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Umsatzrückgang durch schwachen Real

1,8 Mrd. Blei- und Farbstifte produziert der nach eigenen Angaben weltgrößte und älteste Hersteller von holzgefassten Stiften Jahr für Jahr. Hintereinander gelegt ergäben diese Stifte eine Strecke von der Erde bis zum Mond oder acht Mal um die Erde. Trotz dieser beeindruckenden Zahlen ist der konsolidierte Umsatz der Faber-Castell-Gruppe im abgelaufenen Geschäftsjahr (1. April 2002 bis 31. März 2003) um acht Prozent auf 276,4 Mio. Euro gesunken. Der Umsatzrückgang ist ausschließlich auf die Abwertung des brasilianischen Real zurückzuführen. 24,1 Mio. Euro kostete die wirtschaftliche Lage des südamerikanischen Landes das Unternehmen.

Gleichzeitig erwirtschaftete es einen Jahresüberschuss vor Steuern von 12,6 Mio. Euro (4,8 Prozent des Umsatzes), im Vorjahr hatte der Überschuss bei 8,3 Mio. Euro gelegen (2,9 Prozent des Umsatzes). Zu der Steigerung wesentlich beigetragen haben das Kerngeschäft (Schreiben, Malen, kreatives Gestalten) des deutschen Standortes und die Ergebnisverbesserung in Argentinien, wo auf Grund der Maßnahmen zur Stabilisierung der Währung nach der „katastrophalen Entwicklung“ im letzten Jahr, nun wieder ein ausgeglichenes Ergebnis erwirtschaftet werden konnte.

In Europa/Nordamerika wuchs der Umsatz um drei Prozent auf 160,1 Mio. Euro. Wachstumsimpulse gingen vor allem von der Sparte Schreib- und Zeichengeräte aus, während der Bereich Kosmetik einen Rückgang verbuchen musste. In den ersten fünf Monaten des laufenden Geschäftsjahres (April bis August 2003) erzielte das Unternehmen in der Region ein Umsatzminus von zwei Prozent. In Deutschland wurde im letzten Jahr eine Umsatzsteigerung von sieben Prozent erreicht, womit sich Faber-Castell erneut deutlich über dem Branchendurchschnitt bewege. Das augenblickliche Wachstum der Marke in Deutschland beträgt 11,6 Prozent. In den USA legte das Unternehmen auf Dollar-Basis ebenfalls um sieben Prozent zu, wegen des schwachen Dollars blieb aber unter dem Strich ein leichtes Minus auf Euro-Basis.

Als „enttäuschend“ bezeichnete der Geschäftsführende Gesellschafter Anton Wolfgang Graf von Faber-Castell die aktuelle Entwicklung in Lateinamerika. Auch der Ausbau der Marktanteile in Argentinien, Brasilien und Peru konnte nicht verhindern, dass man schließlich mit einem Umsatzminus von 18 Prozent auf 125,2 Mio. Euro abschloss. Ein Risikofaktor bleibt Brasilien: Seine schlechte wirtschaftliche Lage schlägt sich im laufenden Geschäftsjahr bereits in einem Minus von 28 Prozent in Lateinamerika nieder.

Dafür zeichnet sich mittelfristig ein „exzellentes Wachstum“ im Pazifik-Raum und in Fernost ab, wo gegenüber dem Vorjahr mit 47 Mio. Euro drei Prozent mehr Umsatz erzielt wurden. Insbesondere in China und Indien konnte dazu gewonnen werden. Trotzdem fährt Faber-Castell während der ersten fünf Monate des laufenden Geschäftsjahres fünf Prozent weniger Umsatz ein, was Graf von Faber-Castell mit den Nachwirkungen der SARS-Epidemie erklärt. Die Marke ist in über 100 Ländern vertreten und vertreibt rund 2 500 Artikel.

Laufendes Geschäftsjahr
Das gute Schulgeschäft, bei dem ein „überragender Zuwachs“ mit hochwertigen Produkten erzielt werden konnte, spiegle leider nicht die augenblickliche Gesamtlage wider. Im laufenden Geschäftsjahr 2003/04 verzeichnet Faber-Castell bisher einen konsolidierten Gruppenumsatz von 88,6 Mio. Euro, das sind 13 Prozent weniger als in den ersten fünf Monaten des Vorjahres. „Ziel ist es – und das ist bescheiden und befriedigt mich nicht – den Umsatz des letzten Jahres zu erreichen“, erklärt Graf von Faber-Castell, fügt aber hinzu, dass die Jammerei gar nichts nütze. „Unsere Zugewinne kommen aus dem Wettbewerb und nicht aus einem Wachstum des Handels.“

Dafür sei es auch notwendig, am Standort Deutschland die Effizienz zu steigern. An weitere Automatisierungen, an Synergien durch den Kosmetik- und den Schreiben- und Zeichnen-Bereich in Stein und an einen Abbau von Personalkosten denkt das Unternehmen dabei. In Geroldsgrün würden sicher keine Arbeitsplätze gestrichen, für Stein wollte Graf von Faber-Castell aber einen Personalabbau nicht grundsätzlich ausschließen. Es seien aber keine dramatischen Maßnahmen geplant, vielmehr handle es sich um einen kontinuierlichen Prozess. Und wenn es gelinge, die Effizienzsteigerung durch eine reine Volumensteigerung zu erreichen, werde auch kein Personal abgebaut. Weltweit beschäftigt Faber-Castell in 15 Fertigungsstätten und in 18 Vertriebsgesellschaften 5 500 Mitarbeiter, davon in Brasilien 2 800. In Deutschland sind es 842 (643 in Stein und 199 in Geroldsgrün) inklusive 24 Auszubildende.

wb.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2003, Seite 56

 
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