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Weniger Ausbildungsplätze geplant

Erstmals seit vielen Jahren schlägt sich die negative wirtschaftliche Situation und Stimmung der bayerischen Wirtschaft auch in der Ausbildungsbereitschaft nieder. Nach einem Rückgang um 7,4 Prozent in diesem Jahr werden die Betriebe ihr Lehrstellenangebot auch für 2003 reduzieren. Das ergab die Herbstumfrage des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages (BIHK) unter 2 900 Unternehmen. Danach wollen nur noch 7,6 Prozent der Unternehmen die Zahl der Ausbildungsplätze erhöhen. Im vergangenen Jahr waren es noch 20 Prozent. Dagegen gehen 26,6 Prozent von weniger Lehrstellen aus. Im vergangenen Jahr gaben dies nur 16 Prozent an. Immerhin 66 Prozent der Betriebe wollen genauso viele Auszubildende einstellen wie dieses Jahr.

Laut BIHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Reinhard Dörfler fällt die geplante Reduzierung der Lehrstellen aber nicht ganz so deutlich aus, wie die Planungen zur Personalentwicklung insgesamt. Dies weise darauf hin, dass die Betriebe die Ausbildung trotz der Konjunkturkrise als Instrument zur langfristigen Personalentwicklung ansehen. Allerdings zwinge die wirtschaftliche Krise die Unternehmen dazu, ihr Engagement zurückzufahren.

Tausende Lehrstellen noch unbesetzt
Bis zum 30. September 2002 haben bei den bayerischen Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen insgesamt 48 537 Jugendliche (minus 7,4 Prozent) ihre Ausbildung begonnen. „Diese Entwicklung ist nicht erfreulich“, betont Dörfler. Allerdings spiegele die Ausbildungsstatistik nur eine Seite der Situation wider. „Denn Tatsache ist auch“, so der BIHK-Chef, „dass den 2 098 nicht vermittelten Bewerbern 4 614 offene Ausbildungsstellen gegenüberstanden.“

Weniger Lehrstellen in klassischen Berufen
In Berufen der Industrie wie Industriekaufmann und -mechaniker oder Energieelektroniker gab es weniger Lehrstellen als bisher. Auch beim Mechatroniker, der sich seit seiner Einführung 1997 zu einem echten „Renner“ entwickelt hatte, reduzierte sich die Zahl der Abschlüsse um 4,2 Prozent. Die Handelsunternehmen haben zwar ihr Lehrstellenangebot zum „Verkäufer“ erhöht (plus 7,4 Prozent), dagegen sind die Ausbildungszahlen beim Kaufmann im Einzelhandel und Kaufmann im Groß- und Außenhandel zurückgegangen. Auch der Bankensektor hat mit 3 130 deutlich weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen als im Vorjahr. Dagegen haben die Versicherungsunternehmen ihre Vertragszahlen um 2,4 Prozent steigern können. Entgegen der allgemeinen Entwicklung meldete auch die Hotel- und Gaststättenbranche ein leichtes Plus von 0,5 Prozent. Die Probleme im Tourismussektor schlagen sich in einem deutlichen Rückgang bei den Reiseverkehrskaufleuten nieder. Auch die Ausbildungsplätze bei den IT- und Medienberufen verzeichnen ein Minus: Beim IT-Systemkaufmann ist der Rückgang mit minus 5,4 Prozent noch vergleichsweise gering, dagegen beim Fachinformatiker mit über 400 Verträgen oder 24 Prozent weniger Abschlüssen sehr viel deutlicher. Einen Zuwachs gab es bei den neuen Dienstleistungsberufen Veranstaltungskaufmann, Sport- und Fitnesskaufmann sowie Kaufmann im Gesundheitswesen.

„Erfreulicherweise ist der Rückgang der Ausbildungsverträge in Mittelfranken mit 6,2 Prozent nicht so gravierend ausgefallen wie in Gesamtbayern, wo ein Minus von 7,4 Prozent verzeichnet wurde“, so Dr. Dieter Riesterer, Hauptgeschäftsführer der IHK Nürnberg für Mittelfranken. Offensichtlich blieb Mittelfranken vom Nord-Südgefälle, das sich mit noch stärkeren Rückgängen in den beiden anderen fränkischen Regierungsbezirken bemerkbar machte, weitgehend verschont. Dies habe sicher auch damit zu tun, dass die „IQ – Initiative für Qualifikation“ bereits über viele Jahre eine Reihe von Maßnahmen bündele, die die Ausbildungsbereitschaft in der Region fördert. Riesterer: „Mit diesem Engagement haben wir ein positives Ausbildungsklima geschaffen, von dem wir trotz der deutlich schlechteren Rahmenbedingungen profitieren.'
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2002, Seite 24

 
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