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Sponsoren und Mäzene finanzieren „Insel der Poesie“

Die Nürnberger Kulturmeile ist um eine Attraktion reicher: Direkt gegenüber dem Neuen Museum wurde das Literaturhaus eröffnet, mit dem sich die Luitpoldstraße zusehends als kultureller und gastronomischer Anziehungspunkt profiliert. Während bei der umfassenden Renovierung die Fassade des 1954 errichteten Gebäudes wieder im Stil der 50er Jahre gestaltet wurde, orientiert sich das von Literaturhaus-Leiter Dr. Manfred Boos ausgewählte Interieur an berühmten Kaffeehäusern und Künstlerlokalen in europäischen Metropolen. Die vergoldeten Wandleuchten etwa erinnern an Simone de Beauvoirs Stammcafé, das „Deux Magots“ in Paris, die Ledergarnituren in warmem Rot an die „Brasserie Lipp“. Wie in klassischen Wiener Kaffeehäusern laden bequeme Thonet-Bugholzstühle zum Verweilen ein. Beste Voraussetzungen also für eine Einrichtung, die als „Ort der Begegnung und des Nachdenkens“ und als „Insel der Poesie“ gedacht ist, wie Staatssekretär Karl Freller vom bayerischen Kultusministerium in seiner Eröffnungsrede ausführte.

Internationale Literaturszene zu Gast
An der Bar sitzen die Gäste Auge in Auge mit namhaften Repräsentanten der deutschen und internationalen Literaturszene, darunter Louis Begley, Antonio Skármeta und Nobelpreisträger Imre Kertéstz. Der LiteraturClub Nürnberg ist eine „Leserinitiative von Leuten, die ihr Interesse an internationaler Literatur pflegen“. Er wurde 1996 von Manfred Boos, damals noch Leiter der Fernsehabteilung im BR-Studio Franken, seiner Frau Gerda, Sparkassen-Marketingchef Dieter Herzog und weiteren Mitgliedern gegründet. Bis zu 170 Zuhörer wurden in den bisher 50 Lesungen gezählt, die erst im „Museum Gastronomie & Kultur“, dann im Marmorsaal des Presseclubs stattfanden. Über 400 Gäste waren es bei der Literaturhaus-Premierenveranstaltung mit Christa Wolf, der bedeutendsten Schriftstellerin aus der ehemaligen DDR, die aus ihrem tagebuchartigen Protokollband „Ein Tag im Jahr. 1960-2000“ las. 20 bis 30 Lesungen mit Autoren von nationalem und internationalem Rang sind für 2004 vorgesehen. Ein wichtiges Anliegen ist die Förderung der Leselust und -kompetenz bei Kindern und Jugendlichen. Literatur in Kombination mit anderen Künsten, etwa Musik, soll in neuen Veranstaltungsformen ausprobiert werden.

Keine staatlichen Zuschüsse
Das Nürnberger Literaturhaus bekommt keine kommunale oder staatliche Förderung, sondern wurde komplett finanziert durch eine Privatinitiative von Sponsoren (ab 5 000 Euro) und Mäzenen (ab 20 000 Euro), nämlich von der Zukunftsstiftung der Sparkasse Nürnberg, der Nürnberger Versicherungsgruppe, der N-Ergie, der Stiftung 2000 der WBG, der IHK-Kulturstiftung und dem Medien-Unternehmer Gunther Oschmann, der dem Literaturhaus-Verein das Gebäude vermietet. Durch ihre Beiträge sowie durch „Stuhlspenden“ sind bislang rund 520 000 Euro von den für Umbaumaßnahmen und Einrichtung erforderlichen 700 000 Euro zusammengekommen. Was die noch fehlende Summe anbelangt, hoffen Boos und Schatzmeister Dieter Barth auf bürgerschaftliches Engagement.

zei.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2004, Seite 32

 
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