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Unter den Top Ten der StartUp-Sparkassen

„Wir sind mit zwei blauen Augen aus dem Jahr herausgekommen, im Vorjahr war es nur eines,“ bilanziert Rainer Heller, Vorstandschef der Sparkasse Fürth das vergangene Geschäftsjahr. Die schwierige wirtschaftliche Gesamtlage, Insolvenzen auf Rekordniveau und die hohe Arbeitslosigkeit hätten deutliche Spuren hinterlassen.

Die Bilanzsumme der nach Nürnberg und Erlangen drittgrößten Sparkasse in Mittelfranken sank leicht auf knapp 2,82 Mrd. Euro. Der ausgewiesene Bilanzgewinn brach um über ein Drittel auf 1,03 Mio. Euro ein. Dieser Wert konnte allerdings nur durch „aktivierte Vorsorgereserven“ erreicht werden. Denn das Betriebsergebnis konnte zwar um rund ein Viertel auf 24,6 Mio. Euro gesteigert werden, die Risikovorsorge verdoppelte sich aber auf 24,9 Mio. Euro. Damit rutschte das operative Geschäft letztlich in den roten Bereich. Zwei Drittel der Risikovorsorge resultierten aus dem schwächelnden Kreditgeschäft, weil Kreditnehmer mit Schulden zwischen 100 000 und 500 000 Euro zu Wackelkandidaten geworden sind. Das überproportional hohe Engagement bei Handwerksbetrieben mache sich hier bemerkbar. Das dritte Drittel musste für Bewertungsmaßnahmen im Aktienbereich aufgewendet werden. Für Heller ist die Höhe der Risikovorsorge allerdings ein Ausrutscher: Im laufenden Jahr soll sie auf zwölf Mio. Euro halbiert werden.

Unterm Strich erhöhten sich die Kundenkredite um ein Prozent auf 1,84 Mrd. Euro, wobei insbesondere längerfristige Kredite, mit einer Laufzeit ab fünf Jahren stark zulegten. Auch auf der Einlagenseite stieg das Volumen um 1,5 Prozent auf 2,23 Mrd. Euro. Das Sparverhalten der Sparkassen-Kunden spiegele eine gewisse Unsicherheit wider: Längerfristige Anlageformen wurden gemieden, am stärksten legten dafür täglich fällige Gelder zu. Geld sei bei den Sparern nach wie vor vorhanden, man wolle sich aber angesichts wirtschaftlicher Unsicherheiten nicht zu fest binden, sondern lieber flexibel bleiben. In diesem Zusammenhang scheint sich auch eine Renaissance im Immobiliengeschäft anzubahnen. Das Verbundgeschäft mit LBS-Bausparverträgen (plus 3,7 Prozent) sowie der Umsatz der Sparkassenimmobiliengesellschaft (plus 52,9 Prozent) bestätigen diesen Trend. Auch die Vorsorge mit Lebensversicherungen verbesserte sich zweistellig.

Als eine Art der Standortförderung versteht das Institut auch das Engagement bei der Finanzierung von Existenzgründern und Unternehmensübergaben. Hier wurden insgesamt sechs Mio. Euro an 53 Gründungen vergeben. Damit sieht sich die Sparkasse Fürth bundesweit wieder unter den Top Ten der StartUp-Sparkassen.

Synergien aus der Fusion mit der ehemaligen Sparkasse aus dem Fürther Land konnten aus der Personalseite mobilisiert werden. Derzeit sind 941 Mitarbeiter im Jahresdurchschnitt beschäftigt, 18 weniger als im Vorjahr. Die Zahl der Azubis erhöhte sich dagegen von 40 auf 44. In den nächsten Jahren sollen weitere 80 bis 90 Stellen wegfallen, allerdings wie bisher lediglich über natürliche Fluktuation.

Mit einem gestrafften Vertriebskonzept will sich das Fürther Institut als „perfekte Synthese“ aus Berater- und Direktbank profilieren, die je nach Kundenwunsch entweder nur einfache Bankgeschäfte abwickelt oder maßgeschneiderte Lösungen erarbeitet. Ziel sei es, den Service für die Kunden spürbar zu verbessern. Zu den Bausteinen gehört etwa eine neue zentrale Telefonservicestelle, bei der Banker mit qualifizierter Auskunft weiterhelfen können; oder die kombinierte Öffnung in zwei Filialen im Fürther Land, bei der der Geschäftsbetrieb mit einer Mannschaft durch Pendeln aufrecht erhalten werden kann. Eigentlich müsste ein Standort aus Kostengründen aufgegeben werden.

Für das laufende Jahr rechnet Heller, nach einem positiven Start in den ersten beiden Monaten, mit insgesamt leichten Zuwächsen sowohl auf der Einlagenseite als auch im Kreditgeschäft. Hier profitiere die Sparkasse Fürth von der Mitfinanzierung des Wohnungsbaus im „Südstadt Park“. Aber auch die restriktive Kreditpolitik der Großbanken sorgt für neue Impulse. Hier hält sich Heller allerdings bedeckt: „Ich will es vorsichtig formulieren. Ich habe nicht den Eindruck, dass wir derzeit im Kreditgeschäft bei kleinen und mittleren Unternehmen in besonders harter Konkurrenz stehen.“ tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2003, Seite 59

 
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