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Wo bleiben die Erfassungsgeräte?

Die Lkw-Maut, die am 31. August 2003 eingeführt werden sollte, wird auf den 2. November 2003 verschoben. Erst ab dann wird diese streckenbezogene Nutzungsgebühr eingezogen. Nach Aussage von Bundesverkehrsminister Dr. Manfred Stolpe werden die Monate September und Oktober als „zweimonatige aktive Einführungsphase“ genutzt, um das System von den Nutzern „auf Herz und Nieren“ testen zu lassen. Damit wurde den dringenden Forderungen der IHK-Organisation und des Transportgewerbes entsprochen.

Aus Sicht der IHK Nürnberg für Mittelfranken ist die Einführung grundsätzlich nur dann vertretbar, wenn alle technischen Voraussetzungen geschaffen sind. Dies sei aber derzeit keinesfalls gegeben. Eine IHK-Umfrage unter Transportunternehmen, Speditionen, Werkverkehr treibender Industrie und lizenzierten Lkw-Werkstätten hatte ergeben, dass Mitte Juli innerhalb Mittelfrankens noch keine so genannten On-Board-Units (OBU) zur Verfügung standen. Mit diesen in den Fahrzeugen installierten Geräten werden die gefahrenen Strecken und die zu bezahlende Maut registriert.

Den Mautpflichtigen stehen über die Gesellschaft Toll Collect, die mit dem Aufbau des Mautsystems betraut ist, drei Zugänge zum Mautsystem zur Verfügung: Die automatische Einbuchung mit einem Fahrzeuggerät (On-Board-Unit) sowie die manuelle Einbuchung an Mautstellen-Terminals oder über das Internet. Bei der Internet-Einbuchung müssen Fahrtbeginn und Fahrtroute eingegeben werden. Das System errechnet dann eine Zeit, zu der die Fahrt spätestens abgeschlossen sein muss. Die Zeitvorgabe soll verhindern, dass eine gebuchte Strecke mehrfach mit demselben „Ticket“ befahren wird.

Laut Bundesregierung sollten bis zum ursprünglich geplanten Einführungstermin am 31. August 250 000 Geräte bereit stehen. Diese Zahl wurde inzwischen auf unter 150 000 korrigiert. Eine so geringe Zahl von OBU würde nach Auffassung der IHK einen reibungslosen Ablauf auf den bundesdeutschen Autobahnen unmöglich machen. IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Dieter Riesterer hatte diese Bedenken Mitte Juli in einem Schreiben an Bayerns Wirtschaftsminister Dr. Otto Wiesheu deutlich gemacht.

Sollten die organisatorischen und technischen Probleme weiter bestehen, ist nach Auffassung der IHK eine kulante Übergangsphase mit pragmatischen Lösungen erforderlich. Hierzu gehöre z.B. ein flexiblerer Umgang mit den strengen Zeitfenstern bei der Internet-Einbuchung. Ein Fahrer, der auf Grund zusätzlicher Fahrten, Stau oder Unfall die Zeitfenster überschreitet, würde bereits als „Maut-Preller“ gelten. Eine Erweiterung des Zeitfensters würde es auch Fahrzeugen ermöglichen, sich per Internet einzubuchen, die keinen Linienverkehr nach Fahrplan betreiben.

Unabhängig vom Einführungstermin rät die IHK allen Transportunternehmern, Speditionen sowie dem Werkverkehr sich, sofern noch nicht erfolgt, zügig bei Toll Collect registrieren zu lassen. Auf diese Weise wird die Einbuchung an den Terminals sowie im Internet deutlich beschleunigt. Alle Unternehmer, die bei Toll Collect eine On-Board-Unit beantragt haben, sollten sich sofort nach Eingang der Fahrzeug-Chipkarten mit einer lizenzierten Lkw-Werkstatt in Verbindung setzen, um den Abgleich zwischen Chipkarte und On-Board-Unit vornehmen zu lassen. Dies sollte bereits vor dem Einbau erledigt sein.

IHK-Merkblatt „Lkw-Maut“
Detaillierte Informationen zum aktuellen Sachstand sowie zu betroffenen Fahrzeugen, Ausnahmeregelungen technischer Abwicklung, Mauthöhe und Zukunft der Eurovignette finden sich in dem aktuellen IHK-Merkblatt „Lkw-Maut in Deutschland“.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 08|2003, Seite 23

 
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