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Handel hofft auf Weihnachtsgeschäft

Die Spielwarenproduktion lag im Jahr 2001 mit einem Volumen von rund 1,1 Mrd. Euro fast auf Vorjahresniveau. Das Importvolumen betrug 2,2 Mrd. Euro (plus 8,5 Prozent), die Exporte beliefen sich laut amtlichen Zahlen auf eineinhalb Mrd. Euro (plus 23 Prozent). Allerdings findet sich in der Exportsumme ein nicht unerheblicher Anteil von Re-Exporten wieder. Diese Zahlen nannten Verbandsvertreter der Spielwarenindustrie, des Spielwaren-Einzelhandels, der Spielwarenmesse und beauftragte Marktforschungsinstitute in Nürnberg.

Hauptimport-Nation war 2001 wiederum China mit einem Einfuhranteil von fast 52 Prozent an den Gesamtimporten. Dies entspricht einem Warenwert von 1,2 Mrd. Euro. Auf Rang zwei der Importnationen folgt Japan mit über 14 Prozent Anteil, an dritter Stelle folgten mit großem Abstand die osteuropäischen Länder mit 5,3 Prozent Importanteil und die Niederlande mit rund drei Prozent.

Die bedeutendsten Absatzländer für deutsche Spielwaren-Exporte sind die Länder der Europäischen Union. Wichtigster außereuropäischer Absatzmarkt für deutsche Spielwaren bleiben die USA (Anteil von rund sieben Prozent). Der Inlandsmarkt legte gegenüber dem Jahr 2000 in Einzelhandelspreisen einschließlich Videospiele um ein Prozent auf 3,2 Mrd. Euro zu. Traditionelles Spielzeug ohne den Bereich Videospiele machte dabei etwa 2,4 Mrd. Euro aus und büßte gegenüber 2000 etwa ein halbes Prozent ein.

Nach Einschätzung des Kölner Bundesverbandes des Spielwaren-Einzelhandels (BVS) wird dieser Umsatz des Jahres 2001 heuer um zwei bis fünf Prozent verfehlt. Voraussetzung für den prognostizierten moderaten Rückgang sei jedoch, dass das Weihnachtsgeschäft gut läuft. Nach Angaben des Verbandes entfallen regelmäßig rund 40 Prozent des jährlichen Branchenumsatzes auf das Weihnachtsgeschäft. „Das Gesamtergebnis entscheidet sich im Endspurt“, so BVS-Geschäftsführer Willy Fischel. Die Einbrüche im ersten Halbjahr wurden als „schwerwiegend“ bezeichnet.

Die Anzahl der Beschäftigten der Branche wurde für 2001 mit rund 13 000 Mitarbeitern (davon 11 300 in den alten Bundesländern) angegeben – rund zwei Prozent weniger als im Vorjahr.

Nach Einschätzung des BVS befindet sich der deutsche Einzelhandel im schwersten Jahr seiner Geschichte. Der Spielwaren-Facheinzelhandel habe sich dem bislang nicht entziehen können, das Umsatzminus über alle Vertriebswege lag laut BVS in den ersten neun Monaten 2002 zwischen ein und zehn Prozent. Dennoch kann insgesamt eine befriedigende Umsatzentwicklung für 2002 konstatiert werden, da trotz der gesamtwirtschaftlich schwierigen Situation der Spielwaren-Absatz für die Kernzielgruppe der bis zehnjährigen Kinder gesteigert wurde. Umsatzrückgänge sind dagegen in den auf Erwachsene ausgerichteten Bereichen zu bemängeln. Der Verband sieht vorerst kein Ende dieser Konsumflaute und rechnet frühestens für Mitte 2003 mit einer spürbaren Belebung im Handel. Eine wichtige Beobachtung der Verbandsvertreter macht etwas Hoffnung: Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten werde nicht übermäßig bei den Ausgaben für Kinderspielwaren gespart, so Ergebnisse der Marktforschung. Qualitätsspielwaren würden gerade in Zeiten mit höherem Sicherheitsdenken und größerer Sparsamkeit bevorzugt, ebenso modulare, ausbaufähige Spielzeuge wie Eisenbahn, Rennbahn oder Modellautos. Ausländische Spielwarenmärkte würden einen deutlich größeren „Wegwerf-Charakter“ aufweisen als Deutschland.

Bei den Vertriebswegen entfallen nach wie vor auf den Spielwaren-Fachhandel zusammen mit den Fachabteilungen der Warenhäuser über 50 Prozent des Spielwarenumsatzes.

Spielgesellschaft löst Spaßgesellschaft ab
Kinder bleiben aus Sicht des Handels als „Euromilliardäre“ eine der wichtigsten Zielgruppen für Spielwaren. Kinder verfügten über mehr Geld als je zuvor. Bei den Zukunftsaussichten gibt sich die Branche optimistisch: Spielen liege im Langfrist-Trend. Die „Spaßgesellschaft“ mit kurzlebigen, oberflächlichen Trends habe ausgedient, die „Spielgesellschaft“ sei im Kommen, so der Verband der Spielwarenindustrie unter Berufung auf verschiedene Studien zum Freizeitverhalten.

Die kommende 54. Spielwarenmesse wird als größter weltweiter Branchentreff vom 30. Januar bis zum 4. Februar in der NürnbergMesse stattfinden. Es werden über 75 000 Besucher und Facheinkäufer aus 107 Ländern erwartet. Eine Mio. Produkte, davon rund 60 000 Neuheiten werden von Herstellern aus über 50 Ländern gezeigt werden.

Spielwarenmesse mit neuem Chef
Der 48-jährige Diplomkaufmann Ernst Kick ist seit 1. Dezember 2002 Sprecher des Vorstandes der Nürnberger Spielwarenmesse eG. Kick leitete von 1988 bis 2000 in der Münchener Messegesellschaft internationale Fachmessen, wie etwa die „systems“. Seit 1999 verantwortete er als Geschäftsbereichsleiter alle Technologiemessen der Messe München. Einen Schwerpunkt seiner Tätigkeit sieht der neue Chef im Ausbau der Auslandsaktivitäten und in der Stärkung des Vertriebs.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2002, Seite 46

 
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