr. Udo Raab von der IHK Nürnberg für Mittelfranken. Dies werde unweigerlich zu einer Entlassung von Beschäftigten in der Zeitarbeit führen. Viele Unternehmen würden darüber hinaus versuchen, ihren Arbeitskräftebedarf durch andere Alternativen als Zeitarbeit abzudecken, etwa durch Überstunden, Auftragsverzicht und durch die Verlagerung von Arbeit ins Ausland. Für die rund 250 im Handelsregister eingetragenen Zeitarbeitsunternehmen in Mittelfranken wäre die Umsetzung der geplanten Neuregelung ein Instrument zur Jobvernichtung, nicht nur in der Zeitarbeit.

Um die aktuellen Probleme der Zeitarbeitsunternehmen ging es kürzlich auch bei einer Veranstaltung der Interessengemeinschaft Nordbayerischer Zeitarbeitsunternehmen mit dem Vorstandsvorsitzenden der Bundesanstalt für Arbeit, Florian Gerster. Gastgeberin Helga Lorenz, Geschäftsführerin der Lorenz Zeitarbeit GmbH, plädierte dabei für die komplette Abschaffung des AÜG (Arbeitnehmer Überlassungs Gesetz). Da dieses Gesetz einenge und unnötig behindere, könnte die Zeitarbeitsbranche schon auf diese Weise eine große Anzahl zusätzlicher Arbeitsplätze schaffen und sichern. Ein Blick über die Grenzen belege diese Annahme, da Länder mit liberalen Regelungen einen wesentlich größeren Zeitarbeits-Anteil vorweisen. Ingrid Hofmann von Hofmann Personalleasing reklamierte, dass ausgerechnet die Zeitarbeitsbranche, die offensichtlich als Muster für die so genannten Personal-Service-Agenturen (PSA) diente, von den Verantwortlichen und Planern nicht eingebunden worden sei. Darüber hinaus forderte sie, dass die relevanten Daten von Arbeitslosen unterschiedslos allen Personaldienstleistern von der Bundesanstalt zur Verfügung gestellt werden sollen. Auf diese Weise würde eine Wettbewerbsverzerrung zu Gunsten der Personal-Service-Agenturen vermieden und gleichzeitig eine höhere Vermittlungsquote sichergestellt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2002, Seite 15

 
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