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Dürers Sternenkarte (1515)

Ein besonderes Highlight der Graphischen Sammlung des Germanischen Nationalmuseums sind die beiden Sternkarten Albrecht Dürers. Dank des Engagements der Zukunftsstiftung der Stadtsparkasse Nürnberg gelang es, die Himmelskarten für die Dürer-Stadt zu sichern. Diese je 43 mal 43 Zentimeter großen Holzschnitte sind in hervorragendem Zustand und in vielerlei Hinsicht bemerkenswert.

So sind es die ersten gedruckten Sternkarten überhaupt. „Mit den Nürnberger Karten wurde das astronomische Wissen der Spätantike sowie arabischer Wissenschaftler erstmals in gedruckter Form der Fachwelt vorgelegt – eine wissenschaftliche Publikation ersten Ranges;“ so Dr. Christian Vogel, Pressesprecher des Museums. Die Blätter der nördlichen und südlichen Hemisphären, sie spiegeln wieder einmal Dürers Universalität wieder.

Die Veröffentlichung ist eine Kooperation mit Johannes Stabius, der als Herausgeber firmierte, seines Zeichens Hofhistoriograf und wissenschaftlicher Berater im Dienste Kaiser Maximilians sowie Mathematiker, Geograph und Astronom. Ihm hatte Dürer einige kaiserliche Aufträge zu verdanken. Für die Berechnung der Sternorte war Conrad Heinfogel zuständig. Er war ein Schüler Bernhard Walthers (1430 - 1504), der wiederum zusammen mit Regiomontanus astronomische Beobachtungen durchführte und dessen Haus mit Sternwartengeschoß Dürer 1509 erwarb. Albrecht Dürers Aufgabe war die der gestalterischen Umsetzung in den Holzschnitt. Die Abbildung des nördlichen Sternenhimmels zeigt entsprechend der ptolemäischen Tradition zwölf Tierkreiszeichen in zwölf Kreissegmenten, entgegen den Uhrzeigersinn und als Rückenansicht, da nicht von der Perspektive der Erde, sondern von außen betrachtet. In den Ecken sind vier berühmte Astronomen als Halbfiguren mit Himmelsgloben wiedergegeben: Aratus Cilix, Ptolemeus Aegyptus, Marcus Manilius und Addorhaman Al-Suphi.

Als Vorbilder dienten Karten, die Heinfogel schon 1503 auf Pergament zeichnete. Außerdem hat Albrecht Dürer für Johannes Stabius 1515 noch eine Weltkarte erstellt: Den von Martin Behaim in Nürnberg geschaffenen allerersten Erdglobus (1493) hat der Künstler in kongenialer Weise mittels Stereometrie und Perspektive in die Fläche projiziert.

Der berühmteste Sohn Nürnbergs hat mit diesen drei wissenschaftlichen Darstellungen auch wichtige kulturhistorische Dokumente geliefert, die Nürnbergs bedeutende Stellung für die humanistische Wissenschaft belegen.

Autor/in: 
Eva Schickler
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2003, Seite 10

 
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