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Catering mit hohem Anspruch

Das Geschäft der Catering-Branche ist nach den Terroranschlägen fast komplett eingebrochen und hat sich seitdem kaum erholt. Denn angesichts der schlechten Konjunkturentwicklung werden die Budgets für eine aufwendige Bewirtung durch Caterer gestrichen oder zumindest auf ein Minimum reduziert. „Es gibt in den Firmen derzeit nichts zu feiern“, weiß Jürgen Lehrieder, Senior-Chef des gleichnamigen Nürnberger Caterers. Auch das Event-Catering, bei dem bis ins Detail stimmige Erlebniswelten für seine Kunden gezaubert werden, ist weitgehend dem Sparwillen zum Opfer gefallen.

Während in der Branche Einbrüche von 20 bis 30 Prozent keine Seltenheit seien, konnte sich das Familienunternehmen in diesem Jahr eigenen Angaben zufolge erfolgreich gegen den rückläufigen Markt stemmen. Bis zum Jahresende wird ein Umsatzplus von über fünf Prozent auf 8,5 Mio. Euro erwartet. Zwar vergebe derzeit der Mittelstand kaum große Aufträge, dafür hätten die 75-Jahr-Feiern der Fürther Quelle für das Plus gesorgt. Die Zahl der Mitarbeiter liege saisonbedingt konstant bei rund 75 Festangestellten.

Der schwierige Markt habe den Druck zusätzlich erhöht, die eigene Nischenpositionierung und Spezialisierung weiter voranzutreiben, ergänzt René Lehrieder, Familienunternehmer in zweiter Generation. Der Partyservice und Caterer wolle sich mit dem Konzept „À la Carte“ einen neuen Markt erschließen und eine regional bisher einzigartige Antwort auf die knappen Kassen bei Unternehmen und Privatleuten geben. Das Konzept sehe vor, dass die Spezialitäten individuell je nach Geschmack, Personenzahl und Anlass zusammengestellt werden kann. Feinkost, Gourmet-Salate, Snacks, Appetizer oder Sushi finden sich genauso in der Auswahl wie komplette Grillpakete oder festliche Vier-Gang-Menüs. Auf Wunsch kann etwa eine Gastgeberin ein Braten-Gericht selbst garen, die Gerichte werden dann halbfertig angeliefert und sind für ungeübte Köche mit entsprechender Anleitung versehen.

Jürgen Lehrieder verfolgt mit dieser Positionierung den Anspruch, die kulinarische Führerschaft in der Region zu übernehmen. Frische ohne Tiefkühltruhe sei eine Selbstverständlichkeit, aber auch der Service an sieben Tagen die Woche ohne Feiertage im Jahr gehöre seit Jahren zur Firmenkultur, unterstreicht René Lehrieder.

Der Junior sieht das neue Konzept auch als Angriff auf die Außer-Haus-Angebote der Metzger. Vorgesehen ist auch ein Shop-System im Internet, in dem per Mausklick Wunschmenü oder Feinkost-Platten geordert werden können. Drei neue Mitarbeiter sind nun zum Start von À la Carte eingestellt worden, bis Ende nächsten Jahres sollen in diesem Bereich zehn Beschäftigte arbeiten. Bis dahin soll der Geschäftsbereich einen Umsatz von rund 500 000 Euro erzielen.

Am Verdrängungswettbewerb im Geschäftsbereich Kantinen, der über Kampfpreise zu Lasten der Qualität ausgefochten werde, wolle man sich nicht beteiligen. Gut laufe beispielsweise der Bereich „Essen auf Rädern“. Hier wird derzeit im Rahmen eines „Umbaucatering“ das Wohnstift am Tiergarten mit täglich 800 Essen beliefert.

Auch intern hat Lehrieder die Weichen gestellt: Noch in diesem Jahr soll Renés Schwester Nadine in die Geschäftsführung aufrücken. Vater Jürgen wird sich dann nach einer Übergangszeit Zug um Zug aus dem Geschäft zurückziehen.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2002, Seite 45

 
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