Telefon: +49 911 1335-1335

Behinderte Menschen bringen Leistung

Der Eingliederung von behinderten Menschen in den Arbeitsmarkt hat sich Hans Peter Schmidtlein mit seinem Integrationsunternehmen Montigra verschrieben. Mittlerweile sind schon 25 Personen (davon ist die Hälfte schwerbehindert) in dem 2001 gegründeten Unternehmen in Markt Erlbach beschäftigt, das hauptsächlich Montagearbeiten und Lohnfertigungen durchführt. Im Herbst dieses Jahres soll auch ein Azubi eingestellt werden. Das nach eigenen Angaben bayernweit erste Integrationsunternehmen, das privatwirtschaftlich geführt wird, wurde für diese soziale Innovation mit dem 3. Preis des IHK-Gründerwettbewerbs 2003 ausgezeichnet.

Hans Peter Schmidtlein war früher als Maurer-Polier beschäftigt und führte einen landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieb, wegen einer Lungenerkrankung wurde er jedoch schwerbehindert und musste beide Tätigkeiten aufgeben. Im Laufe der Zeit wuchs der Wunsch, dies nicht einfach hinzunehmen, sondern durch ein eigenes Unternehmen selbst etwas zu gestalten. Sein Nachbar Rainer Krug, Geschäftsführer der Rainer Krug GmbH Berufliche Bildung mit Sitz in Neustadt a.d. Aisch, bestärkte ihn in dieser Absicht und steht ihm seitdem als Mentor bei der Gründungsplanung, beim Aufbau des Unternehmens und für betriebswirtschaftliche Fragen zur Seite.

Krug, der mit seinem Unternehmen im Auftrag von Arbeitsämtern Problemgruppen qualifiziert, hatte immer wieder die Erfahrung gemacht, wie schwer sich trotz Qualifizierung die Arbeitsplatzsuche von schwerbehinderten Menschen gestaltet. Viele Unternehmer scheuen die Einstellung, weil sie einen hohen Betreuungsaufwand fürchten; sie vergeben leichtere Arbeiten deshalb lieber an Heimarbeiter und Behindertenwerkstätten, oder sie gleichen kurzzeitige Arbeitsspitzen durch Zeitarbeiter aus.

Hans Peter Schmidtlein wollte mit seinem als Einzelunternehmen geführten Betrieb eine Alternative schaffen: „Behinderte Menschen sollen mit einem regulären Arbeitsvertrag beschäftigt werden und Geld durch effektive Arbeit erwirtschaften.“ Möglich geworden war die Unternehmensgründung durch eine Änderung im Sozialgesetzbuch IX, in dem die Bedingungen für die staatliche Förderung von Integrationsprojekten geregelt sind. Das Angebot von Montigra für die Kundenunternehmen ist also auch deshalb attraktiv, weil der Nachteil der langsameren Arbeitsgeschwindigkeit der behinderten Mitarbeiter – wie bei anderen Integrationsunternehmen auch – durch Fördermittel ausgeglichen werden kann.

Die Arbeitsplätze und die zu bearbeitenden Aufgaben werden so organisiert, dass sie teilweise im Sitzen, teilweise im Stehen und im Wechsel mit fließenden Bewegungsabläufen durchgeführt werden können. Einschränkungen in der Arbeitsgeschwindigkeit, der Koordination und der Auffassungsgabe werden durch wiederkehrende Routinen aufgefangen. Von den Mitarbeitern werden zumindest „mittlere“ Fähigkeiten bei Fingerfertigkeit, Feinmotorik, manueller Koordination und Geschwindigkeit verlangt. Ein Teil der Montigra-Mitarbeiter bringt bereits eine fachliche Ausbildung mit, die meisten anderen werden angelernt. Für die Anleitung der Beschäftigten und die Qualitätssicherung sorgt ein Industriemeister Metall.

Vor der Einstellung können die Bewerber in „Praktika“, durch Arbeitsproben und Trainingsmaßnahmen beweisen, dass sie mit den Aufgaben zurecht kommen und dass sie sich gut in das Team von Montigra einfügen. Bei der Auswahl und bei der Betreuung der Mitarbeiter wird Schmidtlein von Arbeitsamt, Sozialamt, dem Integrationsfachdienst (IFD) und der Rainer Krug GmbH beraten.

Zwei Jahre nach der Gründung von Montigra, das seinen Sitz in der Ortsmitte von Markt Erlbach in einem vormaligen Supermarkt hat, nutzt bereits eine Reihe von Unternehmen das Angebot der inzwischen 25 Mitarbeiter, zu denen neben Schwerbehinderten auch Langzeitarbeitslose gehören. Die Kunden, die vorwiegend aus den Landkreisen Bad Windsheim/Neustadt a.d.A. und Fürth kommen, geben beispielsweise die Bearbeitung und Montage von Metall- und Kunststoff-Bauteilen sowie Sortier- und Verpackungsarbeiten in Auftrag.

Umfangreich ist die Produktpalette, die von dem Montigra-Team bearbeitet wird: Befestigungstechnik für Rohre und Lampen gehört ebenso dazu wie Schallschutzringe und Handy-Freisprechanlagen aus Kunststoff oder Teile von Mikrofonen. Zunehmende Bedeutung für den Geschäftserfolg bekommen laut Schmidtlein höherwertige Maschinenarbeiten, für die höhere Preise zu erzielen sind und für die u.a. Drehbänke, Fräsmaschinen, Stanzen und Schweißmaschinen zur Verfügung stehen.

bec.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 08|2003, Seite 12

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick